Totimpfstoff Novavax: Zulassung voraussichtlich noch vor Weihnachten
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) gab heute, Donnerstag, bekannt, dass sie am Montag das Ergebnis ihrer Beratungen zu dem Impfstoff von Novavax veröffentlichen wird.
Die Zulassung des Impfstoffes könnte damit also noch vor Weihnachten erfolgen. Viele, die jetzt noch nicht geimpft sind, warten seit Monaten auf den Totimpfstoff von Novavax. Hauptunterschied zu den von manchen angezweifelten mRNA-Impfstoffen ist, dass inaktivierte Spikeproteine injiziert werden. Bei den mRNA-Impfstoffen wird hingegen das Spike-Protein erst von den körpereigenen Zellen gebildet – nach dem Bauplan, der injiziert wird.
Das Novavax-Vakzin wird meist als Totimpfstoff bezeichnet. Präziser ist die Bezeichnung "proteinbasierter Impfstoff". Dem Körper werden winzige Partikel des Erregers präsentiert. Im Fall von Novavax mittels relativ neuer Technologie: Man gewinnt die Viruspartikel, die im Impfstoff stecken, nicht aus den Viren, sondern in Zellkulturen.
Der Klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger betonte im "Mittagsjournal" auf Ö1 am Donnerstag, dass Novavax gegenüber den mRNA-Impfstoffen keinen Vorteil für den Schutz vor einer Infektion oder vor schweren Erkrankungen und Todesfällen bietet. Er steht der sehr wahrscheinlichen Zulassung aber positiv gegenüber. "Es spricht nichts gegen den Impfstoff, aber meiner Meinung nach gibt es auch nicht das große Dafür. Eventuell werden Personen, die skeptisch gegenüber mRNA-Impfstoffen sind, überzeugt, sich mit diesem zu impfen. Außerdem ist er leichter zu lagern und deutlich stabiler."
Er rechnet damit, dass der Impfstoff in Österreich noch vor Jahresende verfügbar sein könnte.
Novavax kann bei Kühlschranktemperatur von zwei bis acht Grad Celsius gelagert werden. Der Impfstoff gilt als gut verträglich.
Daten fehlen
Was bisher fehlt, sind Daten, die seine Wirksamkeit gegenüber Delta und Omikron zeigen. "Bei anderen Impfstoffen generieren wir bereits jetzt Daten. Bei Novavax gibt es das bisher nur in vitro (im Reagenzglas, Anm.)", sagte Zeitlinger. Gut abgeschnitten hat Novavax in einer Studie, bei der Impfstoffe gekreuzt wurden.
Nach einer Grundimmunisierung mit Biontech/Pfizer oder Moderna sorgte ein Booster mit Novavax für eine Verstärkung der Immunantwort. Diese fiel allerdings nicht stärker aus als nach einer homologen Impfserie, also einer Auffrischung mittels Biontech/Pfizer bzw. Moderna.
Auch Florian Krammer, österreichischer Impfstoffexperte an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus in New York, betonte auf Ö1, dass bisher noch nicht abschätzbar ist, wie gut Novavax gegen die neue Variante Omikron wirke. Bisherige Studien zeigen lediglich eine sehr gute Wirkung gegen den Wildtyp und die Alpha-Variante.
Für Kinder wird der Totimpfstoff zunächst nicht zugelassen. Der Antrag bezog sich vorerst auf Ab-18-Jährige. Manche warten allerdings speziell für Kinder auf den Impfstoff von Novavax. Ihnen rät Krammer, sich an die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) zu halten, wonach derzeit mRNA-Impfstoffe bei Kindern verwendet werden können.
"Ich halte es für keine gute Idee, Kinder Off-Label mit Novavax zu impfen. Dazu braucht es Sicherheitsdaten, die es derzeit nicht gibt. Das kann sich ändern, aber momentan sind diese Daten nicht vorhanden", so Krammer.