Chronik/Burgenland

10 Cent pro kWh fix: Wer billigen Strom will, muss Fanclub beitreten

Am frühen Freitagvormittag diskutierten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) im Eisenstädter Kulturzentrum mit Experten und interessierten Bürgern im Rahmen des "Klimadialogs" über die Energiewende.

Kurz vor Mittag präsentierten Doskozil und Burgenland-Energie-General Stephan Sharma in der Zentrale des Landesenergieversorgers eine Energiegemeinschaft fürs ganze Burgenland.

Erstmals angekündigt hatte Doskozil das Modell vor einer Woche auf dem SPÖ-Landesparteitag, der ganz im Zeichen der Landtagswahl im kommenden Jänner stand. Die Eckpunkte der Energiegemeinschaft, die als gemeinnütziger Verein "Fanclub Burgenland Energieunabhängig" (FC BE) organisiert ist:

  • Mitglieder der Energiegemeinschaft beziehen Strom aus Wind- und PV-Anlagen des Landesenergieversorgers um 10 Cent/kWh netto. Gesichert für 20 Jahre – ohne Indexierung und ohne Bindung; eine Verlängerung um weitere 20 Jahre wird überlegt. Zum Vergleich: Der aktuell günstigste Stromtarif für Burgenland-Energie-Kunden liegt bei 14,90 Cent
  • Strom aus der eigenen, privaten PV-Anlage können Mitglieder einspeisen – ebenfalls zum Fixtarif von 7 Cent pro Kilowattstunde
  • An den Ladesäulen der Burgenland Energie können Elektroautos um rund 3,50 Euro für 100 Kilometer Reichweite geladen werden  

Um Mitglied zu werden, muss man nicht Kunde der Burgenland Energie sein, aber man muss im Burgenland wohnen, beziehungsweise eine Stromverbrauchsstelle (Zählpunkt) haben. Privatpersonen, Klein- und Mittelbetriebe, Gemeinden und landwirtschaftliche Betriebe können dem "Fanclub" beitreten. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beträgt vier Euro netto pro Zählpunkt.

Der jährliche Verbrauch pro Zählpunkt muss unter 100.000 kWh liegen, weitere Voraussetzungen sind die Nutzung eines Smart Meters samt Auslesung und Verarbeitung von 15-Minuten-Werten.

„Das gibt es in keinem anderen Bundesland und nirgends in dieser Art und Weise in Europa“, zeigte sich Doskozil überzeugt und Sharma sprach gar von einer "Strommarkt-Revolution".

Zusatzenergie

Betont wird, dass die am 1. 1. 2025 startende Energiemeinschaft nur "als zusätzlicher Stromlieferant zu sehen" sei. Der, bei welchem Anbieter auch immer, bestehende Energieliefervertrag bleibt aufrecht. Zunächst wird damit gerechnet, dass Mitglieder des Fanclubs rund 50 Prozent ihres Strombedarfs von der Energiegemeinschaft beziehen (immer dann, wenn Windräder oder Photovoltaikparks Strom produzieren), die andere Hälfte vom bestehenden Stromlieferanten. 

Warum braucht es dafür eine Energiegemeinschaft? Weil diese im Gegensatz zur Burgenland Energie AG ein gemeinnütziger Verein ist. Dem Grunde nach bestehen Energiegemeinschaften aus Menschen, die gemeinsam erneuerbare Energie erzeugen, nutzen oder teilen.

Der Burgenland Energie AG wäre aus wettbewerbsrechtlichen Gründen eine so massive Reduktion untersagt.

Leisten kann sich die Burgenland Energie die langfristige 10-Cent-Garantie laut eigenen Angaben, weil auch ihre Anlagen für diesen Zeitraum zum Fixpreis gefördert werden. 

Sitz des Fanclub Burgenland Energieunabhängig ist die Eisenstädter Straße 24 in Mattersburg. Auf dem Areal der früheren Dachdeckerei Zimmermann befindet sich heute nicht nur deren Nachfolgegesellschaft, sondern auch ein Energiecampus des Landes.

Der dreiköpfige Vereinsvorstand: Kristina Maria Steflitsch, Fabio Halb und Philip Payer

Letzterer ist Mitarbeiter der Burgenland Energie, Halb ist SPÖ-Regionalmanager fürs Südburgenland, Bürgermeister in Mühlgraben und hat zuletzt den SPÖ-Landesparteitag moderiert. Steflitsch ist Anwältin in der Wiener Kanzlei der hba Rechtsanwälte GmbH. Teil der hba ist auch Johannes Zink, Anwalt des Landes und von Doskozil.

Die Generalversammlung des Vereins findet alle fünf Jahre statt.

Die Grünen vermuten beim Fanclub Burgenland noch unbekannte Nebenkosten: "Zwar kann man den Strompreis garantieren, was sich in einem derartigen Modell jedoch nicht garantieren lässt, ist der Netzpreis und wie dieser sich künftig entwickeln wird. Besonders die letzen Jahre haben gezeigt, welche Schwankungsbreiten es hierbei gibt", gab Landessprecherin Anja Haider-Wallner zu bedenken.