Wissen/Gesundheit

Krebs: Wie neue Therapien vielen helfen können

Es ist eine Studie, die Hoffnung gibt: Forscher von MedUni / AKH Wien analysierten Krebszellen von 500 Patienten mit modernen Analyseverfahren. Sie untersuchten die Zelloberfläche und durch welche Signale Tumorzellen wachsen oder Metastasen bilden. Das Besondere: Es handelte sich um Zellen von Patienten, die als „austherapiert“ galten, wo keine Standardtherapie mehr verfügbar war. Ergebnis: Für mehr als die Hälfte konnte noch eine neue, zielgerichtete Therapie gefunden werden, die für den speziellen Tumor „gepasst“ hat und noch eine Wirkung gezeigt hat.

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„Zwischen 1995 und 2018 hat sich die Zahl der Krebserkrankungen in Europa um 50 Prozent erhöht – die Sterblichkeit aber ,nur‘ um 20 Prozent“, sagt der Onkologe Christoph Zielinski. Die Zahl der Neudiagnosen steigt, weil es immer mehr Personen in höherem Lebensalter gibt. Auch verbesserte Diagnosemethoden erhöhen die Zahl registrierter Neuerkrankungen. Gleichzeitig leben dank Früherkennung und moderner Therapien immer mehr Menschen mit einer Krebserkrankung. „In den USA ist die Sterblichkeit an Krebs alleine von 2016 auf 2017 um 2,5 Prozent zurückgegangen.“

 

Zielinski verweist etwa auf die neuen Immuntherapien, die bereits gegen 15 Krebsarten eingesetzt werden – etwa Lungenkrebs oder schwarzen Hautkrebs. Immuntherapien lösen die vom Tumor verursachten Bremsen des Immunsystems und machen ihn für die Abwehrzellen wieder angreifbar: „Bei einer Untergruppe von Lungenkrebspatienten sehen wir zum ersten Mal auch bei stark fortgeschrittener Erkrankung Patienten, die dank dieser Therapien fünf Jahre nach der Diagnose noch leben.“

 

Schwarzer Hautkrebs

Ähnlich beim schwarzen Hautkrebs: Im letzten Krankheitsstadium sind bis vor zehn Jahren 97 Prozent aller Patienten innerhalb eines halben Jahres verstorben. Heute lebt fünf Jahre nach der Diagnose die Hälfte dieser Patientengruppe. Allerdings wirken alle diese Präparate nicht bei allen Patienten.

Zielinski koordiniert das Vienna Cancer Center (VCC), eine Vernetzung der onkologischen Spitalsabteilungen in Wien. Ziel ist, Diagnose- und Behandlungsentscheidungen zu vereinheitlichen: „Damit soll gewährleistet werden, dass nur jene Patienten behandelt werden, die diese Therapie tatsächlich benötigen – aber andererseits alle, die tatsächlich profitieren können, diese Medikamente ohne Diskussion bekommen.“ Eine Immuntherapie kostet pro Patient und Jahr mehr als 80.000 Euro.

Aber werden diese Therapien in Zukunft leistbar sein? „Ja“, sagt Zielinski: „Erstens setzen wir sie gezielt ein – die teuerste Therapie ist nämlich die, die nicht wirkt. Zweitens senkt ein besserer Gesundheitszustand andere Kosten, etwa im Bereich der Pflege.“

Gegen fortgeschrittenen Lymphdrüsenkrebs gibt es neue Therapien, die pro Patient sogar 320.000 Euro jährlich kosten. Zielinski: „Wir konnten erreichen, dass die Pharmaindustrie für Patienten, die nicht auf die Therapie ansprechen, nur etwa die Hälfte der Kosten verrechnet.“