Wie Betriebe den demografischen Wandel besser meistern
Von Anita Staudacher
Der österreichischer Arbeitsmarkt "ergraut". In den nächsten zehn Jahren geht ein Großteil der Babyboomer-Generation in Pension und die Generation 45plus wird zur größten Altersgruppe am Arbeitsmarkt. Damit diese Gruppe ihre Arbeitsfähigkeit möglichst lange erhält und der Generationenwandel besser gelingt, bietet das Arbeitsministerium seit 2017 eine eigene, kostenlose Demografieberatung für Betriebe und Beschäftigte an.
Arbeitsminister Martin Kocher zog am Dienstag einer erste, erfolgreiche Bilanz. Bisher nahmen 1.700 Betriebe mit Zehntausenden Mitarbeitern eine solche Demografieberatung in Anspruch. "Der demografische Wandel ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit", unterstrich Kocher. Die Corona-Krise habe den Fachkräftemangel in diversen Branchen noch verschärft. Weil es schwieriger wird, jüngere Fachkräfte zu bekommen sei es wichtig, ältere Beschäftigte länger im Unternehmen zu halten.
"Großes Ziel des Projekts ist es, auf die großen Herausforderungen des demografischen Wandels vorzubereiten und rechtzeitig zu agieren", so Kocher. Es gehe darum, "alters- und alternsgerechte Arbeitswelten" zu schaffen. Unternehmen müssten die Lebensphasen der Mitarbeiter mit einplanen und könnten so mithelfen, Arbeitslosigkeit zu verhindern, sagte der Politiker.
Generationsübergreifendes "Wir-Gefühl"
Ein Unternehmen, das die Demografieberatung im Corona-Lockdown genutzt hat, war das Hotel-Restaurant Hubertushof in Zeltweg/Steiermark. Das Hotel beschäftigt 36 Mitarbeiter, ein Viertel davon ist über 45 Jahre, fünf sind in der Lehre. Angesichts der prekären Personalsituation im Tourismus, ging es Firmenchef Michael Ranzmaier auch darum, ein attraktiver Arbeitgeber "von der Lehre bis zur Pension" zu sein und ein "Wir-Gefühl" zu schaffen, wie er meint. Die älteren Mitarbeiter würden die Erfahrung mitbringen und die jüngeren oft einen neuen, kreativen Zugang.
Mit unterschiedlichen Maßnahmen wie etwa einen "Generationen-Stammtisch" sei es gelungen, die Zusammenarbeit über Generationen weg zu verbessern. Demografieberaterin Marion Lercher berichtete, dass alle Mitarbeiter aller Altersklassen bei dem Projekt mitmachten, was bei Tourismusbetrieben nicht selbstverständlich sei. Fazit von Firmenchef Ranzmaier: "Wir haben es dadurch als Betrieb leicht gehabt, während der letzten sieben Monate alle 36 Mitarbeiter zu behalten".
90 Beraterinnen und Berater
Weitere akute Themen für die Betriebe sind laut der Demografieberatung vor allem Fachkräftemangel, Nachfolgeplanung bei Nachbesetzungen, Wissenstransfer innerhalb des Teams und die Digitalisierung im Generationenkontext. Dahingehend gibt es österreichweit - bis aufs Burgenland - 90 Beraterinnen und Berater, die auf individuelle Probleme eingehen. Die kostenlose Beratung für Unternehmen ist modular aufgebaut.
Das vom Europäischen Sozialfonds (esf) co-finanzierte Projekt läuft in der fünften Phase noch bis Mai 2022 und ist mit insgesamt 25 Mio. Euro dotiert. Nähere Infos für interessierte Betriebe finden Sie hier Wegen der großen Nachfrage gibt es aktuell Wartelisten.