Eduard Schewardnadse ist tot

Ein älterer Mann sitzt in einem Sessel und spricht.
Der ehemalige Präsident Georgiens und Ex-Außenminister der Sowjetunion ist tot. Er starb im Alter von 86 Jahren.

Er galt als „Baumeister der deutschen Einheit“, war der allerletzte Außenminister der langsam zerfallenden Sowjetunion und wurde 2003 von der "Rosenrevolution" aus dem Amt gefegt: Eduard Schewardnadse, eine der letzten Gesichter des Sowjetimperiums, ist im Alter von 86 Jahren nach langer Krankheit in Tiflis gestorben.

Schewardnadse wurde 1928 in Mamati nahe der Schwarzmeer-Küste geboren. Als Kind erlebte er, wie die Auswüchse der Sowjetmacht sich anfühlten – sein Vater war während des "Großen Terrors" unter Stalin verhaftet worden. Trotz dieser Erfahrung - oder gerade deswegen - entschloss sich der Georgier, selbst in der Partei Karriere zu machen: Von 1948 an wählte er denselben Weg wie sein Landsmann Josip Stalin, wenngleich er mit dessen Politik nie viel am Hut hatte: Sein Zugang war vielmehr der der Zusammenführung – dies stellte er auch als einer der Architekten der deutschen Wiedervereinigung unter Beweis.

Glasnost und Perestroika

Ein Schwarzweißfoto von zwei Männern in Anzügen, einer mit erhobenem Zeigefinger.
ARCHIV - Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (r) und der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse (l) am 18.01.1988 im Auswärtigen Amt in Bonn. Foto: dpa (zu dpa-Meldung "Ex-Sowjetaußenminister Schewardnadse gestorben" vom 07.07.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++
1985 hatte ihn Michail Gorbatschow, der das Amt des KPdSU-Generalsekretärs selbst erst nicht lange zuvor übernommen hatte, von Tiflis nach Moskau holen lassen – in ihm fand er einen Unterstützer seiner Öffnungspolitik, die bis heute in den Schlagworten " Glasnost und Perestroika" nachhallen. Schewardnase verhandelte in seiner Funktion als Außenminister bei den Zwei-plus-Vier-Gesprächen die deutsche Wiedervereinigung; dem Historiker war dies, so sagte er in Interviews, immer ein Anliegen gewesen – im Gegensatz zu Stalin, der eine Teilung Deutschlands für "vorteilhafter" hielt.

In seiner Heimat endete Schwardnadses politische Karriere nicht so positiv – dort gilt er als politischer Verlierer.

Eine Menschenmenge demonstriert mit erhobenen Händen und Transparenten in einer verschneiten Stadt.
epa01215008 Georgian opposition leader Levan Gachechiladze (R) greets his supporters during a rally in Tbilisi , 06 January 2008. Official figures from Saturdayës poll gave Mikhail Saakashvili, who came to power after his predecessor Eduard Shevardnadze was forced out of office by the 2004 "Rose Revolution", some 57.15 per cent of the vote, over the 50 per cent hurdle needed to score a first-round victory and avoid a run- off. Opposition coalition candidate Levan Gachechiladze was expected to get just 22.6 per cent of ballots. EPA/YURI KOCHETKOV
Als Präsident der Kaukasusrepublik musste er in der Rosenrevolution 2003 gegen sein korruptes Regime aus Familienclans zurücktreten. 1992 von den Putschisten ins Land gerufen, trat er – eigentlich illegtimerweise – das Amt des Präsidenten an. Drei Attentate auf ihn folgten; 1995 und 2000 wurde er im Amt bestätigt. Bis 2003 dauerte seine Regentschaft – Verstrickungen seiner Familie in Korruptionsfälle und die ausufernden Bestechungsskandale ließen die Menschen auf die Straßen gehen, die " Rosenrevolution" wollte ihn aus dem Amt hebeln.

Das gelang ihr auch: Nach Wahlfälschungsvorwürfen und dem Sturm des Parlaments trat er zurück.

Der frühere Sowjetpräsident Michail Gorbatschow und Russlands Präsident Wladimir Putin haben Schewardnadse als großen Politiker gewürdigt. "Er hat einen bedeutenden Beitrag zur Außenpolitik der Perestroika geleistet, war ein ehrlicher Verfechter eines neuen Denkens in der Welt", sagte Gorbatschow am Montag der Agentur Interfax. Der 83-Jährige nannte Schewardnadse einen Freund, der in den 1980er Jahren die Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) intensiv mitgestaltet habe. Der Politiker habe eine große Rolle bei der "Vereinigung Deutschlands, in europäischen Angelegenheiten, bei der Normalisierung der Beziehungen zu China und im Dialog mit den USA gespielt", sagte Gorbatschow. Besonders eingesetzt habe sich der Politiker zudem für ein Ende des atomaren Wettrüstens. Gorbatschow hob vor allem Schewardnadses "georgisches Temperament" hervor. "Er war in der Lage, mit unterschiedlichen Menschen schnell in Kontakt zu treten - mit der Jugend und mit der älteren Generation", sagte Gorbatschow.

Putin sprach den Angehörigen des früheren sowjetischen Außenministers sowie dem georgischen Volk sein Beileid aus, wie der Kreml mitteilte.

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