Winzer Wohlrab sieht beim „gemischten Satz“ rot
Von Roland Pittner
Der gemischte Satz kommt aus einem Weingarten mit unterschiedlichen Rebsorten. Die Trauben werden gemeinsam gelesen und zum Wein vergoren, so die Definition. Gekeltert werden diese Weißweine traditionell in Wien und Umgebung.
Rebellischer Roter
Der Wulkaprodersdorfer Winzer Willi Wohlrab bewirtschaftet ebenfalls einen nicht sortenrein ausgepflanzt Weingarten und daraus wird der „rote gemischte Satz: föllig blau“ gekeltert. Seit 31. Dezember 2020 darf die Bezeichnung „gemischter Satz“ allerdings nur mehr bei Weißweinen verwendet werden, wie die Weinbezeichnungsverordnung gesetzlich regelt.
Mit der hatte Wohlrab schon 2019 seine Probleme, als mehrere Etiketten und 420 Flaschen Schaumwein beschlagnahmt wurden. Damals durfte der Bio-Winzer die Riede auf den Etiketten nicht nennen, weil er wegen einer fehlenden Prüfnummer, keinen Qualitätswein, sondern Landwein produziert hatte.
Auch dieses Mal geht es um die Wahrheit am Etikett. „Genau wie die Definition des ,gemischten Satz’ es vorschreibt, so machen wir das und dürfen es jetzt nicht mehr aufs Etikett schreiben, weil es Rotwein ist“, kritisiert Wohlrab.
Sein Weingarten am Ried Föllig sei ein rares Überbleibsel aus früheren Zeiten. „Damals haben die Bauern alles gepflanzt, das an Rebmaterial da war“, sagt Wohlrab. Er sieht mit der Änderung der Weinbezeichnungsverordnung auch eine Verwässerung der Spezialität. Im Gegensatz zum „Wiener gemischten Satz“, bei dem die Trauben aus einem Weingarten stammen müssen, können ohne die Ortsbezeichnung Wien, die Trauben von verschiedenen Weingärten zusammengetragen werden. Sofern sie gemeinsam verarbeitet werden, dürfe die Bezeichnung „gemischter Satz“ am Etikett stehen.
Für Burgenlands Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld, der ebenfalls Mitglied im österreichischen Weinkomitee ist, ist der „gemischte Satz“ eine Wiener Spezialität in Weiß: „Im Vorjahr wurden 3,8 Millionen Liter weißer gemischter Satz produziert und im Vergleich 15.000 Liter roter.“ Vor allem bei der Vermarktung wolle man ein geschärftes Bild präsentieren, deshalb gilt die Bezeichnung nur mehr für Weißwein. Wie Wohlrab aufs Verbot reagieren wird: „Da müssen wir uns noch entscheiden“.
Volle Weinkeller: Export und Gastronomie fallen aus
Sind es sonst Hagelunwetter oder Trockenheit, die den Winzern zu schaffen machen, ist es im Moment das Coronavirus, das für Probleme sorgt. Denn die Ernte 2020 bewege sich leicht unter dem Durchschnitt von rund 700.000 Hektoliter, die Qualität sei gut, doch für viele Winzer ist ein großer Teil ihres Geschäfts weggebrochen. „Die Sorge ist groß, weil wir aufgrund der Marktlage mit massiven Ausfällen zu kämpfen haben“, sagt dazu Burgenlands Weinbaupräsident Andreas Liegenfeld im KURIER-Gespräch.
ProblemeVor allem jene Weinbauern, die ihre Waren an die Gastronomie verkaufen, haben starke Umsatzrückgänge. „Das gesamte Wintergeschäft ist flöten gegangen, vor allem in Westösterreich haben unsere Winzer einen wichtigen Rotwein-Markt verloren“, sagt Liegenfeld. Auch der Export ist rückläufig, bis auf wenige Ausnahmen, wie Deutschland, finden kaum Weine den Weg ins Ausland. Außerdem können die Winzer ihre Weine kaum präsentieren, weil Messen abgesagt wurden.
Es gebe aber auch Krisengewinner. Jene Winzer die an den Lebensmittel-Einzelhandel verkaufen, können sich über ein Umsatzplus bei österreichischen Weinen von zehn bis 15 Prozent im Vorjahr freuen, weiß Liegenfeld. „Es wird jetzt eben vermehrt zu Hause Wein getrunken“, sagt der Präsident. Denn auch jene Betriebe die auf Internethandel und Direktvermarktung setzen, hätten weniger Probleme mit dem Absatz ihrer Produkte.
Bei den Anbauflächen merkt der Weinnbau-Präsident keine großen Verwerfungen. „Im Süden gibt es ein kleines Plus an Rebflächen, vor allem durch den Uhudler und im Norden stagnieren die Flächen oder schrumpfen sogar leicht“, sagt Liegenfeld.