Chronik/Burgenland

Gärprozess im Obstgarten: Bauern wollen höhere Preise

In den Obstgärten von Johann Plemenschits wächst derzeit einiges, zum Beispiel auch Äpfel. Seinen Betrieb in Klostermarienberg bewirtschaftet er mit seinen Söhnen in fünfter Generation.

„Mein Urgroßvater hat unseren Hof vor 116 Jahren gekauft“, sagt Plemenschits, der auch Obstbaupräsident in der Landwirtschaftskammer ist.

Harte Jahre mit spätem Frost und Hagel machten den rund 40 Vollerwerbsbetrieben und den zahlreichen Nebenerwerbslandwirten im Land das Leben nicht einfacher. Doch nicht nur wegen der Wetterkapriolen gärt es in der Branche.

Selbstversorgung
45 Prozent des österreichischen Obstbedarfs werden von den heimischen Landwirten gedeckt. Bei Wein sind es 95, bei Getreide 88 Prozent. Dahinter folgen Kartoffel (85 Prozent), Gemüse (55 Prozent) und Ölsaaten (51 Prozent)


75,1 Kilogramm Obst
hat jeder Österreicher im Durchschnitt im Vorjahr gegessen. Das ist ein Rückgang um rund fünf Kilogramm

Als Interessensvertreter der Landwirte konnte er bisher nur wenig ausrichten, um die Marktbedingungen zu verbessern. „Preislich sind wir beim Obst auf dem Niveau von vor 35 Jahren“, sagt Plemenschits: „Wer geht heute für einen Lohn wie damals sonst noch arbeiten, außer die Bauern?“.

Als Beispiel rechnet er vor: „Damals hat ein Traktor 351.000 Schilling (rund 25.000 Euro) gekostet, heute kostet ein Gerät von der gleichen Marke für den gleichen Einsatz mehr als 100.000 Euro.“

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Die heute noch bestehenden Betriebe haben ihre Effizienz gesteigert, sich vergrößert und Abläufe verfeinert, um wirtschaftlich zu bleiben. „Aber irgendwann geht es nicht mehr“, meint Plemenschits.

Ein Problem, das in der gesamten Landwirtschaft vorhanden ist, attestiert der Obstbauer: „Deshalb haben wir seit 1995 auch rund 70 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe im Land verloren.“ Der Trend werde sich fortsetzen, vor allem im Obstbau, weil viele Fremdarbeitskräfte nötig seien. Steigende Löhne und gleichbleibende Produktpreise werden zum unlösbaren Problem.

„Die Lohntabelle für Erntekräfte gilt nicht mehr, sie bekommen jetzt 1.500 Euro brutto, das ist eine Lohnerhöhung von 11,5 Prozent. Wo preise ich das in mein Produkt ein“, fragt Plemenschits. Denn der Handel übernehme die Mehrkosten nicht.

„Ich zahle gerne jeden Lohn, der muss aber irgendwo mit den Produkterlösen vergleichbar sein, sonst wird die Produktion so nicht mehr stattfinden können. Im Supermarktregal würde das nichts ändern, dann kommen die Äpfel eben von anderswo“, meint der Landwirt. Die Vermarktung sei eine große Baustelle.

Das muss passieren

„Die großen Handelsketten werden uns nicht freiwillig mehr vom Kuchen abgeben, da müssen wir uns als Produzenten besser organisieren“, sagt der Obstbaupräsident. Denn die Differenz des Preises für den Bauern zum Konsumenten sei beträchtlich, „hier wird verdient“.

Als positives Beispiel nennt er einen Zusammenschluss von Südtiroler Obstbauern. „43 Gemeinschaften haben sich zu einer großen vereint. Zehn Prozent der Äpfel in Europa werden von sechs Leuten verkauft“, sagt Plemenschits. Dadurch habe man auch eine andere Verhandlungsposition als die einzelnen Landwirte gegenüber den Handelsketten.

„Wir müssen wieder mehr Wertschöpfung zu den Höfen bringen“, sagt Plemenschits. Sonst sehe er schwarz für die Branche: „Meine Söhne wissen noch nicht, ob sie sich das die nächsten 40 Jahren antun wollen“, sagt der Landwirt. Dann wäre die fünfte Generation die letzte des Betriebs.