Ich habe den zweiten Impftermin versäumt. Soll ich ihn nachholen?
Von Ernst Mauritz
Grundsätzlich "besteht kein Grund zur Sorge, solange die erste Teilimpfung nicht viele Wochen zurückliegt", heißt es beim Impfservice der Stadt Wien.
"Holen Sie die zweite Teilimpfung auf jeden Fall nach, denn mit nur einer Impfung sind Sie nicht oder unzureichend geschützt. Bitte melden Sie sich dazu telefonisch unter 1450."
Für einen vollständigen Impfschutz ist eine komplette Impfserie notwendig. Das bedeutet für die Impfstoffe von Astra Zeneca, Biontech/Pfizer und Moderna alle zwei Teilimpfungen, nur beim Impfstoff von Johnson & Johnson reicht eine Teilimpfung aus.
- Der Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer kann laut Fachinformation in einem Intervall von 19 bis 42 Tagen verabreicht werden (ab 16 Jahren).
- Der Impfstoff Covid-19 Vaccine Moderna der Firma Moderna hat ein Intervall von 21 bis 42 Tagen (ab 18 Jahren).
- Der Impfstoff Covid-19 Vaxzevria der Firma Astra Zeneca kann in einem Zeitintervall von 4 Wochen bis 12 Wochen (28 bis 84 Tagen) verabreicht werden, soll aber vorzugsweise 11-12 Wochen nach der ersten Dosis verabreicht werden.
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek betonte kürzlich im NDR-Podcast Coronavirus-Update, wie wichtig die Zweitimpfung ist.
Erst zwei Wochen nach dem zweiten Termin habe man vollen Impfschutz. Sie plädierte dafür, die Menschen besser darüber aufzuklären, "dass nicht sofort ein Schutz besteht".
Der Impfschutz werde mit der zweiten Dosis nicht nur gesteigert, sondern auch erst langfristig verankert. "Erst mit der zweiten Impfung erreicht man das immunologische Gedächtnis", sagte Ciesek.
Stärkere und längere Wirkung
"Mit der zweiten Impfung erreicht man das immunologische Gedächtnis. Das heißt, die Antikörper-Antwort wird nach der zweiten Impfung noch mal stärker, zehnfach stärker, zwanzigfach stärker. Man hat eine längere Wirkung. Wenn man sich das so banal vorstellt: Dann kann sich das Immunsystem besser erinnern."
Die zweite Impfung sei "eine Übung für das Immunsystem, um noch exakter zu werden, schneller und sich besser an den Erreger zu erinnern".
Ciesek betont aber: Der Schutz werde auf lange Sicht mit der zweiten Dosis nicht nur gesteigert, "sondern mit der zweiten erst aufrechterhalten".
Das sagt auch die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien: "Man muss davon ausgehen, dass mit nur einer Impfung die Wirksamkeit früher nachlässt, wenn das Impfschema aus zwei Impfungen besteht. Mit der zweiten Impfung setzt man einen Booster, einen Verstärker."
Mit Ausnahme von Johnson & Johnson beruhen auch die Ergebnisse aller Zulassungsstudien auf zwei Impfungen. Nur Johnson & Johnson ging mit einer Einzelimpfung in das Zulassungsverfahren und konnte einen ausreichend hohen Impfschutz nachweisen.
Redlberger-Fritz: "Wir wissen im Moment, dass der Impfschutz mit zwei Impfdosen – bei Johnson & Johnson mit einer – sechs bis acht Monate, vielleicht auch länger, anhält. Wie das bei den anderen Herstellern mit nur einer Dosis ist, wissen wir hingegen nicht."