Schönste Rokokokirche Österreichs

Prunkvolles Abbild des Himmels: Stiftskirche Wilhering
Stift Wilhering: Zu ihren reichsten Zeiten gehörte das halbe Mühlviertel den Zisterziensern

Nichts erinnert heute mehr an die Herren von Wilhering, die in der gleichnamigen Burg an der Donau gegenüber von Ottensheim residierten. Als sie ihren Wohnsitz auf die neu erbaute Burg Waxenberg verlegten, stellten sie die aufgelassene Burg Wilhering und das zugehörige Land dem steirischen Zisterzienserkloster Rein für die Gründung eines neuen Klosters zur Verfügung. Das war die Geburtsstunde des heutigen Stiftes Wilhering.

Als kundigen Begleiter durch das historische Gebäude führt uns der frühere Abt Dominik Nimmervoll. Seit 70 Jahren ist er mit dem Stift verbunden, zunächst als Schüler, dann als Mönch und Lehrer. Von 1977 bis 1991 war er Abt des Stiftes, ab 1979 auch Abtpräses der österreichischen Zisterzienserkongregation. Wir beginnen den Rundgang im historischen Kreuzgang, der traditionell das „Herz des Klosters“ war. Hier finden sich noch die beeindruckenden Reste des romanischen Baus aus dem Gründungsjahr 1146.

Großbrand 1733

Pater Dominik führt uns zurück in die bewegte Geschichte: „Nach den Wirren der Reformationszeit vernichtete ein Brand im Jahr 1733 fast die gesamte Anlage. Aber das Kloster wurde neu aufgebaut und die Kirche im prächtigen Rokokostil ausgestattet. Es konnte sogar der kaiserliche Forst Kürnberg dazugekauft werden. Zum Herrschaftsbereich des Klosters gehörte das gesamte Gebiet östlich des Haselgrabens von der Donau bis zur tschechischen Grenze. In der NS-Zeit litt das Kloster ganz besonders unter den Schikanen des Regimes. Mehrere Patres verloren ihr Leben im KZ." Im Kreuzgang stellt eine Bilderreihe das Leben des Ordensgründer Bernhard von Clairvaus dar. Im Refektorium zeigen an den Wänden aus Stuck gefertigte Engelsfiguren mit Folterwerkzeugen die Leidensgeschichte Jesu. So hält ein Engel ein Schwert in der Hand, worauf sich ein Ohr befindet. Das erinnert daran, dass Petrus dem Malchus ein Ohr abgeschlagen hat.

Schließlich betreten wir die wohl schönste Rokokokirche Österreichs. „Die Menschen früherer Zeit sollten beim Betreten dieses Gotteshauses einen Eindruck von der himmlischen Herrlichkeit bekommen,“ so Pater Dominik. Geradezu berstend voll von Goldstuck, Heiligenfiguren und Gemälden großer Meister wie Altomonte ist auch der Besucher der heutigen Zeit beim Eintreten überwältigt. Ein rotes Mauerband zieht sich rund um den ganzen Kirchenraum und unterteilt diesen in einen oberen Bereich, der besonders prunkvoll den himmlischen Bereich repräsentiert. Der untere Teil steht für die irdische Welt und hat bewusst einige nicht verzierte Stellen.

Hier wird geheiratet

Die Statue des Heiligen Martin erinnert ganz martialisch an getötete Feinde, deren Köpfe seine Stiefel zieren. Überall tummeln sich Scharen von Engeln. Der Altabt kennt die exakte Zahl: Es sind 800. Kein Wunder, dass viele Brautleute diesen Ort mit dem himmlischen Schutz dieser Engelsschar für die Beginnfeier ihres gemeinsamen Lebens auswählen.

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