Wirtschaft

Werkssschließungen und Jobabbau bei VW: "Die Lage ist ernst"

Als Mitte September die Meldung die Runde machte, dass VW in Deutschland 30.000 Jobs reduzieren und mehrere Werke schließen muss, dementierte nicht nur die Konzernführung. Auch der Betriebsrat nannte die Zahl „Schwachsinn“. 

Doch jetzt, rund sechs Wochen später, dürfte aus dem „Schwachsinn“ bitterer Ernst werden. Erstmals spricht auch VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo die Lage klar an: „Es ist die klare Absicht, Zehntausende Volkswagen-Beschäftigte in die Massenarbeitslosigkeit zu schicken. Niemand von uns hier kann sich noch sicher fühlen.“

Cavallo sprach am Montag bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg davon, dass mindestens drei Werke in der Bundesrepublik geschlossen werden sollen. Die verbliebenen Standorte sollen geschrumpft werden, indem Produkte, Stückzahlen, Schichten und ganze Montagelinien herausgenommen würden. Cavallo sprach von einem Aushungern. „Das ist der Plan des größten deutschen Industriekonzerns, in seiner Heimat Deutschland den Ausverkauf zu starten. Es ist das feste Vorhaben, die Standortregionen ausbluten zu lassen. “

Weniger Geld

Die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten sich überdies auf deutliche Gehaltseinbußen einstellen, sagte Cavallo. So fordere das Management dauerhaft zehn Prozent weniger Monatsentgelt, zwei Nullrunden in den Jahren 2025 und 2026 sowie das Aus von Zulagen und Boni. Die IG Metall fordert für die VW-Beschäftigten unter anderem sieben Prozent mehr Lohn. 

„Der Vorstand spielt somit massiv mit dem Risiko, dass hier bald alles eskaliert“, so Cavallo. „Und damit meine ich, dass wir die Gespräche abbrechen und machen, was eine Belegschaft machen muss, wenn sie um ihre Existenz fürchtet.“

Das Unternehmen wollte am Montag die vom Betriebsrat bekannt gegebenen Pläne des Managements noch nicht bestätigen und kündigte erst für Mittwoch konkrete Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten an. Angesichts des geschrumpften Marktes könne das Unternehmen aber Werksschließungen nicht mehr ausschließen.

Markenvorstand Thomas Schäfer sagte, die Kosten an den deutschen Werken seien um ein Viertel bis die Hälfte höher als das, was sich das Unternehmen vorgenommen habe. „So wie bisher können wir nicht weitermachen.“ Und Personalvorstand Gunnar Kilian ergänzte: "Fakt ist: Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm."

Einig sind sich beide Seiten darin, dass Volkswagen derzeit in Schwierigkeiten steckt. Das Unternehmen verweist auf den geschrumpften europäischen Markt, auf dem VW ungefähr 500.000. Stück fehlen würden. Die Rendite liegt weit unter der Zielmarke von 6,5 Prozent.

Masterplan

„Wir haben heftige Probleme. Dem müssen wir bei Volkswagen begegnen“, sagte auch Cavallo. Management und Arbeitnehmer lägen nicht bei der Analyse der Probleme auseinander, aber meilenweit bei der Antwort. „Und diese Probleme sind auch ein Thema für die Politik“, sagte sie. „Auch die muss mal endlich aufwachen.“ 

Es reiche nicht nur, zu sagen, man stehe auf der Seite der Belegschaft. „Wir brauchen einen umfassenden Plan aus der Politik, wie die Elektromobilität endlich zum Fliegen kommt. Und ich sage: Wir brauchen darüber hinaus auch einen Masterplan für den Industriestandort Deutschland.“ Ein Regierungssprecher sagte, es sei bekannt, dass das Unternehmen in einer schwierigen Lage sei. Die Aktie verlor am Montag rund 1,6 Prozent.

Porsche

Nicht gut läuft es auch für die Volkswagen-Tochter Porsche. „Wie erwartet ist das dritte Quartal das schwächste des Geschäftsjahres 2024“, sagte Finanzvorstand Lutz Meschke. Die schwierige Wirtschaftslage unter anderem in China sowie die vielen Modellwechsel schlugen sich in den Zahlen nieder. 

Der Umsatz nach neun Monaten stand um 5 Prozent niedriger bei 28,6 Mrd. Euro, der Gewinn rutschte um 30 Prozent auf 2,76 Mrd. Euro ab. Die Auslieferungen fielen um 7 Prozent, wobei in China das Minus gar 29 Prozent ausmachte. Porsche will nun bis Jahresende die schlechten Bilanzzahlen so weit wie möglich wieder gut machen.