Wirtschaft

Versicherungsmakler: "Viele Kunden sind völlig am Boden zerstört"

Versicherungsmakler sind derzeit vor allem in Ostösterreich sehr gefragt. Schließlich gilt es, die tausenden Schadenfälle infolge des Hochwassers und der Unwetter aufzunehmen. „Viele Kunden sind völlig am Boden zerstört; es berührt sehr, wenn man sieht, dass jemand sein gesamtes Lebenswerk verloren hat“, berichtet Harald Koban aus seiner Erfahrung. 

Er ist seit 1989 in der Branche tätig und hat sich 2002 selbstständig gemacht. Heute leitet er mit der Koban Group ein Unternehmen mit 170 Mitarbeitern und ist mit elf Standorten die Nummer drei der Maklerbüros in Österreich. Zugleich ist er seit heuer Präsident des Verbands Österreichischer Versicherungsmakler.

Abwicklung

„Wenn jemand von einem großen Schaden betroffen ist, dann ist es die Aufgabe des Maklers, durch die Schadenabwicklung zu führen“, sagt Koban im KURIER-Gespräch. „Es kann Monate dauern, bis alles wiederhergestellt ist.“ Das liege aber nicht an den Versicherungen, sondern Handwerker seien oft ausgelastet. Auf betrieblicher Ebene seien oft Teile nicht lieferbar. „Die Betriebsunterbrechungen haben sich stark verlängert. Früher waren es im Schnitt 12 bis 18 Monate, heute sind es mindestens 24.“

Koban hält seinen Beruf für „enorm spannend und wichtig“, man habe viel Kundenkontakt. Dennoch sei die Zahl der Makler im Land leicht sinkend. Aktuell sind es rund 4.000. Dies liege daran, dass Jüngere die IT-Branche interessanter fänden, so Koban. Auch er suche laufend Mitarbeiter, habe aber dabei keine Probleme, geeignete zu finden. 

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Viele hätten Jus, Betriebswirtschaftslehre oder Technik studiert, manche seien auch im Pensionsalter. Sie würden teils von den Versicherungsunternehmen in Rente geschickt, andere wiederum würden gerne nicht nur eindimensional für eine Versicherung arbeiten, sondern über den Tellerrand schauen wollen. Denn Makler sollen im Auftrag von Kunden jene Versicherung finden, die am besten zu diesen passt.

Konsolidierung

Aktuell steht Koban zufolge die Branche vor einer Konsolidierungsphase. Noch gebe es hierzulande ganz wenige (mittel)große Unternehmen, der große Teil seien Betriebe mit 2 bis 5 Mitarbeitern, oftmals Familienbetriebe. Neben den Maklern gibt es noch je rund 10.000 Versicherungsagenten und angestellte Vermittler. „Insofern ist der Wettbewerb hoch“, sagt Koban, „zudem machen Kunden schon vieles selbst über Vergleichsportale.“

Doch die Zahl der unabhängigen Maklerbetriebe könnte in naher Zukunft deutlich sinken. Denn in den vergangenen ein bis zwei Jahren kommen laut Koban vermehrt große, branchenfremde Kapitalgeber (Private Equity) ins Spiel. 

Der Trend habe seinen Anfang um die Jahrtausendwende in den USA gehabt, wo einzelne Anbieter auf 10.000 Mitarbeiter kommen würden. Und nun komme diese Entwicklung auch nach Europa und Österreich. Denn für die Wachstumsfinanzierer sei es ein ziemlich risikoloses Geschäft

Das Geschäft der Makler sei stabil, da Kunden in dieser Branche nur selten ihren Berater wechseln würden. Für Kunden seien solch große Maklerbüros nicht unbedingt ein Nachteil, „weil es gibt mehr Lösungs- und Verhandlungskompetenz gegenüber den Versicherungen. Im Schadenfall kann mehr Druck auf die Versicherungen ausgeübt werden.“

Geld ist nicht alles

Für Maklerbetriebe selbst hingegen sei es mangels ausreichend Kapital schwierig, Mitbewerber zu übernehmen. In Österreich seien bereits deutlich mehr als 25 solcher Deals erfolgt. 

Auch Koban habe bereits für seine Firma ein Angebot aus den Reihen der Investoren erhalten, er habe aber abgelehnt. „Ich möchte das noch 15 Jahre machen, ich habe auch schon Nachfolger im Unternehmen aufgebaut. Geld ist nicht alles.“