Wissen/Gesundheit

Abwasseranalyse 2020: In Kufstein wird am meisten gekokst

Im vergangenen Jahr wurden europaweit die Abwässer von 114 Kläranlagen in 99 Städten bzw. Regionen analysiert, darunter auch jene von neun österreichischen und einer Südtiroler Kläranlage (insgesamt 117 Gemeinden).

Für die jährliche SCORE-Studie (hier zum Nachlesen) wurden im Jahr 2020 über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen.

Im Fokus standen THC - der Wirkstoff in Cannabis -, Kokain, Amphetamin (Wirkstoff in Speed), 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA, Wirkstoff in Ecstacy) und Methamphetamin (Wirkstoff in Crystal Meth) sowie Alkohol und Nikotin. Die Ergebnisse der chemischen Analysen werden von der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon für den europäischen Drogenbericht verwertet und veröffentlicht.

Österreich und Südtirol liegen bei allen analysierten Substanzen im internationalen Mittelfeld.

In der Stadt wird häufiger gekifft

Der Pro-Kopf-Konsum von Alkohol und Nikotin ist innerhalb Österreichs relativ einheitlich. Bei den verbotenen Drogen bietet sich ein weniger homogenes Bild: In allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher zu sein scheint als in ländlichen Gegenden.

Unter den Stimulanzien ist Kokain die umsatzstärkste Droge: In Westösterreich wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen genutzt als in Ostösterreich; den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichnet Kufstein.

Auch beim Ecstasy-Konsum nimmt die Region Kufstein den Spitzenwert ein. Die größten Pro-Kopf-Konsummengen der Wirkstoffe Amphetamin (Speed) und Metamphetamin (Crystal Meth) ließen sich in Ostösterreich, speziell in Graz, beobachten.

Politische Maßnahmen zeigten Wirkung

2020 wurden geringere Mengen an Alkohol und Nikotin konsumiert als 2019, was auf Regelungen wie frühere Sperrstunden oder Veranstaltungs-Restriktionen zurückzuführen ist.

"Die Covid-19 Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen scheinen Auswirkungen auf den Drogenmarkt zu haben. Auch wenn es regionale Unterschiede gibt, legen unsere Ergebnisse nahe, dass es zu Rückgängen beim Wochenendkonsum von Partydrogen, insbesondere Alkohol und MDMA gekommen ist. Eine weitere Auffälligkeit war die Zunahme des Konsums von Methamphetamin (Crystal Meth) in manchen Regionen. Diese Entwicklung sollte im Sinne frühzeitiger Präventionsmaßnahmen im Auge behalten werden", so Oberacher.

Für eine Tiroler Studie zu Effekten von Quarantänemaßnahmen auf den legalen und illegalen Drogenkonsum hat das Team der Innsbrucker Gerichtsmedizin das Abwasser der Tiroler Landeshauptstadt untersucht. Dazu wurden zwischen dem 12. März 2020 und dem 15. April 2020 an 35 Tagen Abwasserproben genommen und die Rückstände von 23 Markern analysiert.

Als Referenz dienten die zwischen März 2016 und Januar 2020 ermittelten Abwasserdaten. Oberacher: "Wir konnten sehen, dass die gesperrte Gastronomie und der Wegfall von Veranstaltungen vor allem an Wochenenden zu einer Abnahme des Konsums von Partydrogen, inklusive Alkohol, führten. Auch bei Medikamenten wie Erkältungsprodukten oder Schmerzmitteln war der Konsum rückläufig – eine Entwicklung, die mit den Verkaufsrückgängen in Apotheken und der verringerten Anzahl an Arztbesuchen während der Quarantäne korreliert."

Die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von neun Prozent der österreichischen Bevölkerung, 42 Prozent der Tiroler, 27 Prozent der steirischen Bevölkerung, acht Prozent der Vorarlberger, ein Prozent der Niederösterreicher und 30 Prozent der Südtiroler Bevölkerung zu.

Die Analyse erfolgte im forensisch-toxikologischen Labor des Instituts für Gerichtliche Medizin der
Medizinischen Universität Innsbruck unter der Leitung des Chemikers Herbert Oberacher.