Warum Schmetterlingsraupen wichtig für das Ökosystem sind
Schmetterlinge flattern sich in die Herzen der Betrachter, ihre Kinder dagegen sind weit weniger beliebt: Raupen werden häufig als Schädlinge gesehen und mit Pestiziden bekämpft. Ein Verlust für das Ökosystem.
Die Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) und die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 haben daher den Österreichischen Raupentag ins Leben gerufen. Sie wollen auf die wichtige ökologische Bedeutung der Larven aufmerksam machen.
Gefährdete Arten
In Österreich sind mehr als die Hälfte aller Tagfalter und ca. 40 Prozent aller Nachtfalter gefährdet. „Um die gefährdeten Schmetterlinge zu schützen, müssen deren Raupen geschützt werden“, erklärt Dominik Linhard, Biologe bei GLOBAL 2000.
Die Gefährdungsursachen sind vielfältig und reichen von der intensiven Nutzung der Wiesen und Wälder, über hohen Düngemittel- und Pestizideinsatz, bis zur nächtlichen Lichtverschmutzung.
Die Umweltschutzorganisation fordert deshalb von der Bundesregierung einen Aktionsplan für den Artenschutz in Österreich. Gleichzeitig sollen Hobbygärtner über der Initiative „Nationalpark Garten“ die Artenvielfalt fördern.
Kein großer Schaden durch Raupen
„Raupen gelten in der Landwirtschaft sowie im Hausgarten als gemeine Schädlinge und werden deshalb mit tonnenweise Gift in Form von Pestiziden bekämpft. Dabei beschränken sich die Schädlinge auf vergleichsweise wenige Arten und die meisten Raupen verursachen keine ernstzunehmenden Schäden. Ganz im Gegenteil, viele Raupen leisten wertvolle Beiträge für die Instandhaltung unserer Ökosysteme und sind deshalb ganz wichtige Nützlinge“, erklärt Linhard.
„So wichtig viele Falter als Bestäuber sind, so wichtig sind Raupen als Zersetzer und somit als Antreiber ökologischer Kreisläufe. Grüne Pflanzenteile, Früchte, Holz, Pilze, ja sogar Tierhäute werden von Schmetterlingsraupen gefressen, verdaut und dann als natürlicher Dünger wieder ausgeschieden“, sagt Linhard.
Lebensräume schaffen
Stimmen die Rahmenbedingungen für nur einen Entwicklungsschritt der Schmetterlinge nicht, können sich keine erwachsenen Insekten vermehren. Die Imagos verschwinden von einer Fläche, einem Gebiet, einer ganzen Region.
„Wenn Flächen so gepflegt werden, dass eine Vielfalt an Lebensräumen entsteht, kann man aktiv viele Insekten unterstützen. Ganz besonders gilt das für Schmetterlinge mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen in ihren verschiedenen Lebensstadien vom Ei über die Raupe und Puppe bis zum Schmetterling“, hält Andrea Schnattinger, Biologin und Wiener Umweltanwältin, fest.
Raupen als Futter
Es gilt, alle Entwicklungsstadien von Schmetterlingen zu fördern. Raupen sind nicht zuletzt eine hochwertige Nahrung für viele andere Tiere. Ein Schmetterlingsweibchen legt hunderte bis tausende Eier. Von den daraus schlüpfenden Raupen entwickelt sich nur ein kleiner Bruchteil zu Faltern. Die allermeisten werden gefressen.
Besonders die Aufzucht vieler Jungvögel ist ohne Raupen unmöglich. Der Rückgang der Vögel steht in Zusammenhang mit dem Rückgang der Raupen und Schmetterlinge. Aber auch viele Reptilien, Igel, Kleinsäuger und Amphibien schätzen Raupen zwischendurch.
Raupenschutz heißt Artenschutz - für die bunten Überflieger und zahlreiche Fressfeinde.