Türkische Lira fällt vor Zentralbankentscheid weiter
Die türkische Lira ist am Vortag der Zentralbankentscheidung über die türkische Geldpolitik weiter gefallen. Der Kurs erreichte am Mittwoch ein neues Rekordtief - 14,7 Lira waren für einen Dollar nötig, 16,17 Lira für einen Euro. Damit hat die türkische Währung seit Beginn des Jahres knapp 50 Prozent ihres Wertes eingebüßt, allein im November waren es 30 Prozent. Am 1. Jänner lag der Kurs noch bei 7,43 Lira für einen Dollar.
Grund für den starken Verfall ist vor allem die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er lehnt eine Erhöhung der Leitzinsen strikt ab; die Zentralbank folgt diesem Kurs. Sie hatte den Zinssatz im November von 16 auf 15 Prozent gesenkt. Am Donnerstag entscheidet sie über ihren weiteren Kurs.
Der türkische Staatschef möchte über niedrige Zinsen Kredite und Investitionen ankurbeln und vor dem Hintergrund eines starken Wirtschaftswachstums 2023 als Präsident womöglich wiedergewählt werden.
Nach herrschender Ökonomenlehre dagegen sind die Leitzinsen ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die hohe Inflation: Zentralbanken erhöhen dann in der Regel den Leitzins, den die Banken meist an ihre Kunden weitergeben. Die beabsichtigte Folge: Die Zahl der Kreditvergaben und damit die Geldmenge im Umlauf sinkt.
Die Türkei ächzt derzeit unter einem hohen Preisanstieg - zuletzt erreichte die Inflationsrate offiziell 21 Prozent und gehört damit zu den höchsten weltweit. Grund ist vor allem die Abwertung der Währung.
Die Opposition zweifelt die offiziellen Daten zur Inflation an und geht davon aus, dass die reale Teuerungsrate noch deutlich höher ist. Am Sonntag hatten mehr als 5.000 Menschen in Istanbul gegen den Anstieg der Verbraucherpreise und die schwindende Kaufkraft protestiert.