Klimaschutz: Schneller als der Rest, CO₂-Netto-Null bis 2030 als Ziel
Von Michael Pekovics
Während andere Regionen noch über Klimaschutzmaßnahmen nachdenken, setzt das Burgenland konkrete Schritte um. Die Klimastrategie, die das Bundesland 2019 erstmals formulierte, wurde im Vorjahr von 35 Experten evaluiert und geschärft: Das Ziel lautet nun, bilanziell klimaneutral bis 2030 zu sein.
Über 120 Maßnahmen sind dafür in Planung und Umsetzung, begleitet von einem neuen Klima-Expertenbeirat unter Leitung der renommierten Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb.
Unter der Leitung von Kromp-Kolb soll der Klima-Expertenbeirat nicht nur die laufenden Klimaprojekte des Landes überwachen, sondern auch politische Entscheidungen wissenschaftlich fundieren.
Expertenrat zur Orientierung und Kontrolle
"Das Unerwartete wird immer häufiger werden", betonte Kromp-Kolb. "Mit der Expertise aus dem Beirat wollen wir eine gute Evidenzbasis für politische Entscheidungen bereitstellen."
Der 16-köpfige Beirat ist breit aufgestellt: Neben neun stimmberechtigten Mitgliedern aus verschiedenen Klimaschutz- und Energiebereichen ergänzen sieben unterstützende Mitglieder die Expertise. Ihre Aufgabe: Empfehlungen aussprechen, Maßnahmen bewerten und Verbesserungsvorschläge entwickeln.
Die Erkenntnisse aus dem Beirat sollen die Basis für "den nächsten Schritt hin zur Klimastrategie 3.0" bilden, sagt Klimaschutzreferentin LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf. "Unsere Klimastrategie stellt sicher, dass wir im Burgenland effektiv Maßnahmen ergreifen, um unsere Umwelt zu schützen, unsere Wirtschaft zu stärken und unsere Lebensqualität zu verbessern." Der Weg zur Klimaneutralität soll durch "Einsparungen und das Ausschöpfen von Senkenpotentialen" geebnet werden – eine "Netto-Null bei den CO₂-Emissionen bis 2030 ist möglich", sagt Eisenkopf.
Junge Generation als Fokus
Ein wesentlicher Pfeiler der burgenländischen Klimastrategie ist die Sensibilisierung der jungen Generation. Bereits zum vierten Mal lädt das Land Burgenland zur Jugendklimakonferenz, die am 19. November mit noch mehr Teilnehmern als im Vorjahr stattfinden wird.
Laut Burgenland Energie-Vorstand Stephan Sharma sei das Burgenland "Weltmeister in der Energiewende". Er begründet das mit folgenden Zahlen:
- Bei der Windkraft sei die installierte Leistung von 1.171 Megawatt im Jahr 2020 um 23 Prozent auf 1.440 Megawatt 2024 erhöht worden.
- Die Photovoltaik-Leistung stieg laut Burgenland Energie im selben Zeitraum um 512 Prozent von 80 auf 490 Megawatt.
- In den vergangenen vier Jahren sei es gelungen, die Energieunabhängigkeit von 50 auf 62 Prozent zu erhöhen. 2025 sollen 70 Prozent erreicht werden.
- Bis 2030 sind 100 Prozent das Ziel und die Burgenland Energie ist optimistisch, dass dieses auch erreicht werden kann.
- Zusätzlich zu Wind- und Sonnenstrom soll dabei eine Offensive im Bereich der Energiespeicher helfen.
Mobile Klimaranger und altersgerechte Programme in Schulen sollen Klimabewusstsein von früh an fördern. "Die Jugend mitzunehmen ist essenziell", sagt Eisenkopf, denn sie sei "die Zukunft unseres Landes".
Tadten-Wallern: Innovationsprojekt mit Signalwirkung
Parallel zur Klimastrategie setzt das Burgenland in der Energiegewinnung auf eine zukunftsweisende Kombination: In Tadten-Wallern wächst seit April die größte Agri-PV-Wind-Anlage Europas. Bereits rund 210.000 Photovoltaik-Paneele sind installiert, die in den kommenden Monaten gemeinsam mit einem Windpark und auf 180 Hektar Fläche nachhaltige Energie erzeugen werden. Ein Tracker-System sorgt dafür, dass die PV-Module sich dem Sonnenstand anpassen und bis zu zehn Prozent mehr Strom erzeugen als herkömmliche Anlagen.
"Wir schreiben österreichische und europäische Photovoltaik-Geschichte", sagt Stephan Sharma, Vorstand der Burgenland Energie. Der neue Solarpark soll nicht nur Energie produzieren, sondern auch bio-landwirtschaftlich genutzte Flächen bieten, auf denen bereits Bio-Kichererbsen und Bio-Kartoffeln zwischen den Modulreihen angebaut werden.
Die Bedeutung dieses Projekts geht weit über das Burgenland hinaus, ist auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil überzeugt: "Die Antwort auf die Energiekrise und die Klimakrise muss aktives Handeln sein. In diesem Tempo werden wir noch viele andere Projekte umsetzen."
Mit diesen Projekten und dem klaren Ziel, bis 2030 klimaneutral und energieunabhängig zu sein, positioniert sich das Burgenland unter den Bundesländern als Vorreiter im Klimaschutz, so das Land. "Das Burgenland zeigt vor, wie das Handeln aussehen muss", fasst Sharma zusammen und betont die Dringlichkeit: "Wir müssen für unsere Kinder die Trendwende schaffen."