Wirtschaft

Tourismus: Winter läuft gut, aber derzeit im Jännerloch

Österreichs Tourismus hängt im Jännerloch. "Vor allem in den Städten sind die Buchungen - auch für den Februar - derzeit noch verhalten", sagte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler zur APA. "Sowohl in der Stadthotellerie als auch in der Thermenhotellerie: alle merken, dass die Firmen aktuell mit Tagungen und Seminaren zurückhaltender sind." Doch mit dem Geschäft zu Weihnachten und zu Silvester seien alle sehr zufrieden gewesen. Insgesamt laufe der Winter gut.

Denn in den Ferienregionen stimmt das Geschäft - bis auf den Jänner, der auch dort sehr durchwachsen bis bescheiden beziehungsweise noch unter dem Vorjahr liegend sei. "Das sogenannte Jännerloch ist wieder da", so die Branchenexpertin. "Der Februar wird aber in den Feriendestinationen ein sehr guter Monat werden, weil heuer die Faschingsferien in Deutschland und den Niederlanden mit den Semesterferien in Österreich zusammenfallen", erklärte Kraus-Winkler. "Das heißt, der Februar hat doppelte Buchungsnachfrage." Ostern falle heuer früh und die Buchungen in den Skigebieten seien auch schon recht gut.

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Firmen vorsichtig, Ferienbuchungen sehr gut, Städte haben Probleme

Die Firmen seien aber generell sehr vorsichtig, was das erste halbe Jahr 2024 betreffe. "Das ist meistens ein Zeichen, dass die Wirtschaftslage noch unsicher gesehen wird", so Kraus-Winkler. Das sei bereits bei den Buchungsanfragen für Firmenveranstaltungen und Tagungen für das erste Quartal ersichtlich. "2023 war der Trend noch, dass sich das wieder belebt hatte." Doch ab dem dritten Quartal seien die Buchungen dann auch schon um einiges schwächer gewesen als im Jahr davor.

In den Thermen seien die Ferientermine in der heurigen Wintersaison "quer durch Österreich sehr gut gebucht"; jetzt im Jänner - an Wochentagen - hingegen noch schwach. Im laufenden Monat sei ein Minus zu erwarten, das dann aber im Februar durch ein jetzt schon absehbares starkes Buchungsplus ausgeglichen werde, sodass die ersten beiden Monate zusammen genommen "spürbar besser als im Vorjahr sein werden", ist Kraus-Winkler zuversichtlich. "Die Tagesgäste boomen auch in den Thermen", vermerkte sie. Die Eintrittskarte koste um die 50 Euro pro Person. Das entspricht dem Preis eines Tagesskipasses in einem günstigeren Skigebiet. In so gut wie allen Skigebieten wird heuer aber die 70-Euro-Grenze für eine Tagesliftkarte in der Hochsaison - nach kräftigen Preisanhebungen infolge der hohen Inflation - überschritten.

Bei den Buchungen in den Städten wiederum werde in den Monaten Jänner und im Februar nicht der Wert erreicht, wie zur selben Zeit vor einem Jahr. "Auch ihnen fehlen die Tagungen und Firmengäste", berichtete Kraus-Winkler. Salzburg verzeichne derzeit beispielsweise ein Nächtigungsminus von 5 bis 7 Prozent.

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Welche Gäste fehlen 

In Wien liege die Auslastung bei den Vier-Sterne-Hotels zu Jahresbeginn im Jänner und Februar bei nur 50 bis 60 Prozent. Früher waren es 70 bis 80 Prozent. "Der Zimmerpreis geht zwar hinauf, aber die Auslastung sinkt", sagte die Staatssekretärin. "Es fehlen Russland, China, Israel - es fehlt der asiatische sonstige Markt." Die Hoteliers haben sich zum Teil schon darauf eingestellt: "Die Gäste aus Russland bleiben ja seit mittlerweile mehr als drei Jahren aus, was wir aber teilweise kompensieren konnten", heiße es aus der Beherbergungsbranche. Die Urlauberinnen und Urlauber aus Russland, die am 6. Jänner orthodoxe Weihnachten feiern und normalerweise dann im Jänner intensiv gebucht haben, kommen nur noch in geringer Zahl - nicht zuletzt wegen des Kriegs gegen die Ukraine und der westlichen Sanktionen. "Ab März wird die Buchungslage in Wien etwas besser, denn da starten die Kongresse wieder", so Kraus-Winkler.

Der weggebrochene asiatische Markt werde im Moment auch sehr kritisch gesehen für das gesamte Jahr. Die Flugkapazitäten seien gering und die Ticketpreise sehr hoch. "Dazu kommt, dass - was jetzt Japan betrifft - der Yen abgewertet ist und die Flüge länger und teurer sind." Seit dem Russland-Krieg gegen die Ukraine wurden viele Flugrouten verändert, das Gebiet wird großräumig umflogen.

Im abgelaufenen Jahr (Jänner bis November 2023) generierten chinesische Gäste hierzulande nur noch 318.000 Nächtigungsbuchungen, im selben Zeitraum 2019, also vor der Corona-Pandemie, waren es noch 1,4 Millionen. Aus Russland kamen im ersten Normaljahr nach der Pandemie, 2022, lediglich 144.000 Buchungen, im Gesamtjahr 2019 waren es noch etwa 1,2 Millionen gewesen. Die Asiaten sind kaum zum Skifahren gekommen. "Die reichen Thais und Asiaten fahren traditionell eher nach Japan", so die Touristikerin. Die Skifahrer in Österreich kommen überwiegend aus Europa.

Was für Optimismus sorgt

Dank des guten Starts, der guten Nachfrage zu Weihnachten/Silvester und auch bereits für die Semesterferien im Februar und Ostern Ende März werde das insgesamt eine sehr gute Wintersaison 2023/24, ist Kraus-Winkler überzeugt. "Ich höre es von allen Seiten", betonte die Branchenkennerin. Abseits der Ferienzeiten kämen in den Ferienregionen die Buchungen je nach Schneefall und Wetter verstärkt und teilweise kurzfristig rein. "Eine echte Herausforderung für den Tourismus ist, dass oftmals vieles nicht mehr vorhersehbar ist, weil so viele geopolitischen und geokulturellen Veränderungen da sind", sagte die Staatssekretärin. "Man muss immer auf alles gefasst sein."

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