PK der "Au-Tiere": 30 Jahre später
Am 7. Mai 1984 haben prominente Umweltschützer bei einer "Pressekonferenz der Tiere" das Konrad Lorenz-Volksbegehren gegen das Kraftwerk Hainburg eingeläutet. Rund 30 Jahre später sind einige Aktivisten von damals noch einmal in ihre Kostüme geschlupft. "Die Forderungen von damals sind heute aktueller denn je", sagte Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes.
Die "Pressekonferenz der Tiere" war nicht nur der Auftakt zu einer langen Auseinandersetzung mit den Behörden, bei der nach der Besetzung des Stopfenreiter Au der Bau des Kraftwerks Hainburg verhindern worden ist, sondern auch die inoffizielle Geburtsstunde der Grünen in Österreich.
Die Teilnahme an der medialen Inszenierung ging vor drei Jahrzehnten quer durch das politische Spektrum: Neben dem Rädelsführer, dem 2006 verstorbenen Journalisten Günther Nenning (roter Auhirsch), haben unter anderen Othmar Karas (schwarzer Komoran), damals Obmann der ÖVP-Jugend, der 1986 verstorbene ÖVP Stadtrat Jörg Mauthe (Schwarzstorch), der Ökologe Bernd Lötsch (Purpurreiher) und die Umweltaktivistin Freda Meissner-Blau (Laufkäfer) teilgenommen.
Meissner-Blau dankt Au-Schützern
"Dass die Donauauen leben, haben wir Tausenden Au-Schützern zu verdanken", betonte Meissner-Blau. Doch der Nationalpark Donau-Auen hat die gesetzlich festgesetzte Größe von 11.500 ha noch immer nicht erreicht. Jetzt komme es auf die Durchsetzungskraft von Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) an, meinte Meissner-Blau.
Die Anliegen wie Energiewende, Senkung des Energieverbrauches, Schutz von Wasser und Wald, Vorrang für eine ökosoziale Steuerreform und mehr direkte Demokratie hätten auch nach 30 Jahren nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. "Jenseits aller Nostalgie muten uns die Forderungen des Konrad Lorenz-Volksbegehrens heute als ebenso seherisch wie zwingend notwendig an", unterstrich Lötsch.
Mit der "Pressekonferenz der Tiere" hat der große "Showdown" im Konflikt zwischen Umweltschützern und Befürwortern des Kraftwerk Hainburg ihren Anfang genommen. Bilanz der Auseinandersetzung: 19 Verletzte (offizielle Angaben), 300 gefällte Bäume - und das Aus für das geplante Kraftwerksprojekt. Folgend eine Chronologie
24. November 1983 - Die Donau-Kraftwerke AG (DoKW) beantragt beim Landwirtschaftsministerium die wasserrechtliche Bewilligung für das Kraftwerk Hainburg.
7. Mai 1984 - Bei der "Pressekonferenz der Tiere", in der unter anderem der damalige Chef der Journalistengewerkschaft, Günther Nenning, als Auhirsch" auftritt, wird das "Konrad Lorenz-Volksbegehren" gegen das Kraftwerk angekündigt.
17. Juli 1984 - Erste Rodungen in der Stopfenreuther Au.
26. November 1984 - NÖ-Landesrat Ernest Brezovsky (SPÖ) entscheidet im Naturschutzverfahren für den Bau des Kraftwerkes.
8. Dezember 1984 - Das "Konrad Lorenz-Volksbegehren" und die Österreichische Hochschülerschaft organisieren einen Sternmarsch in die Stopfenreuther Au, 5.000 Umweltschützer finden sich zu einer "Adventfeier" in der Au ein.
10. Dezember 1984 - Nach eigenen Angaben mehr als 1.000 - laut Exekutive bloß 300 - Umweltschützer beginnen mit der Besetzung der Au. Unter massivem Sicherheits-Aufgebot beginnt die Rodung; erste Zusammenstöße mit der Exekutive (zwei Verletzte, drei vorübergehende Festnahmen).
11. Dezember 1984 - 3.000 Demonstranten finden sich in der Au ein; weitere Konfrontationen, eine Menschenkette hindert die Bautrupps am Vordringen.
12. Dezember 1984 - Ruhe in der Au; rund 1.000 Menschen blockieren die Zufahrt; Bundeskanzler Fred Sinowatz (SPÖ) empfängt abends Kraftwerksgegner: vorläufiger Rodungsstopp und weitere Verhandlungen bis 16. Dezember werden vereinbart.
12.-16. Dezember - Die Besetzung dauert friedlich an.
17. Dezember 1984 - Mehr als 3.000 Menschen haben die Nacht in der Au verbracht. Ab 7.00 Uhr wird wieder gerodet; schwere Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Exekutive, nach zwei Stunden werden die Arbeiten wieder eingestellt.
18. Dezember 1984 - Die Au wird zum Sperrgebiet erklärt.
19. Dezember 1984 - Rund 800 Beamte der Exekutive gehen gegen die Besetzer vor (rund 20 Verletzte); 300 Bäume werden gefällt.
20. Dezember 1984 - Kardinal Franz König richtet einen beschwörenden Appell an beide Seiten, keine nicht wieder gut zu machenden Konfrontationen zuzulassen.
21. Dezember 1984 - Bundeskanzler Fred Sinowatz verkündet einen "Weihnachtsfrieden" und den vorläufigen Rodungsstopp.
2. Jänner 1985 - Der Verwaltungsgerichtshof untersagt nach einer Beschwerde des World Wildlife Fund (WWF) den Baubeginn (Wasserrechtsbescheid "noch nicht vollziehbar".
4. Jänner 1985 - Sinowatz verordnet eine "Nachdenkpause".
4./11. März 1985 - 353.906 Unterschriften für das "Konrad Lorenz-Volksbegehren" (6,55 Prozent der Wahlberechtigten).
1. Juni 1986 - Der Verwaltungsgerichtshof hebt den Wasserrechtsbescheid auf.
27. Oktober 1996 - Umweltminister Martin Bartenstein (ÖVP) und die Landeshauptmänner von Wien und Niederösterreich, Michael Häupl (SPÖ) und Erwin Pröll (ÖVP), unterzeichnen nach zehnjährigen Verhandlungen auf der Burg Hainburg einen 15a-Vertrag zur Gründung des Nationalparks Donau-Auen.
28. November 1996 - Unter Zustimmung aller fünf Fraktionen wird im Nationalrat der Nationalpark-Vertrag genehmigt. Das Areal soll vorerst 9.300 Hektar öffentliche Flächen um Lobau und Eckartsau sowie Au-Flächen der Gemeinde Hainburg an der Donau umfassen, später auf 11.500 Hektar erweitert werden.
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