Kanada bezeichnet Long Covid als "Massenbehinderungs-Ereignis"
Von Anita Kattinger
Ein Bericht der kanadischen Regierung erregt internationale Aufmerksamkeit: Mona Nemer, die wissenschaftliche Beraterin der Regierung, bezeichnet darin Covid-19 als Kopf der Pandemie und Long Covid als den Schwanz. Nemer warnt vor den erheblichen Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes.
Nemer schätzt, dass zwischen zehn und 20 Prozent der Menschen Langzeit-Symptome wie Bluthochdruck, unregelmäßigen Herzschlag, chronische Müdigkeit, Gehirnnebel, Muskelschmerzen oder Sehbeeinträchtigungen nach nach einer Infektion mit Covid-19 entwickeln werden.
"Einige Patienten haben sich zwei bis drei Jahre nach der Erstinfektion noch nicht erholt, und es ist ungewiss, ob sich ein Teil von ihnen jemals vollständig erholen wird", so Nemer in dem Bericht, und sie fügt hinzu, dass das Fehlen eines Konsenses über eine klare Definition und diagnostische Kriterien die Beantragung von Sozialhilfe, Behindertenunterstützung und Versicherungen erschweren könnte.
Empfehlungen
"Erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und das Bruttoinlandsprodukt" könnten neben Gesundheitskosten auf das Land zukommen. Kanada könnte ein" Massenbehinderungs-Ereignis" bevorstehen, da es "immer offensichtlicher" sei, dass Long Covid das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen erhöhe.
15 Prozent der Erwachsenen in Kanada berichteten laut Statistics Canada mindestens drei Monate nach einem positiven Covid-19-Test über Long-Covid-Symptome, also 1,4 Millionen Menschen. Nemers Bericht enthielt 18 Empfehlungen, darunter die Einrichtung eines kanadaweiten Netzwerks für Forschung und klinische Versorgung sowie standardisierte Leitlinien.
Die kanadische Regierung reagierte auf den Bericht und kündigte laut Toronto Star umgerechnet 19,7 Millionen Euro für die Entwicklung klinischer Leitlinien und die Einrichtung eines Online-Netzwerks an, in dem Forschende sowie Medizinerinnen und Mediziner untereinander und mit der Öffentlichkeit Informationen über Long Covid austauschen können.
"Die kanadische Wissenschaftsgemeinschaft ist gut aufgestellt, um der Regierung die Beweise und das Fachwissen zur Verfügung zu stellen, die für die Behandlung von Long Covid erforderlich sind", so Nemer zu den Plänen der Regierung. "Dank der Experten, die zu den Empfehlungen unserer Task Force beigetragen haben, verfügen wir nun über einen Fahrplan, ein Netzwerk und die Unterstützung der Regierung, um Schritte zum vollständigen Verständnis dieser Krankheit zu unternehmen und dazu beizutragen, ihre Auswirkungen auf die Menschen und unsere Gesellschaft zu mildern."