Impfung verhindert wahrscheinlich Weitergabe von Corona
Etwa 150 Millionen Menschen auf der Welt wurden bereits gegen das Coronavirus geimpft in den vergangenen Wochen, "es gibt also mittlerweile einen sehr großen Erfahrungsschatz", so Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien. Ursula Wiedermann-Schmidt, Vorsitzende des nationalen Impfgremiums, stimmen vor allem neue Daten zu den Impfstoffen sehr positiv. Denn bei allen drei Impfstoffen, die bis jetzt in Europa zugelassen sind, zeigen diese Daten: die Viruslast wird durch die Impfung erheblich reduziert. "Wir können also jetzt nicht nur sagen, dass jeder individuell vor einer schweren Erkrankung geschützt werden kann durch die Impfung, sondern man auch andere höchstwahrscheinlich nicht mehr anstecken kann."
Möglichst schnelle Immunisierung
Die Skepsis gegenüber dem Impfstoff von Astra Zeneca ist momentan deutlich spürbar, sogar unter medizinischem Personal gibt es Vorbehalte. Diese wollen Wiedermann-Schmidt und der Infektiologe und Impfstoff-Spezialist Herwig Kollaritsch jedoch aus dem Weg räumen. Ein Vergleich der drei Impfstoffe sei momentan "gar nicht zulässig", sagt Wiedermann-Schmidt. Denn die jeweiligen Studien ziehen ihre Erkenntnisse aus unterschiedlichen Populationen und Messparametern. Aufgrund dieser Unterschiede sei ein direkter Vergleich nicht möglich. "Wir wissen aber, dass alle drei einen extrem hohen Schutz vor schweren Erkrankungen, Hospitalisierungen und Todesfällen bieten. Und darauf kommt es an", betont sie.
Kollaritsch warnt auch: "Wenn man jetzt auf eine Impfung verzichtet, weil man den Impfstoff für weniger gut hält, bedeutet das eine Verzögerung im Impfplan von bis zu vier Monaten. Wichtig ist, dass wir den Zeitfaktor jetzt ausnützen und so schnell wie möglich immunisieren. Weil wie wir gehört haben, die Impfung kann nicht nur den Einzelnen schützen, sondern offenbar auch die Zirkulation des Virus in der Bevölkerung beeinflussen."
Dem Virus Druck machen
Momentan sorgen vor allem die Virus-Varianten für Aufregung. Denn eine erste Untersuchung zeigte, dass Astra Zeneca hinsichtlich milder Verläufe bei der Südafrika-Variante deutlich schlechter wirkt. Zu schweren Verläufen, Hospitalisierungen und der Sterblichkeit gibt es aber noch keine Daten. Eine seriöse Aussage kann man daher noch nicht machen, der KURIER berichtete. Jetzt auf eine Impfung mit diesem Impfstoff zu verzichten wäre aber genau verkehrt, warnt die Expertenrunde - denn es geht um Zeit. Das Coronavirus steht unter evolutionärem Druck, es will sich schneller ausbreiten und überleben. "Wir sollten weiter Druck auf das Virus ausüben und ihm so wenig Raum wie möglich geben, noch weiter zu mutieren", betont Müller. Wenn wir aus Vorbehalten auf eine Impfung verzichten wäre es genau umgekehrt, "dann geben wir dem Virus Zeit weiter Druck auf uns auszuüben."
Die am weitesten verbreitete Variante, sei immer noch die ursprüngliche Variante und gegen diese schützen alle Impfstoffe. "Wir müssen keine Bedenken haben, wenn sich die Varianten in den nächsten Monaten weiter ausbreiten. Wir haben Zeit, die Impfstoffe daran anzupassen", so Kollaritsch.
Impfbereitschaft gestiegen
Positiv entwickelt sich auch die Impfbereitschaft in Österreich: Während sich im Dezember noch 35 Prozent sicher oder wahrscheinlich impfen lassen wollten, waren es im Jänner 54 Prozent, berichtete die Initiative „Österreich impft“.
Auch die noch unentschiedenen Befragten wurden im Monatsvergleich weniger - von 28 auf 20 Prozent. Das zeigen Marketmind-Umfragen mit je mehr als 1.000 Teilnehmern. Die Segmente der eingefleischten Impfgegner und überzeugten Impfenthusiasten waren im Dezember gleich groß, nun habe sich die Impfbereitschaft deutlich verbessert, erläuterte Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, als einer der Experten der Initiative.
„Für uns ist mittlerweile deutlich spürbar, dass sich die Bevölkerung mehr informiert und mit der Corona-Schutzimpfung auseinandersetzt“, sagte Reingard Glehr vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Med-Uni Graz. Andererseits würden „immer mehr Falschmeldungen kursieren“ und laut der Umfrage vermehrt Informationen in digitalen Medien und sozialen Netzwerken und weniger bei Hausärzten eingeholt werden, berichtete Glehr, die eine Hausarztpraxis in Hartberg führt.