Chronik/Burgenland

Rumänischer Rosenkrieg vor Gericht

Die beruhigende Nachricht: Auch ohne EDV funktioniert der Rechtsstaat. Weil sich der "elektronische Akt" nicht öffnen ließ, begann die Verhandlung im Landesgericht Eisenstadt am Dienstag Vormittag mit Verspätung. 

"Wir versuchen zu verhandeln, so gut es geht", ließ sich die erfahrene Richterin Doris Halper-Praunias von der technischen Panne nicht aus der Ruhe bringen. Und - um es vorwegzunehmen - es ging gut.

Zu verantworten hatte sich ein 28-jähriger gebürtiger Rumäne, der mit seiner Frau seit drei Jahren in Österreich lebt, derzeit im Bezirk Eisenstadt Umgebung. Das Paar hat einen gemeinsamen Sohn im Kleinkindalter und lebt in Scheidung. 

"Schwere Nötigung und Vergehen der Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung" seiner Frau wird dem Mann vorgeworfen, einen Monat verbrachte er deshalb auch in Untersuchungshaft. Der von Rechtsanwalt Marius Hortolomei vertretene und in Deutschland wegen Diebstählen vorbestrafte Mann bestreitet die Vorwürfe. Nur den Besitz eines Schlagrings gibt er zu, aber den habe sein Cousin in seinem Auto vergessen.

Die Frau, die schon zuvor kontradiktorisch vernommen wurde und am Dienstag nicht im Gerichtssaal ist, hat ihren Mann beschuldigt, sie unterdrückt und eingesperrt zu haben. Er soll sie geschlagen und versucht haben, sie zu vergewaltigen. 

Das sei "erfunden", entgegnete der Mann. Sie hätten sich gestritten und einander beschimpft, "aber wir haben uns nicht geprügelt". Vielmehr habe seine Frau von ihm für die etwaige "Versöhnung" 20.000 Euro für Schönheitsoperationen verlangt. Sie wollte Implantate und sich die Lippen aufspritzen lassen, übersetzte eine Dolmetscherin die Aussage des Angeklagten.

Eine Mitarbeiterin des Frauenhauses und ein Taxifahrer wurden zum Teil ungewollt Zeugen der konfliktbeladenen Beziehung. Die Sozialarbeiterin war dabei, als der Vater den Buben zur Mutter zurückbrachte. Er habe sie mehrfach als "Schlampe" beschimpft und ihr und der Mutter auf Rumänisch auch verbal gedroht - letzteres wisse sie mangels Rumänischkenntnissen aber nur von der Mutter.

Ob sie von seinem Mandanten bedroht worden sei, wollte Verteidiger Hortolomei von der Zeugin wissen. Er habe sie persönlich beschimpft, aber nicht bedroht, sagte die Mitarbeiterin des Frauenhauses. Und dann: "Hat er mich bedroht? Nein! Habe ich mich bedroht gefühlt? Ja!"

Der ebenfalls rumänischstämmige Taxifahrer stand mit der Frau, die er zu einem Termin gebracht hatte, neben dem Auto, als ihr Mann vorbeifuhr und aus dem Auto heraus gesagt habe: "Ich schwöre bei meinem Kind, ich bringe deine Mutter um", wenn er seinen Sohn nicht sehen dürfe. 

Er habe nicht den Eindruck gehabt, dass die Frau Angst gehabt habe, sondern: "Sie wollte einen Zeugen haben", so der Taxler, dem es sichtlich unangenehm war, als Zeuge aussagen zu müssen: "Ich bin nur ein Taxifahrer", wiederholte er mehrmals.

Am Ende wurde der Angeklagte zu acht Monaten bedingt verurteilt, die schwere Nötigung war zur Nötigung herabgestuft worden. Er akzeptierte das Urteil, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab, das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Ehefrau erhält 1.000 Euro zugesprochen. 

Anwalt Hortolomei ist zuversichtlich, dass sein Mandant seinen Sohn bald wieder sehen darf. Die gemeinsame Obsorge sei immer noch aufrecht und ein psychiatrischer Sachverständiger habe festgestellt, dass er seinen Sohn über alles liebe.