Wissen

Der ukrainische Forscher, der von der Uni Graz gerettet wurde

Schon am Tag, als auf seine Heimatstadt die ersten russischen Raketen abefeuert wurden, es war der 24. Februar, erhielt er eine Einladung, zum Zwecke der Fortbildung an die Med Uni Graz zu übersiedeln. Diese Einladung hat Oleksandr Bondarenko möglicherweise sein Leben gerettet. Denn dadurch durfte er, der wehrpflichtige Mann aus Kiew, sein Land verlassen.

Hilfreiche Kollegenschaft

Zunächst musste der international angesehene Mediziner aber noch einen Atem beraubenden Irrlauf hinlegen, um mitten im Krieg zu allen Ausreisebewilligungen zu kommen. Maßgeblich beteiligt an seiner Möglichkeit, die Ukraine zu verlassen, waren Corina Madreiter-Sokolowski und Wolfgang Graier vom Lehrstuhl für Molekularbiologie und Biochemie des Gottfried Schatz Forschungszentrums der Med Uni Graz.

Von Vorteil war, dass Bondarenko eng mit der Med Uni Graz verbunden war. Er war von 2008 bis 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor von Wolfgang Graier und hat seit 2014 sein eigenes vom FWF gefördertes Projekt verfolgt. Hier hat er sich mit elektrischen Signalen in Endothelzellen, hervorgerufen durch Cannabinoide, beschäftigt.

Hilfreiches Stipendium

Ein weitere Hilfe war das Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Mit den JESH-Papieren (Joint Excellence in Science and Humanities) konnte die Med Uni Graz dem Forscher einen Platz und eine Forschungsmöglichkeit zusprechen. Diese war Voraussetzung für eine Genehmigung zum Verlassen des Landes . Durch das JESH-Stipendium konnte Oleksandr Bondarenko sofort nach seiner Ankunft in Österreich sofort in Forschungsarbeiten involviert werden.

Für die weitere Finanzierung des Aufenthaltes in Österreich konnten Gelder des FWF (Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung) herangezogen werden. Über ein weiteres FWF-Projekt von Corina Madreiter-Sokolowski wird die wissenschaftliche Tätigkeit von Oleksandr Bondarenko an der Medizinischen Universität Graz bis 2026 gesichert.

Hilfreiche Forschung

In Graz forscht der Mediziner übrigens zu seinem Spezialgebiet: Ionenkanäle in Mitochondrien und Endothelzellen. In seiner aktuellen Arbeit geht es um die Signalmechanismen, die der Funktionsstörung von Endothelzellen bei entzündlichen Prozessen zugrundeliegen. Endothelzellen kleiden das Innere unserer Blutgefäße aus; die Entzündung dieser Zellen spielt bei vielen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und zum Beispiel auch bei COVID-19 eine große Rolle.