Chronik/Burgenland

Schulschluss: Burgenlands Bilanz hängt von der Perspektive ab

Hinter den 32.000 burgenländischen Schülern liegt ein außergewöhnliches zweites Semester. Wegen der Covid-19-Pandemie fand ab Mitte März der überwiegende Teil des Unterrichts digital statt. Während die Schüler ihre Noten bereits im gestrigen KURIER vergaben, zogen am Freitag auch Bildungslandesrätin Daniela Winkler (SPÖ) und Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz Bilanz über das abgelaufene Schuljahr.

13.500 User benutzten etwa im Volksschulbereich das Online-Programm „skooly“, über 360.000 Nachrichten wurden so verschickt. Insgesamt sehen Winkler und Zitz das Burgenland im digitalen Bereich „hervorragend“ aufgestellt, man liege im „Spitzenfeld Europas“.

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„Digitalisierung soll nicht nur elektronische Unterhaltung sein. Es geht vielmehr darum, die Tools in den Unterricht einfließen zu lassen und die Kinder auf den richtigen und behutsamen Umgang vorzubereiten und zu schulen“, sagte Winkler.

Das sagen die Schüler

Die burgenländischen Schüler dürften die Situation etwas kritischer sehen, wie eine Online-Umfrage von Neos und Junos Burgenland mit 360 Teilnehmern der Oberstufe ergab. Dabei zeigte sich: 37 Prozent waren mit den gestellten Aufgaben überfordert, 40 Prozent erhielten selten bis nie eine Antwort von ihren Lehrern, 38 Prozent gaben an, dass die Lehrkräfte mit den digitalen Techniken überfordert waren.

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Ein zentraler Wunsch der Schüler ist eine einheitliche Lernplattform – und nicht wie derzeit bis zu 7 parallel laufende Plattformen.

Neue Initiative für Lernen im Sommer

Für die Sommermonate hat das Land die Initiative „fit4future“ ins Leben gerufen. Kinder und Eltern werden dabei vom 24. August bis 4. September (Montag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr) durch Tutoren der Pädagogischen Hochschule Burgenland virtuell unterstützt. Das Programm ist als zusätzliche Unterstützung neben der an 13 Standorten durchgeführten Summer-School gedacht, für die sich bereits 503 Schüler freiwillig angemeldet haben.

Das bringt Schüler zum Lernen

Der Frage, was Schüler zum Lernen bringt, hat sich eine Doktoratsstudentin der Fachhochschule Burgenland in ihrer aktuellen Dissertation gewidmet. Das Fazit von Autorin Eva Gröstenberger: „Angst und gute Lehrer bringen Jugendliche zum Üben.“ Sie befragte 379 Jugendliche aus Abschlussklassen an Höheren Schulen, erhoben wurde die sogenannte „Fremdsprachenangst“. „Leider ist die eigenständige Übungsbereitschaft der Schüler sehr gering“, stellt Gröstenberger fest. „Freiwilliges Üben ist eher selten, es braucht offensichtlich den Druck durch die Angst vor schlechten Noten.“

Klar hervorgegangen sei aber auch die Tatsache, dass engagierte Lehrer einen erheblichen Einfluss auf die Übungsfreudigkeit haben. Gröstenberger: „Viele Eltern konnten das während des Lockdowns beobachten: Unreflektiertes Onlinestellen von Übungsmaterialien bringt nichts.“ Lehrer müssten sprichwörtlich „dahinter sein“ und ihre Schüler gut begleiten. „Wir sehen also deutlich, dass auch intensive Zeiten des online Lernens den Lehrer oder die Lehrerin nicht unnötig machen. Feedback und Anleitung sind äußerst wichtig“, sagt die Pädagogin.

Deutlich belegen ließe sich, dass Mädchen, auch bei besseren Noten, viel stärker unter Fremdsprachenangst leiden, als ihre männlichen Klassenkollegen. „Die geschlechterspezifischen Ergebnisse zeigen, dass Mädchen sich in ihrer Freizeit signifikant weniger mit der Fremdsprache beschäftigen als Burschen“, so Gröstenberger. Erfreulich sei, dass sich ein überwiegender Großteil der Befragten sehr gut an der Schule aufgehoben und sehr gut durch die Pädagogen betreut fühlt. „Das war in den Anfangszeiten der Zentralmatura nicht immer so.“