Grüne Protestaktion gegen Bodenversiegelung
Erst vor Kurzem hatte das Land die Pläne für die Errichtung der Baudirektion an dem neuen Standort in Stoob-Süd (Bezirk Oberpullendorf) präsentiert. Die Einrichtung soll das Straßenverwaltungsgebäude in Oberpullendorf ersetzen.
Die Baudirektion wird auf einem 25.440 Quadratmeter großen Grundstück errichtet – der KURIER hat berichtet. Die Grünen im Bezirk Oberpullendorf sind ob des Vorhabens „besorgt“: Dieser Tage setzten sie mit einer Protestaktion, bei der Teilnehmer mit Plakaten ihren Unmut kundtaten, am geplanten Standort „ein Zeichen gegen die fortschreitende Bodenversiegelung“.
"Meister im Zubetonieren"
„Immer mehr Einkaufszentren am Ortsrand, mehr und breitere Straßen brauchen natürlich auch mehr Betreuungsaufwand durch die Straßenverwaltung. Ein Teufelskreis, aus dem wir dringend aussteigen sollten. Burgenland ist schon jetzt Bundesmeister im Zubetonieren“, gibt Federica Hannel von der Grünen Wirtschaft zu bedenken.
Dabei würde nicht nur wertvolle Grünfläche und CO2-speichernder Humus verloren gehen, sondern auch Ackerland. Der Boden sei somit dauerhaft für jede Form der Lebensmittelproduktion verloren, erklärt Hannel.
Unterstützung bekommt Hannel von der Klubobfrau und Landessprecherin der Grünen Burgenland, Regina Petrik: „Dieses Zubetonieren muss endlich gestoppt werden. Es gibt reichlich versiegelte, aber ungenutzte Flächen, die für neue Bauten genutzt werden können. Diese Flächen müssen revitalisiert werden“, fordert Petrik, die selbst zu der Protestaktion nach Stoob gekommen war.
"Parteipolemik"
Im Büro des zuständigen Infrastrukturlandesrates Heinrich Dorner (SPÖ) kann man die Kritik nicht nachvollziehen. „Die Aussage, das Burgenland sei Bundesmeister im Zubetonieren, ist klassische Grüne Parteipolemik und hat mit der Realität nichts zu tun“, teilt ein Sprecher des Landesrates mit.
Mehr als ein Drittel der Fläche im Burgenland sei naturschutzrelevantes Gebiet, damit sei man Staatsmeister. Außerdem, so heißt es aus dem Büro des Landesrates, sei nur 5,71 Prozent der Fläche des Burgenlandes als Bauland ausgewiesen. Das hieße nicht, dass diese Flächen bereits bebaut seien.
"Absolut notwendig"
Auch am Standort für die geplante Baudirektion soll nicht gerüttelt werden. Der Neubau sei „absolut notwendig“, weil das Gebäude der Straßenmeisterei in Oberpullendorf in die Jahre gekommen sei und viel zu wenig Platz für Mitarbeiter und Geräte biete.
Den Standort Stoob habe man bewusst gewählt, weil dort die Anforderungen am besten erfüllt würden.
„Stoob liegt zentral, ist verkehrstechnisch gut an das höhere Straßennetz angeschlossen und verfügt auch über die nötige Fläche, um als betriebliches Zentrum für das gesamte Mittelburgenland fungieren zu können“, heißt es vom Büro Dorner auf KURIER-Anfrage. Der neue Stützpunkt bedeute eine Stärkung der Region und bringe mit etwa 110 Mitarbeitern „wichtige Impulse für das Mittelburgenland“.
Businesspark bei Oberpullendorf
Kritik üben seit Längerem nicht nur die Grünen im Bezirk Oberpullendorf an dem geplanten Businesspark, der beim Kreisverkehr B61a/B50 zwischen Oberpullendorf und Steinberg/Dörfl entstehen soll.
Der Verein BLOP! hatte - wie berichtet - eine Petition gestartet, weil „transparente Informationen...nicht zu finden waren“. „Ziel war dabei nie, den Businesspark zu verhindern“, erklärt BLOP!-Initiator Dietmar Csitkovics.
Nach etlichen Meetings mit Gemeindevertretung, Land und Vertretern der Wirtschaftsagentur Burgenland sei klar, dass es „hohe Risiken für die Umwelt und Landschaft durch Bodenversiegelung“ gebe. Auch eine Abwanderung von Betrieben aus dem Ortskern werde befürchtet.
25 Gemeinden dafür
Im Büro von Landesrat kontert man: Die Zustimmung aus den Kommunen sei groß. Bislang hätten 25 der 28 Gemeinden aus dem Bezirk einen Grundsatzbeschluss gefasst, sich an dem Projekt zu beteiligen. Die gesamte Region würde wirtschaftlich von dem Businesspark profitieren.
„Wir schaffen in dieser schweren Zeit bis zu 200 neue Jobs und geben Menschen, die unverschuldet ihren Job verloren haben, wieder eine Perspektive“, so ein Sprecher Dorners.
Start im Sommer 2022
In Abstimmung mit den verantwortlichen Stellen des Landes soll als Grundlage für eine Flächenwidmung als Bauland-Betriebsgebiet und auch für die spätere Bebauung ein Masterplan erstellt werden, der unter anderem auch ein Grünraum- und Bepflanzungskonzept, ein Energie- und Beleuchtungskonzept sowie auch ein entsprechendes Verkehrskonzept enthalten müsse.
Die Investoren müssten zudem einen Umweltbeitrag pro verkaufter Betriebsfläche leisten: Dieses Geld solle dann etwa in die Errichtung von Fotovoltaikflächen auf den Betriebsgebäuden sowie in die Grünraumgestaltung fließen.
Für jene Flächen, die durch den Businesspark verbaut werden, sollen im Gegenzug andere Flächen in den teilnehmenden Gemeinden von Bau- in Grünland rückgewidmet werden.
Der Baubeginn für den Businesspark wird für Sommer 2022 avisiert.