Wie dem Seeadler in Österreich das Comeback gelang
Sie sind wieder unterwegs. Seit nunmehr zwanzig Jahren segelt der Seeadler wieder fix durch Österreichs Luftraum. Im Jahr 2000 galt das Wappentier noch als ausgestorben. Dann wurden erstmals Jungvögel in den March-Auen nachweisen. Heute gibt es wieder 44 Brutpaare der imposanten Greifvögel und damit eine stetig wachsende, stabile Seeadler-Population.
Schutzmaßnahme mit Erfolg
„Die Rückkehr der Seeadler ist eine absolute Erfolgsgeschichte im heimischen Naturschutz. Durch länderübergreifende Schutzmaßnahmen und viel Engagement können auch ehemals ausgerottete Arten wieder eine Heimat in Österreich finden“, sagt sich Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich. Die Naturschutzorganisation trug mit ihrem Forschungs- und Schutzprogramm maßgeblich zum Comeback der Überflieger bei. Vor allem Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark und Oberösterreich bieten den Seeadlern Lebensraum.
Überwachung der Weitstreckenflieger mit Sendern
312 Bruten und 351 Jungvögel konnte der WWF hierzulande in zwanzig Jahren dokumentieren. 32 Tiere wurden mit Telemetrie-Sendern ausgestattet, um wichtige Daten über Flug- oder Paarungsverhalten zu gewinnen. Sie belegen die Langstreckenflüge in 16 Länder – von Kroatien und Weißrussland über Dänemark und Rumänien bis Bosnien und Lettland.
1.137 km Luftlinie legte der heimische Seeadler Orania auf seiner Reise von seinem Horst in den Donau-Auen bis nach Lettland zurück. Nordische Seeadler wiederum schlagen aufgrund der klirrenden Kälte ihr Winterquartier u.a. in Österreich auf. 2.230 km entfernt vom Brutgebiet an der russischen Weißmeerküste wurde ein Exemplar im Weinviertel nachgewiesen.
Brutgebiete entlang der Donau, March und im Burgenland
Zu den wichtigsten Brutgebieten zählen das Waldviertel, der Nationalpark Donau-Auen, die Tullnerfelder Donau-Auen, die March-Thaya-Auen sowie das Nordburgenland. „Intakte und ruhige Naturlandschaften bieten die besten Voraussetzung für scheue Seeadler. Dort finden sie Fische und Wasservögel für den Nahrungserwerb. Die mächtigen Horstbäume in abgeschiedenen Waldbereichen sind optimal für die Brut. Von dort aus erobern die heimischen Jungvögel weite Teile Europas, bevor sie zur eigenen Brut oft in die Heimat zurückkehren“, erklärt Christian Pichler, Projektleiter des WWF-Schutzprogramms.
Gefahren für heimische Population
Trotz der sich gut entwickelnden Population ist das Überleben der Seeadler in Österreich noch nicht dauerhaft gesichert. Illegale Abschüsse und Vergiftungen stellen laut WWF die größte Bedrohung für den Bestand dar. Kollisionen mit Fahrzeugen, Stromleitungen und Windkraftanlagen sind ebenfalls ein Problem.
Es gibt noch viel zu tun, um das Überleben der imposanten Greifvögel zu sichern. WWF-Experte Pichler: „An der konsequenten Weiterführung der Schutzmaßnahmen in Österreich und unseren Nachbarstaaten führt kein Weg vorbei, wollen wir dieses Kapitel Naturschutzgeschichte langfristig erfolgreich schreiben.“