Louis Schaub: „Ich bin meiner Mutter ewig dankbar“
Louis Schaub kam im Herbst als fleißigster Rapidler in 35 Pflichtspielen zum Einsatz. Nur abseits des Platzes wurde der in Deutschland geborene Niederösterreicher geschont: Bis zum 19. Geburtstag am 29. Dezember hielt Rapid die Öffentlichkeit vom Offensivgeist fern.Im Trainingslager in Side gibt Schaub dem KURIER sein erstes großes Zeitungsinterview.
KURIER: Vor zwei Jahren waren Sie noch mit den Amateuren auf Trainingslager in Side. Was hat sich für Sie verändert?
Louis Schaub: Der Schritt zu den Profis im Sommer 2012 war mein bisher härtester, weil ich körperlich stärker und stabiler werden musste. Daran arbeite ich weiter. Im Herbst bin ich dann ein wichtiges Mitglied der Mannschaft geworden, ich fühle mich auch von den Mitspielern voll akzeptiert. Es gibt natürlich mehr Druck, der wird bei uns aber ganz gut aufgeteilt.
Sie spielen Fußball mit einem Lächeln auf den Lippen. Sind Sie so ein fröhlicher Typ?
Fußballspielen ist das Schönste auf der Welt, mein Hobby wurde zu meinem Beruf – was gibt es Schöneres?
Welche waren bisher die schönsten und schlimmsten Erfahrungen als Profi?
Warum treffen Sie im Europacup gegen meist stärkere Gegner öfter als in der Liga?
Es ist international für mich einfacher, weil die Gegner meistens offensiver spielen und ich dadurch mehr Platz für meine Aktionen bekomme.
Macht es auch Spaß, wenn etwa Wiener Neustadt mit neun Mann verteidigt?
Was heißt neun? Da sind es elf! (lacht) Aber das ist auch klar, und wir müssen es schaffen, dennoch genug Chancen herauszuspielen. Wenn wir wie geplant unser Pressing intensivieren und perfektionieren, wird es ohnehin jedes Team gegen uns schwer haben.
Wie viel Potenzial steckt in Rapid?
Die Qualität ist hoch, der Kader groß. Die Mischung passt, und den schlechten Abschluss im Herbst haben wir auch abgehakt. Wir können wirklich viel erreichen.
Welche Ziele verfolgen Sie persönlich?
Die haben in der Öffentlichkeit nichts verloren. Nur so viel: Es ist noch ein schwieriger Weg, um das zu erreichen, was ich in meinem Leben schaffen will.
Sie treten jetzt schon routiniert auf. Profitieren Sie vom Medientraining mit dem früheren ORF-Reporter Peter Elstner?
Das war sehr wichtig. Wir haben schon in der U-15 TV-Interviews nachgespielt und aufgenommen. Als ich mich da gesehen habe, war ich überrascht, dass ich so nervös war und Blödsinn geredet habe.
Carsten Jancker hat sich in seiner Tätigkeit als Nachwuchs-Chef nur einmal an eine breitere Öffentlichkeit gewandt: 2011, wegen Ihres Vertragsabschlusses. Haben Sie gespürt, wie überzeugt Rapid damals von Ihnen war?
Wann sehen Sie sich selbst als reif für das Ausland?
Ich muss noch viel dazulernen, ich brauch’ noch meine Zeit bei Rapid. Meine Lieblingsliga ist die deutsche, das wäre schon ein Ziel. Aber da muss ich mich in vielem verbessern.
Was ist das für ein Gefühl, wenn Ralf Rangnick aus Salzburg zum 19. Geburtstag anruft?
(denkt lange nach) Das ist eine Anerkennung für meine Leistungen im Herbst, auch durchaus eine Ehre. Aber in Österreich ist Rapid für mich der richtige Ansprechpartner.
Das heißt konkret: Wenn der Zeitpunkt für einen Transfer da ist, soll es ins Ausland gehen?
Ja, ich denke schon.
Ist es nur Zufall, dass Sie ähnlich spielen wie Ihr Lieblingsspieler Mario Götze?
Götze ist noch ein paar Klassen stärker als ich. Aber ein bisschen ähnlich sind wir. Er macht unglaubliche Sachen – ich schaue, was ich da noch lernen kann und probiere es im Training aus.
Wie eng ist Ihre Verbindung zu Bruder Fabian, der in der fünften deutschen Liga spielt?
Als Fußballer ist er anders: Ein großer, bulliger Mittelstürmer. Unser Kontakt ist sehr eng. Ich fliege so oft wie möglich zum deutschen Teil der Familie, das ist wichtig. Nur beim Nationalteam habe ich mich fix für Österreich entschieden.
Aber Ihr Lieblingsverein kommt aus Deutschland. Warum gerade die Bayern?
Das war schon von klein auf so. Mein Papa war ja auch schon Bayern-Fan.
Ihr Vater ist bei einem Autounfall 2003 verstorben. Wie ist es Ihnen danach gelungen, ein glückliches Leben zu führen?
Ganz großen Anteil daran hat meine Mutter. Sie hat uns viel Kraft gegeben. Auch die Tanten und Onkel waren echte Unterstützer. Es war wirklich keine leichte Zeit. Aber meine Mutter hat das gut gemeistert. Sie hat immer geschaut, dass ich jedes Training besuchen kann. Ich bin ihr dafür ewig dankbar. Das war ganz wichtig.
Sie saßen damals auch im Auto. Wie schwer wurden Sie verletzt?
Das war ein Schlüsselbeinbruch, Platzwunden und kleinere Verletzungen. Eigentlich nichts Dramatisches.
Haben Sie das alles verarbeitet, oder wird Sie der Unfall noch lange beschäftigen?
Man muss mit der Vergangenheit abschließen. Auch wenn es schlimm ist, was passiert ist, kann ich nicht immer daran denken, was anders sein könnte. Das ist traurig, aber nicht zu ändern. Das Leben geht weiter.
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