Chronik/Burgenland

Wehmütiger Abschied im Oberwarter Stadtcafé

Es wird Zeitung gelesen, getratscht und wie üblich sind viele Tische besetzt. Doch einiges ist am Donnerstag anders im Stadtcafé Oberwart. Die Gäste verabschieden sich mit Handschlag beim Chef Gustav Gamauf und seiner Frau Elfriede. Gusti kennt sie alle beim Namen, seine Stammgäste sind ihm heilig und es ist kein leichter Abschied.

Seit 35 Jahren führt er das Lokal. An seinem letzten Tag, dem 31. März, ist der Vollblutgastronom ein wenig wehmütig. Für die Bekannten gibt es einen Folder und eine Menükarte zur Erinnerung, samt persönlichem Brief zum Abschied. Kaffee, Strudel und Somlauer Nockerl werden noch ein letztes Mal kredenzt, bevor sich das Gastro-Paar in den Ruhestand verabschiedet.

Alle Inhalte anzeigen

Gusti ist schon als 15-Jähriger ins Gastgewerbe eingestiegen. Im Parkhotel in Bad Tatzmannsdorf lernte er das Geschäft von der Pike auf – doch die Selbstständigkeit war schon immer sein Traum. Vor 35 Jahren hat er den Schritt zum eigenen Kaffeehaus gewagt. „Es hat sich damals so ergeben und es war eigentlich früher, als ich geplant hatte, aber ich bereue die Entscheidung keinen Tag“, sagt Gamauf, der es liebt, mit den Gästen zu diskutieren – über welches Thema, ist fast egal.

Die Zigarette gehörte einfach dazu

Sein Ziel war es immer, ein Kaffeehaus im Wiener Stil zu führen. Zeitungen, Kaffee und selbst gemachte Mehlspeisen. Im Gegensatz zu vielen grantigen Kellnern in Wien ist bei Gusti Freundlichkeit aber oberstes Gebot, das Granteln liegt nicht im Naturell des 65-Jährigen. Aber „matschgern“ muss er schon das eine oder andere Mal. Etwa, als es um die Allergenverordnung ging, die digitale Registrierkasse oder auch das leidige Thema mit dem Rauchen. „Die Zigarette zum Kaffee gehörte schon dazu“, meinte Gusti.

Doch auch mit Rauchverbot blieben ihm die Gäste treu. Ein KURIER-Bericht zum 30-jährigen Jubiläum brachte ihm allerdings eine Anzeige ein, weil er das falsche „Rauchverbot“-Pickerl an der Tür hatte. Gamauf: „Dann waren die Pickerl ordnungsgemäß“. Während seiner Zeit im Kaffeehaus habe sich viel verändert. Den „Coffee to go“ hat es bei Gusti aber nie gegeben, „man muss nicht jedem Trend nachlaufen. Die Zeit für einen Kaffee sollte man sich nehmen“.

Lockdown machte Lust auf die Pension

Der Lockdown führte zur ersten Schließung des Kaffeehauses in seiner Geschichte. „Es blieb uns ja nichts anderes übrig“, sagt Gamauf. Durch diese Schließung ist er auch ein wenig auf den Geschmack gekommen. „Wir werden jetzt unsere Pension genießen“, sagt Gusti. Abgehen wird ihm der Trubel sicher ein wenig, in Zukunft wird er selber Gast sein und sich Zeit für einen Kaffee nehmen und ihn sicher nicht „to go“ mitnehmen.

Nachfolger konnte (noch) keiner gefunden werden.