Bilderberg-Treffen: "Recht auf Privatsphäre"
Wenn das sagenumwobene Bilderberg-Treffen stattfindet, gehen damit auch stets Verschwörungstheorien einher. Die Konferenz ist bekannt für die Geheimhaltung, die Teilnehmer sind eine Auslese der Politik-und Wirtschaftselite Europas und Nordamerikas. Die Bilderberg-Konferenz versammelt einmal im Jahr hohe Politiker, Wirtschaftsbosse, Akademiker und ein paar Journalisten hinter verschlossenen Türen. Bei den Treffen in wechselnder Besetzung gilt die "Chatham House Rule": Die Teilnehmer dürfen die besprochenen Informationen verwenden, aber die Redner nicht namentlich zitieren. Diesmal tagt die Runde von Donnerstag an in Dresden, voriges Jahr fand das Treffen im Tiroler Telfs statt. Die erste Bilderberg-Konferenz fand 1954 im gleichnamigen Hotel in Oosterbeek bei Arnheim in den Niederlanden statt. Seitdem treffen sich die Teilnehmer an unterschiedlichen Orten.
Aus Österreich sind heuer Immobilientycoon Rene Benko, Noch-Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten sowie SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder eingeladen. Auch der Österreicher Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank und laut der Beratungsgesellschaft Kienbaum zuletzt der bestbezahlte Aufsichtsratschef des deutschen Leitindex Dax, steht auf der Einladungsliste. Voriges Jahr waren der scheidende Bundespräsident Heinz Fischer und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) dabei. Kritiker sprechen von einem "elitären Zirkel", der demokratischen Grundprinzipien entgegenstehe. Der Vorsitzende des Lenkungsausschusses der Konferenz, Axa-Chef Henri de Castries, hält im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Paris dagegen.
Auf die Frage, wieso hinter verschlossenen Türen konferiert werde, sagt de Castries: "Wenn ich die Frage umdrehen darf: Warum konzentriert man sich so auf die Geheimhaltung von Bilderberg, wenn es jeden Tag zehntausende Treffen gibt, deren Inhalt nicht öffentlich ist? Was wäre die Rechtfertigung? Es ist kein Parlament, keine operative Organisation. Es ist eine informelle Gruppe, die über verschiedene Themen spricht und die Diskussion hinter verschlossenen Türen führt, um die Gespräche zu erleichtern. Warum sollten diese Menschen nicht das gleiche Recht auf Privatsphäre haben wie jeder normale Bürger?"
So läuft die Konferenz ab
Es würden bei dem Treffen keine Entscheidungen gefällt, die sich auf öffentliche Systeme auswirkten. Der Kreis sei ausschließlich ein informell, wo Menschen Meinungen austauschen könnten. "Es ist ein großer Konferenzraum, die Gäste sitzen in alphabetischer Reihenfolge. In einem Jahr ist A vorne, im nächsten Jahr ein anderer Buchstabe. Das Format ist sehr klassisch: Es gibt ein Podium, ein Moderator stellt das Thema vor, dann können ein, zwei, manchmal drei Diskussionsteilnehmer ihre Sichtweisen vorstellen. Und dann gibt es eine offene Diskussion mit dem Saal." Damit sich tatsächlich eine offene Debatte entwickeln könne, brauche es dazu die Chatham House Rule.
Auch dass es gerade die Bilderberg-Konferenz von vielen Verschwörungstheorien begleitet wird, versteht de Castries nicht: "Menschen träumen gerne und stellen sich vor, dass es irgendwo einen Orden gibt, wo einige Leute alles entscheiden. Da steckt ein wenig Einbildung in dem Mythos um Bilderberg. Es ist aber eigentlich viel simpler. Ja, es stimmt, dass viele der Teilnehmer große Verantwortung haben, wichtige Jobs, die Akademiker einen hohen Fachkenntnisstand. Daran ist doch nichts falsch. Wenn wir unsere Welt besser verstehen wollen, ist es gut, Gespräche zwischen diesen Menschen zu erleichtern. Denn sich gegenseitig zuzuhören heißt immer, sein Verständnis zu verbessern. Und manchmal helfen widersprüchliche Sichtweisen, bessere Antworten zu finden."
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