A22-Ausbau: Bürgerinitiative übt Kritik an geplanten Lärmschutzwänden
Von Michaela Höberth
Allein bei der Vorstellung kann Josef Lehner von der Bürgerinitiative "Tunnel und grüner Übergang" nur den Kopf schütteln: "Geht es nach den Einreichplänen der Asfinag , sollen die Lärmschutzwände bei Stockerau-Mitte bis zu 13 Meter hoch werden. Das ist noch drei Meter höher als das ÖBB-Parkdeck", veranschaulicht er.
Seit 2018 kämpft die Initiative für einen Schutz der Stadt im Hinblick auf den geplanten A22-Ausbau auf sechs Spuren. Der Lärm- und Emissionsschutz war dabei immer ein Kernthema der Engagierten. Nun lud die Initiative zu einer Informationsveranstaltung bei der Abfahrt Mitte ein, um die Pläne der Asfinag zu veranschaulichen und zu hinterfragen.
Die Mitglieder wollten die Ausmaße der geplanten Lärmschutzwände bewusst machen, indem sie Luftballons in bis zu 13 Meter Höhe steigen ließ. Der Wind machte der Aktion zwar einen Strich durch die Rechnung. Doch auch so konnte die Initiative den Interessierten nahebringen, warum sie sich für eine Einhausung der ausgebauten A22 auf der gesamten Ausbaulänge - also von der A22-Abfahrt Ost bis in den Norden der Stadt - einsetzen.
"Die Gesamtfläche der Lärmschutzwände wurde entsprechend dem Einreichplan der Asfinag 58.000 Quadratmeter betragen. Darauf könnten 100 Einfamilienhäuser gebaut werden", führte die Initiative vor Augen. Hinzu komme, dass die beiden zusätzlichen Fahrstreifen auf Seiten der Stadt angelegt werden sollen. Die A22 würde demnach noch näher ans Stadtgebiet rücken, die Lärmschutzwände würden eine richtiggehende Mauer bilden und Stockerau noch mehr vom Naturschutzgebiet Au abgrenzen.
Umweltverträglichkeitsprüfung ist das Ziel
Doch auch im Hinblick auf das Verkehrsaufkommen seien Lärmschutzwände keine nachhaltige Lösung; derzeit brausen rund 70.000 Fahrzeuge pro Tag über die A22 und an Stockerau vorbei, mit dem Ausbau würden laut Initiative Kapazitäten für bis zu 120.000 Fahrzeuge pro Tag geschaffen werden. "Vom möglichen Verkehrszuwachs hat die Asfinag nur ein Drittel berücksichtigt. Und auch in Sachen Lärm orientiert sich an den gesetzlichen Grenzwerten, die laut WHO längst überholt sind", so die Sprecher.
Doch die Initiative wartete nicht nur mit Kritik, sondern auch mit Vorschlägen auf: Eine Geschwindigkeitsreduktion im Streckenabschnitt könnte den Lärm in einem ersten Schritt deutlich reduzieren. Eine langfristige Lösung wäre der Bau einer Grünbrücke, die die Stadt nicht nur schützen könnte, sondern auch eine Verbindung zur Au herstellen würde. "Es gibt solche Grünbrücken bereits an der A22, nämlich vier im Wiener Gebiet", so die Argumentation. Allerdings kostet der Bau Geld - Geld, das die Asfinag aus freien Stücken nicht in die Hand nehmen wird.
"Es gibt solche Grünbrücken bereits an der A22, nämlich vier im Wiener Gebiet"
Primäres Ziel der Initiative ist es daher, eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zu erreichen; die Stadt sowie eine Gruppe Stockerauer Bürger liegen diesbezüglich mit der Asfinag im Rechtsstreit. Aktuell wird eine Revision der Autobahngesellschaft vom Verwaltungsgerichtshof behandelt, nachdem das Bundesverwaltungsgericht bereits eine UVP für das Ausbauprojekt vorgesehen hätte.
"Ich bin aber durchaus zuversichtlich, dass der Verwaltungsgerichtshof das Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts nicht noch einmal aufhebt", sagte der ehemalige NEOS-Gemeinderat und Rechtsanwalt Martin Fischer, der die Stockerauer Bürger in dem Verfahren vertritt.