Chronik/Burgenland

Der Wald als Opfer und Retter des Klimas

Stillstehende Sägewerke, kein Bedarf an Schnittholz für Baustellen, Katastrophenstimmung in der Forstwirtschaft: Dieses Szenario bot sich zu Beginn der Pandemie vor ziemlich genau einem Jahr.

Doch die Situation hat sich geändert, mittlerweile blicke man wieder optimistisch in die Zukunft. Und das nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sagt der Obmann des burgenländischen Waldverbandes, Herbert Stummer.

An Bedeutung gewonnen habe in den vergangenen Monaten etwa die „Wohlfahrts-Funktion“: „Die Menschen haben das Bedürfnis, frische Luft zu tanken. Die Waldbesucher kommen so zahlreich wie nie“, sagt Stummer.

133.000 Hektar Wald

Ein Drittel der burgenländischen Landesfläche ist mit Wald bedeckt. Hört sich viel an, ist es aber vergleichsweise nicht.

Österreichs Spitzenreiter sind die Steiermark (61,6 Prozent) und Kärnten (60,6 Prozent). Dennoch sind die 133.000 Hektar pannonische Wälder ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

700.000 Festmeter Holz

Die schlechte Nachricht: Knapp 18 Prozent des gesamten Holzeinschlages (im Burgenland beträgt der gesamte Holzeinschlag knapp 700.000 Festmeter) sind vom Borkenkäfer geschädigt.

Das Gute daran: Dieses Schadholz kann zur Gewinnung von erneuerbarer Energie verwendet werden, wird also „durch energetische Nutzung in den Kreislauf zurückgeführt“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich.

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Große Nachfrage nach Schnittholz

Nach dem Stillstand gebe es kaum Einbußen: „Schnittholz ist sehr gefragt, wir kommen kaum mit den Lieferungen nach“, so Stummer.

Was sich geändert habe, sei die gestiegene Nachfrage nach Holzbauten. „Während der Krise haben die Leute nachgedacht, wie sie ihr Heim gemütlich und energieeffizient aus- bzw umbauen könnten.“ Und da biete sich Holz an.

Gut fürs Klima

Der nachwachsende Rohstoff sei – etwa durch den Befall des Borkenkäfers wegen zu geringer Niederschlagsmengen – nämlich nicht nur „Opfer“ des Klimawandels, sondern auch Retter desselben. „Kein anderer Rohstoff ist so gut für das Klima wie Holz“.

Bäume nehmen auf und wandeln es mithilfe der Sonnenenergie in Kohlenstoff um und speichern diesen. Werde Holz für den Wohnbau verwendet, nütze das dem Klima zweifach: Die neuen Bäume nehmen wieder auf. Und das Bauholz speichere ebenfalls klimaschädliches Kohlendioxid. Deshalb sei es ein Ziel, den Wald klimafit zu halten.

Was ist ein klimafitter Wald?

Doch was ist ein klimafitter Wald? Und welche Bäume sind besonders resistent gegen Schädlinge? Fichten sind es schon mal nicht. Deren Anteil liegt im Burgenland bei 15 Prozent, österreichweit gar bei knapp über der Hälfte.

Insgesamt dominieren hierzulande Nadelwälder, vor allem in den waldreichen Bezirken Oberpullendorf, Oberwart und Güssing mit Anteilen von zwei Drittel Weißkiefer und einem Drittel Fichte.

Laub-und Mischwälder

Laubwälder mit Eichen oder Buchen gibt es eher in den Bezirken Mattersburg und Eisenstadt. Stummer setzt in Zukunft auf Laub- und Mischwaldkulturen. „Wichtig ist, dass man sich im Einzelfall Standort und Boden anschaut.“

Wald als "Arbeitgeber"

Zudem berge der Wald als wirtschaftlicher Player noch mehr Potenzial, wie eine aktuelle Studie des Wifo belegt: Durch die Nutzung einer zusätzlichen Million geernteten Festmeter Holz für die Bauwirtschaft könnten demnach rund 1.400 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und die Wertschöpfung um 80 Millionen Euro erhöht werden.

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57 Prozent der Fläche werden von Kleinwaldbesitzern bewirtschaftet. Im Burgenland gibt es etwa 25.000 Waldbesitzer. Rund ein Viertel des Waldes gehört größeren Forstbetrieben