Influenza und Corona: Deutlicher Anstieg der Sterbefälle im Dezember 2022
Im Dezember 2022 ist es zu einem deutlichen Anstieg der Sterbefälle in Österreich gekommen, wie die Statistik Austria am Donnerstag basierend auf vorläufigen Ergebnissen erhob. Mit 2.257 Toten in der Kalenderwoche 51 starben mehr Menschen als in jeder anderen Kalenderwoche des Jahres 2022. Damit wurde auch der höchste Wert des Jahres 2021 übertroffen, der bei 2.201 Verstorbenen in Kalenderwoche 48 lag," sagte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Pressemitteilung.
"In den letzten Wochen des Jahres 2022 gab es wieder einen deutlichen Anstieg der Sterbefälle in Österreich, nachdem die Zahl der Verstorbenen im Herbst 2022 noch unter dem Niveau des Vorjahres gelegen hatte", erklärte Thomas. Ein Blick auf die einzelnen Kalenderwochen zeigt, dass insbesondere in den letzten drei Wochen des Jahres 2022 die Zahl der Sterbefälle deutlich angestiegen ist.
Wurden zwischen der 13. und der 49. Kalenderwoche stets weniger als 2.000 Sterbefälle registriert, gab es in der 50. Kalenderwoche (12. bis 18. Dezember 2022) 2.161 Sterbefälle, in der 51. Kalenderwoche (19. bis 25. Dezember 2022) 2.257 und in der 52. Kalenderwoche (26. Dezember 2022 bis 1. Jänner 2023) 2.226. Damit wurde sogar der Maximalwert einer einzelnen Kalenderwoche des Jahres 2021 (2.201 Verstorbene in der 48. Kalenderwoche 2021) leicht überschritten.
Anstieg und Welle
Der starke Anstieg der Sterbefälle fällt zeitlich mit der aktuellen Influenza-Welle zusammen, wie Daten vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien zeigen. Zudem sind täglich immer noch tausende Corona-Neuinfektionen registriert. Im Vergleich zum Fünfjahresdurchschnitt der gleichen Kalenderwochen der Jahre vor Beginn der Corona-Pandemie, also in den Jahren 2015 bis 2019, starben laut Statistik Austria in der 50. Kalenderwoche 2022 um 34,5 Prozent, in der 51. Kalenderwoche 2022 um 36,5 Prozent und in der 52. Kalenderwoche 2022 um 28,3 Prozent mehr Menschen.
Auf das gesamte Jahr gerechnet gab es 2022 ähnlich viele Sterbefälle wie in den beiden Vorjahren. Nach ersten vorläufigen Ergebnissen von Statistik Austria wurden für den 1. Jänner bis 31. Dezember 2022 bisher rund 91.600 Sterbefälle gemeldet. Diese Zahl liegt auf ähnlichem Niveau wie in den ersten beiden Pandemie-Jahren 2020 (91.599) und 2021 (91.962), allerdings um 10,5 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt vor Beginn der Corona-Pandemie (2015-2019).
In den kommenden Wochen wird die Zahl der gemeldeten Todesfälle des Jahres 2022 noch etwas ansteigen, da die Standesämter weiterhin Sterbefälle des Vorjahres nachmelden. Außerdem sind in der vorliegenden Zahl für 2022 noch keine Sterbefälle der österreichischen Bevölkerung enthalten, die sich im Ausland zugetragen haben.
Auffällig ist die anhaltend hohe Sterblichkeit auch deshalb, weil die Zahl der Corona-Toten im Vorjahr deutlich zurückgegangen ist. Während die AGES im ersten Pandemiejahr 2020 7.532 und 2021 9.195 Todesfälle nach einer Corona-Infektion verzeichnete, waren es im Vorjahr nur noch 4.746. Trotzdem sank die Sterblichkeit insgesamt nicht.
Zwar wäre ein gewisser Anstieg der Sterbefälle auch ohne Corona-Pandemie zu erwarten gewesen - und zwar wegen steigender Einwohnerzahl und alternder Bevölkerung. Allerdings lag der vor der Pandemie von der Statistik Austria erwartete Wert für 2022 nur bei 85.427 Sterbefällen. Dieser Wert wurde nun um 7,2 Prozent übertroffen.
Immunsystem nach Covid-19 geschwächt?
Möglicherweise spielen auch indirekte Effekte der Corona-Pandemie eine Rolle. Denn wer besonders stark an Covid-19 erkrankt ist, dessen Immunsystem ist danach für eine gewisse Zeit geschwächt, erklärte Erika Jensen-Jarolim, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie, im Ö1-Morgenjournal. Dies sei nun wissenschaftlich nachgewiesen.
Eine besondere Rolle spielen die T-Zellen im Blut, die Viren abwehren sollen. Diese werden im Fall einer Infektion aktiviert: Sie produzieren Botenstoffe, die virusbefallene Zellen abtöten können. Diese "Killerzellen" sind durch eine CoV-Infektion sehr lange geschwächt, sagte Erika Jensen-Jarolim. Sie funktionieren nicht mehr so gut und ihre Zahl nimmt ab. Das wiederum habe zur Folge, dass die Immunantwort schwächer ausfällt, sagte die Immunologin.