Coronavirus: Was ein Experte zum Thema Badegewässer sagt
Von Ernst Mauritz
„Ich sehe absolut keine Gefahr, dass sich das Coronavirus in Badegewässern in einer infektiösen Form ausbreiten kann. Hier können wir wirklich entwarnen“, sagt der Immunologe Hannes Stockinger von der MedUni Wien. „In Gewässern können diese Viren nicht überleben.“
Behüllte Viren wie das Coronavirus werden rasch durch UV-Licht inaktiviert: „Die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist extrem gering.“ Zusätzlich ist im Wasser der Verdünnungsgrad sehr hoch. Coronaviren können sich auch im Wasser nicht vermehren.
Für Aufsehen sorgte vor kurzem eine Meldung, dass es Forschungsgruppen der Uni Innsbruck und der TU Wien gleichzeitig gelungen ist, das Erbmaterial von SARS-CoV-2 im Zulauf von zwei österreichischen Kläranlagen nachzuweisen – der KURIER berichtete.
Derartige Studienergebnisse sind kein Widerspruch zu den obigen Aussagen, betont Stockinger: „Das Virus wird von Infizierten auch im Stuhl ausgeschieden, das ist nicht überraschend. Nachgewiesen wurden im Abwasser aber keine infektiösen Viren, sondern mit dem hochsensiblen PCR-Test lediglich genetische Virusbestandteile. Diese sind aber nicht infektiös und auch dann noch nachweisbar, wenn die Viren schon längst inaktiviert und damit ungefährlich sind.“
Das wird auch in einer Aussendung der Uni Innsbruck betont: „Der Test reagiert auf Virenbruchstücke, die nicht infektiös sind. Selbst geringste Spuren des Virenerbguts können detektiert werden.“ Die Menge dieser Virenbruchstücke im Abwasser liege aber weit unter jener von infektiösen Tröpfchen, Abwasser gelte daher nicht als Infektionsquelle. „Auch wenn Viren-RNA (Viren-Erbgut, Anm.) im Wasser nachgewiesen werden kann, bedeutet das also nicht, dass vom Wasser eine Infektionsgefahr ausgeht.“
So konnte auch in einer Studie der Berliner Charité im Stuhl Viren-Erbgut (RNA) nachgewiesen werden, aber ebenfalls keine infektiösen Coronaviren. Auch der Berliner Virologe Christian Drosten betonte mehrfach, dass sich das Coronavirus über Abwasser nicht verbreiten kann. Stockinger: „Dies bedeutet aber für Badegewässer umso mehr, dass keine Infektionsgefahr beim Baden besteht.“ Diese Aussage gilt auch für Seen, Teiche und alle anderen Badegewässer, wo, im Gegensatz zu Schwimmbädern, dem Wasser natürlich kein Chlor zugesetzt wird.
Ähnlich auch die Aussage der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit): „Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass sich Menschen über Trinkwasser/Leitungswasser oder Oberflächenwasser mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben.“
Fazit der Infektionsexperten: Das eigentliche Risiko lauert wie sonst auch im Bad immer dann, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten wird.