"Beschissenes Weißes Haus": Trump attackiert US-Kapitänin

FILE PHOTO: Women's World Cup - Round of 16 - Spain v United States
Die USA spielt am Freitag im WM-Viertelfinale gegen Mitfavorit Frankreich. Trump liefert sich einen Schlagabtausch mit Rapinoe.

Es kam wie das Amen im Gebet – die Reaktion von Donald Trump. So etwas kann ein Präsident der USA nicht auf sich sitzen lassen. „Ich werde nicht in das beschissene Weiße Haus gehen“, hatte Megan Rapinoe in einem Interview gesagt. Die Kapitänin des US-amerikanischen Fußballteams wird also einer Einladung von Trump nicht folgen, falls der WM-Titel in Frankreich geholt wird.

Und Trump kann solch vorauseilenden Ungehorsam natürlich nicht hinnehmen. Er forderte Rapinoe in einem Tweet auf, erst zu gewinnen und dann zu reden. Und verabschiedete sich im Befehlston: „Mach den Job fertig!“

Rapinoe sagte auch, dass sie glaube, dass die Frauen im Fall der Titelverteidigung ohnehin nicht eingeladen werden. Trump würde Teams, die ihn ablehnen erst gar nicht einladen. Der Präsident ging danach in die Offensive und lud das Team erst recht ein, „egal ob es gewinnt oder verliert“. Und in Richtung Rapinoe sagte er, sie solle „unser Land, das Weiße Haus oder die Flagge nicht missachten, insbesondere weil so viel für sie und das Team getan wurde.“ Und: „Sei stolz auf die Fahne, die du trägst. Die USA machen es großartig!“

Das Kuriose an Trumps Antwort war, dass er im Posting eine falsche Person verlinkt hatte, nämlich eine gewisse Megan Rapino. Diese lud nach der Veröffentlichung einen Screenshot vom Präsidenten-Posting hoch und antwortete, dass sie der Fußballerin zustimme. Trump löschte das Schreiben wenig später wieder und veröffentlichte es mit der richtigen Markierung noch einmal.

Rapinoe ist eine Vorkämpferin für die gleiche Bezahlung von Fußballerinnen wie deren männliche Kollegen, sie hat mit anderen Nationalspielerinnen deswegen den US-Verband verklagt. Im Juni 2018 posierte sie mit ihrer Lebensgefährtin, der Basketballspielerin Sue Bird, als erstes gleichgeschlechtliches Paar nackt auf dem Cover des US-Sportmagazins ESPN.

Im September 2016 hatte sich Rapinoe als eine der ersten weißen Sportlerinnen dem Protest des Footballers Colin Kaepernick angeschlossen, der sich aus Protest gegen Polizeigewalt und rassistische Diskriminierung bei der US-Nationalhymne hingekniet hatte. Inzwischen hat der US-Fußballverband seinen Spielerinnen diese Geste verboten. Rapinoe singt die Hymne jedoch nicht mit und steht mit den Armen hinter dem Rücken da, statt die rechte Hand auf das Herz zu legen.

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Megan Rapinoe kniete 2016 bei der Hymne niedder

Rapinoe ist aber auch die Anführerin des Teams. Im Achtelfinale gegen Spanien verwertete sie beim 2:1 die beiden Elfer, beim zweiten nahm sie Stürmerin Alex Morgan den Ball aus der Hand. Die Aufgabe beim heutigen Viertelfinale wird nicht leichter. Frankreich hat als Veranstalter die Fans im Rücken und gilt zusammen mit den US-Frauen als großer Anwärter auf den WM-Titel.Rapinoe sagt: „Wir habe die große Bürde der hohen Erwartungen, aber ich glaube, dass das jede einzelne von uns besser macht.

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