Wirtschaft

Trumps Handelskrieg trifft auch Österreicher

Die Gewinnerliste im Leitindex der Wiener Börse war am Montagnachmittag recht überschaubar: Nur drei ATX-Aktien schafften ein Plus, alle anderen Titel waren in der Verlustzone gefangen. Wie praktisch alle großen Börsen-Indizes weltweit. Der Wiener Aktienindex ATX beendete den Tag schließlich mit einem (noch vergleichsweise überschaubaren) Verlust von -1,23 Prozent.

Was war der Auslöser des rabenschwarzen Tages?

Der Grund musste nicht lange gesucht werden. US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag via Twitter in die Tasten gegriffen und eine Eskalation des Handelsstreits mit China angekündigt – just in einem Moment, wo alle die Beilegung des Konfliktes erwartet hatten.

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„Das kam absolut überraschend“, sagt Valentin Hofstätter, Aktienexperte der Raiffeisen Bank International. Denn an sich sollte am Mittwoch eine Delegation mit Vizepremier Liu He in Washington die letzten Striche unter einen Handelsdeal mit den USA setzen.

Warum boykottiert Trump die Verhandlungen mit China kurz vor der Ziellinie?

Laut Trump wollen die USA statt der bisher 10 Prozent Strafzoll auf viele China-Importe ab kommenden Freitag 25 Prozent aufschlagen. Damit nicht genug: „In Kürze“, so Trump, soll der gesamte Rest der China-Einfuhren im Wert von 325 Milliarden Dollar um 25 Prozent verteuert werden.

„Die meisten Beobachter werten das als Verhandlungstaktik“, sagt Hofstätter. Entweder will Trump China in letzter Sekunde weitere Zugeständnisse abringen. Oder er will betonen, dass ein möglicher Deal nur seiner Härte zu verdanken ist.

Was, wenn das keine leeren Drohungen sind? Oder der Streit eskaliert?

Daran kann keine der beiden Seiten ein Interesse haben. Und die Börsianer sind auch gar nicht darauf eingestellt. Würden tatsächlich alle Einfuhren aus China in die USA schlagartig um ein Viertel teurer, dann wäre mit noch kräftigeren Börse-Verlusten zu rechnen.

Am Montag musste der EuroStoxx50-Index, der fünfzig große europäische Unternehmen umfasst, am Ende ein moderates Minus von rund 1,2 Prozent hinnehmen. „Da schwingt viel Hoffnung mit, dass es nicht so schlimm kommt“, sagt der Börsenexperte.

Wie betrifft der Streit österreichische Aktionäre?

Heimische Anleger, die Aktien entweder direkt oder über ihre Pensionsvorsorge und Abfertigung besitzen, erwischte es teilweise herb. Besonders deutlich war das Minus für die konjunkturabhängigen Leiterplatten- und Chipshersteller ams (–4,7 Prozent), AT&S (–4,23 Prozent), Leuchtenkonzern Zumtobel (-3,8 Prozent) oder Gummiverarbeiter Semperit (–2,9 Prozent). Unter den wenigen Gewinnern im ATX-Prime-Index ragte Immoentwickler Warimpex (+2,5 Prozent) heraus.

Warum werden rot-weiß-rote Unternehmen mit in den Streit gezogen?

Einige der heimischen Börseunternehmen sind mit einer eigenen Fertigung in China vertreten. Dazu zählen AT&S oder Semperit, aber auch voestalpine mit der Automotive-Sparte. Auch wenn diese Produktionsstätten eher klein und womöglich von US-Zöllen gar nicht betroffen sein mögen, wird die reine Präsenz in China mitbestraft.

Eine Eskalation zwischen den größten Wirtschaftsmächten würde zudem der globalen Konjunktur massiv schaden. Der Ölpreis gab am Montag deutlich nach – das schadet etwa dem Öl- und Gaskonzern OMV oder dem Ölförderunternehmen SBO, deren Gewinnerwartungen vom Erdölpreis abhängen.

Noch im Mai steht überdies Trumps Entscheidung an, ob europäische Auto-Importe mit Strafzöllen bedacht werden. Die jüngste Eskalation macht das wahrscheinlicher. Diese Zölle würden die heimischen Zulieferer der Autoindustrie schmerzhaft treffen.

Wie geht es weiter?

Viel hängt davon ab, wie China reagiert. Die Sorge ist, dass der machtbewusste Präsident Xi Jinping auf Trumps Provokation mit Härte reagiert. Hoffen lässt, dass die Chinesen ihren USA-Trip nicht gleich – wie im September 2018 – abgeblasen haben. Womöglich bleibt Vizepremier Liu He fern oder der Besuch fällt kürzer aus.

Ein Handelskrieg wäre indes „schlecht für die ganze Welt“, sagte US-Investorenlegende Warren Buffett. Auch US-Wirtschaftsverbände der Textilindustrie und des Handels warnten, dass die Amerikaner selbst mit höheren Preisen und Jobverlusten für die Zölle bezahlen würden.