VW-Mitarbeiter fordern sieben Prozent mehr Lohn
Die deutsche Autoindustrie steckt in einer veritablen Krise, allen voran Europas Nummer eins Volkswagen. Wie berichtet, droht ein großes Sparpaket samt Werksschließungen und Mitarbeiterabbau. Inmitten dieser bewegten Zeiten begannen gestern, Mittwoch, Unternehmen und Gewerkschaft Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag für die 120.000 deutschen Mitarbeiter. Mehrere Tausend Beschäftigte protestierten vor dem Verhandlungsgebäude in Hannover mit Trommeln, Sirenen und Trillerpfeifen gegen die Sparpläne, Bengalfackeln hüllten den Platz in roten Rauch.
Der eigentlich erst für Ende Oktober geplante Start der Verhandlungen war vorgezogen worden, nachdem VW seinen Sparkurs Anfang des Monats verschärfte. Statt nur über Löhne soll auch über die von VW gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden.
Die IG Metall forderte VW auf, zunächst konkrete Sparpläne auf den Tisch zu legen, damit man in Verhandlungen eintreten könne. Bisher gebe es außer der Kündigung mehrerer Tarifverträge keinerlei Details. Damit gieße VW „zusätzliches Öl ins Feuer“, kritisierte Thorsten Gröger, Niedersachsens Bezirksleiter der Gewerkschaft IG-Metall. Stattdessen brauche man „ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte. „Über Werksschließungen und Massenentlassungen ist mit uns nicht zu reden.“
Bei der ebenfalls stattfindenden Entgeltrunde fordert die IG Metall für die Branche und auch bei VW sieben Prozent mehr Lohn. Abstriche soll es hier auch nicht für VW geben. „Natürlich haben wir aktuell heftige Probleme aufseiten der Wirtschaftlichkeit“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. VW habe aber zuletzt „gar keine schlechten Gewinnzahlen“ ausgewiesen und hohen Dividenden an seine Aktionäre ausgeschüttet, Das zeige, dass es Spielräume gebe.
Richtig einheizen
Ab Dezember könnte es nach Ende der Friedenspflicht (Verhandler verzichten für eine bestimmte Zeit auf Kampfmaßnahmen, Anm.) Streiks geben. „Der Winter kommt – und wir werden dann, wenn nötig, dem Vorstand richtig einheizen“, so Gewerkschafter Gröger. Der Konflikt habe erst begonnen. „Wenn es nötig ist, dann stehen Zehntausende vor den Werkstoren und auf den Straßen.“
Konzernchef Oliver Blume drängt dagegen auf Zugeständnisse der IG Metall: „Ich erwarte dort schon deutliche Bewegung, um auf der Kostenseite voranzukommen. Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Aber dafür ist die Grundlage, dass wir auf der Kostenseite über alle Bereiche deutlich nach unten kommen.“ Ziel sei es, bis Jahresende zu einer Einigung zu kommen.