Wissen/Gesundheit

Biontech könnte gegen Delta weniger gut wirken als gedacht

Schon vergangene Woche warnte die österreichische Ärztekammer mit Blick nach Israel, dass auch bei uns die Infektionszahlen durch Delta deutlich steigen könnten. Gut 55 Prozent der 9,3 Millionen Israelis sind bereits gegen das Coronavirus geimpft. Mitte Juni wurden in Israel Corona-Neuinfektionen landesweit nur noch im einstelligen Bereich registriert.

Doch seit Ende Juni steigen in dem Impf-Vorzeigeland die Neuinfektionen kräftig an, derzeit erkranken 300 Israelis pro Tag. Forscher warnen, dass diese Zahl in den kommenden zwei Wochen auf 1.000 Erkrankte pro Tag ansteigen könnte.

Neue Zahlen des israelischen Gesundheitsministeriums zeigen, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer im Juni nur zu 64 Prozent wirksam war, um eine Infektion mit dem Coronavirus zu verhindern. Im Mai, als die Delta-Variante weniger verbreitet war, erreichte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 94,3 Prozent.

Laut Times of Israel berichtet das Gesundheitsministerium, dass der Impfstoff noch beträchtlich wirksam ist, um schwere Symptome und Krankenhausaufenthalte zu verhindern. Im Mai lag diese Zahl bei 98,2 Prozent, nach den aktuellen Daten liegt diese bei 93 Prozent.

Bisher ging man aufgrund von britischen Daten von einem höheren Impfschutz nach zweifacher Dosis mit Biontech/Pfizer aus: Nach diesen Daten liegt die Wirksamkeit bei 88 Prozent. Laut der Gesundheitsbehörde Public Health England schützen zwei Dosen des Impfstoffs zu 96 Prozent vor schweren Covid-Verläufen.

Die Mutationen der neuen SARS-CoV-2-Variante namens Delta (vormals indische Variante) bringen ihr echte "Fitness"-Vorteile: Sie kann sich wesentlich schneller ausbreiten als alle bisher bekannten Varianten - eine infizierte Person steckt bis zu sieben weitere an, bei der Alpha-Variante sind es drei bis fünf Personen.

Zudem kann sie sich in einer teilweise geimpften Bevölkerung besser ausbreiten, weil sie wegen ihrer Immunfluchtmutationen den durch nur eine erste Impfdosis erzeugten Antikörpern entkommen kann.

Israelische Forscher warnen

Schon am Wochenende berichtete die Jerusalem Post, dass Wissenschafter der Hebräischen Universität in Jerusalem von einer stark verminderten Wirksamkeit des mRNA-Impfstoffes von Biontech/Pfizer ausgehen würden.

Laut dem Forschungsteam "sind die Impfstoffe deutlich weniger wirksam bei der Verhinderung von Infektionen". Die Forscher gehen von 60 bis 80 Prozent aus.

Bisher ist der Anstieg mittelschwerer oder schwerer Fälle in Israel gering: Nur drei bis fünf Menschen von 1.000 Infizierten entwickeln eine schwere Infektion im Vergleich zu 20 bis 30 von 1.000 auf dem Höhepunkt der Pandemie, so Eran Segal, ein Computerbiologe am Weizmann Institute of Science.

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Die Experten richteten einen warnenden Appell an das Nationale Sicherheitskomitee: "Um die Welle zu brechen, müssen bedeutende Schritte unternommen werden. Wenn man jetzt wartet, ohne etwas zu ändern, muss man später schwierigere Schritte unternehmen, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen."

So empfehlen sie größere Anstrengungen, um Menschen in Pflegeheimen sowie Patienten in Krankenhäusern zu schützen.

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