Ingrid Salamon: Abschied nach 22 Jahren als Bürgermeisterin
Mehr als 22 Jahre leitete Ingrid Salamon die Geschicke von Mattersburg. Am 30. November hatte die 63-jährige SPÖ-Bürgermeisterin ihren letzten Arbeitstag. Seit Donnerstag ist ihr Amt wieder in weiblichen Händen: Claudia Schlager wurde im Gemeinderat zur Bürgermeisterin gewählt.
Ob Salamon Wehmut empfinde? „Nein, ich bin nicht wehmütig – im Gegenteil.“ Sie wolle sich bei ihren Wählern bedanken und bei ihrer Familie, die ihr immer den Rücken gestärkt habe. „Wir werden diese Zeit jetzt genießen“, sagt die zweifache Mutter und Großmutter. Jetzt werde sie morgens ausgiebig frühstücken, die Tageszeitungen lesen und „mich freuen, dass es keinen vollen Terminkalender gibt“.
Seit 1987 war Salamon in der Kommunalpolitik tätig. „Ich komme aus einem sozialdemokratischen Haus, bei uns ist immer viel politisch diskutiert worden.“
Sie hat zunächst den Beruf der Bürokauffrau erlernt . Die SPÖ habe sie angesprochen, ob sie nicht mitarbeiten möchte. 1987 ist Salamon dem Ruf der Partei gefolgt und in den Gemeinderat eingetreten. 1995 wurde Salamon Stadträtin und 1998 1. Vizebürgermeisterin. Am 30. Juni 1999 wurde sie an die Gemeindespitze gewählt.
Meilensteine
In mehr als zwei Jahrzehnten sei viel geschehen, zieht Salamon Bilanz. 2006 etwa war das Altenwohnheim eröffnet worden, Schulen und Kindergärten wurden neu gebaut bzw saniert, das Feuerwehrhaus neu errichtet, der Elektrobus Mabu installiert und der Stadt- und Entwicklungsplanes erstellt. Als „eines der wichtigsten Dinge“ bezeichnet Salamon die Wirtschaftsförderung für Unternehmen. „Weil mir klar war, wenn es keine florierende Wirtschaft gibt, dann gibt es keine Steuereinnahmen für die Stadt.“
Die rund 7.500-Einwohner Stadt ist in den vergangenen Jahren gewachsen. „Aber nur leicht“. Etwa 80 neue Bewohner verzeichne man pro Jahr. „Wir haben immer geschaut, dass wir beim Zuzug mit der Infrastruktur Schritt halten.“
Ingrid Salamon
Wurde 1958 geboren.1999 wurde sie Bürgermeisterin, von 2010 bis 2020 warsie Landtagsabgeordnete. 2018 wurde sie SPÖ-Klubobfrau.
Claudia Schlager
Die 1973 Geborene machte nach der Matura eine Ausbildung zur Hauptschullehrerin. Ab 2009 unterrichtete sie in der PTS Mattersburg, 2015 wurde sie Direktorin.Seit 2020 ist sie Landtagsabgeordnete. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter.
Was ihre größten Herausforderungen waren? „Dass ich von jeder meiner Aufgaben, die ich erfüllt habe, immer was dazugelernt habe und mit meinem Team Ideen und Visionen umgesetzt habe.“ Funktionen hatte sie einige inne, unter anderem als Obfrau des Müllverbandes, SPÖ-Klubobfrau und Landtagsabgeordnete.
Betroffen sei sie, „wie alle anderen auch“, von der Pleite der Commerzialbank im Juli 2020 gewesen. „Natürlich hat kein Mensch Freude gehabt, was da passiert ist. Man muss aber sagen, dass der Stadt Mattersburg kein finanzieller Schaden entstanden ist.“ Auch wenn versucht würde, aus der Bankpleite einen Polit-Skandal machen zu wollen: „Das war er nicht. Kein Politiker der Welt ist an einer Bank beteiligt.“
Ob sie Schlager einen Rat mitgibt? „Nein. Ich werde sicher immer politisch denken und interessiert sein. Aber ich werde nicht aus der Reihe der Altpolitiker gute Ratschläge geben. Jeder hat seine Zeit.“
Die Zeit von Claudia Schlager ist am Donnerstag gekommen: Mit 20:4 Stimmen wurde sie zur Bürgermeisterin gewählt.
Bürgermeisterinnen haben noch immer Seltenheitswert
Dass es wieder eine Frau an die Spitze geschafft hat, hat noch immer Seltenheitswert: Österreichweit gibt es 91 Prozent Bürgermeister und nur neun Prozent Bürgermeisterinnen, wie aus dem SORA Gleichstellungsindex 2021 für den Städtebund hervorgeht.
Claudia Schlager will dazu beitragen, dass sich das ändert. „Ich möchte als Bürgermeisterin allen Frauen Mut machen, Führungspositionen anzustreben, sich diese zuzutrauen und sie auch einzunehmen.“ Wichtig sei ihr, „zukunftsorientiert zu denken“ und die Wünsche und Anliegen der Bewohner Mattersburgs und Walbersdorfs in die Entscheidungen einzubinden. Konkret wolle sie sich für die Verschönerung und Aufwertung der Stadt ebenso einsetzen wie für den Klimaschutz. Geplant sei der Ausbau der Radwege, des öffentlichen Verkehrs in der Innenstadt sowie der Infrastruktur für E-Mobilität. Einen Fokus will die Pädagogin auf die Ausbildung der Kinder legen. Mit Betreuungsmöglichkeiten auch während der Schulferien sollen u. a. Eltern entlastet werden. Sie selbst könne bei der Bewältigung ihrer Aufgaben auf Unterstützung ihrer Familie zählen. „Es ist wichtig, ein gutes Zeitmanagement zu haben und sich manchmal eine Auszeit zu nehmen.“