Wissen/Gesundheit

Höheres Alter, chronische Krankheit: Warum dadurch das Risiko steigt

Zunächst die guten Nachrichten: Vier von fünf Infektionen mit dem Coronavirus verlaufen mild, die Betroffenen können sich zu Hause auskurieren. Und Schwangere wie auch Kinder haben kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf, so das Robert-Koch-Institut. Anders ist das bei diesen Gruppen:

Ab 50 bis 60 Jahren steigt das Risiko einer schweren Erkrankung mit Lungenentzündung bis hin zum Lungenversagen und einer Therapie mit Beatmungsgeräten stetig an. 98 Prozent der mehr als 1000 Todesopfer in Italien waren älter als 68 Jahre.

Die zweite große Risikogruppe sind – unabhängig von ihrem Alter – Menschen mit chronischen Erkrankungen (etwa Herzkreislaufsystem; Diabetes; Atemwege wie Asthma, Bronchitis, COPD; Krebs, Leber oder Niere).

Auch Menschen mit einer Immunschwäche (als Folge einer Erkrankung oder einer Medikamenteneinnahme) haben ein erhöhtes Risiko.

Risiko Rauchen

Raucher haben oft eine chronische Raucherbronchitis: Ihre Bronchialschleimhaut ist chronisch gereizt. Gleichzeitig wird mehr Schleim produziert. Das macht sie ebenfalls anfälliger für Infekte mit dem Virus.

„Generell reagiert bei älteren Menschen das Immunsystem weniger gut“, erklärt der Kardiologe Otto Traindl: "Deshalb wirken ja auch Impfungen nicht so gut wie bei Jüngeren. Das Immunsystem ist einfach nicht mehr so agil."

Schwächere Reaktion

Die Folge: "Da unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber die Antwort des Immunsystems auf eine Infektion sind, können diese im Alter schwächer ausfallen oder fehlen, wodurch Erkrankte dann auch erst später zum Arzt gehen", heißt es beim deutschen Robert Koch Institut.

Immunabwehr reduziert

Der zweite Punkt: „Bei praktisch allen chronischen Krankheiten ist die Immunabwehr reduziert“, betont Kardiologe Traindl. Bereits bestehende entzündliche Prozesse werden durch die Infektion verstärkt: „Der Körper muss rasch Abwehrzellen produzieren, das bedeutet eine Ausnahmesituation und einen Stresszustand.“

Fieber beschleunigt den Herzschlag (rund zehn Schläge pro zusätzlichem Grad Körpertemperatur): „Das belastet ein geschwächtes Herz.“ Komme dann noch eine Beteiligung der Lunge dazu und reduziere sich der Sauerstoffgehalt im Blut, "kann das rasch ein schon vorgeschädigtes Herz an seine Grenze bringen."

Gefahr für die Lunge

Bei den Atemwegen wiederum bestehe das Problem, dass zwar die oberen Atemwege darauf ausgerichtet sind, "infektiöse Erreger aus der Einatemluft herauszuholen und zu bekämpfen". Aber je tiefer man in die Lunge hinunterkomme, "umso mehr sind die Zellen ja nicht primär auf die Infektabwehr spezialisiert, sondern auf den Gasaustausch  - Abgabe von Kohlendioxid, Aufnahme von Sauerstoff - ausgerichtet."

Gelangt das Virus in die Lunge, könne es zu einer zusätzlichen bakteriellen Infektion kommen: "Und das kann dann bei einem älteren Menschen mit  geschwächtem Immunsystem schlimm verlaufen."

"Maßnahmen konsequent umsetzen"

All das zeige, warum es unabdingbar ist, die Maßnahmen zur sozialen Distanz konsequent einzuhalten. "Ein jüngerer Mensch hat bei einer Infektion vielleicht gar keine Beschwerden, aber er kann einen älteren Mitbürger anstecken und den erwischt es dann vielleicht voll."

Deshalb sei es so wichtig, konsequent alle Maßnahmen einzuhalten und Sozialkontakte wirklich drastisch zu reduzieren: "Je konsequenter wir das umsetzen, desto kürzer wird es wahrscheinlich notwendig sein, diese Einschränkungen aufrechtzuerhalten." Er jedenfalls habe seine Termine - auch jene mit Freunden - bereits abgesagt. Traindl: „Ich nehme das sehr ernst."