Totgesagte leben länger: 1,4 Milliarden Investments in Standort Österreich
Von Michael Bachner
Der Standort Österreich ist allen Unkenrufen zum Trotz weiterhin hoch im Kurs. Die staatliche Standortagentur Austrian Business Agency (ABA) hat im Vorjahr 12.700 Beratungen, 325 Betriebsansiedlungen und Investitionen in Höhe von 1,372 Milliarden Euro verzeichnet.
Damit siedelten sich zwar weniger ausländische Firmen in Österreich an als im Jahr davor (2022: 358), die Investitionssumme erhöhte sich jedoch deutlich (2022: 491 Mio. Euro). Grund sind wenige, aber sehr große Investments wie jene des japanischen Pharmakonzerns Takeda. Auch die Zahl der Beratungen der ABA stieg spürbar an, 2022 lag sie bei 7.964.
Die ABA ist für die Vermarktung des Wirtschaftsstandorts Österreich zuständig und berät kostenlos internationale Unternehmen und Investoren, die an einer Betriebsansiedlung in Österreich interessiert sind. Sie ist eine Tochter des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums und steht damit zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes.
Der Rechnungshof hat die Tätigkeiten der ABA zuletzt durchleuchtet und festgestellt, dass die Agentur durch das Ministerium überbudgetiert wird. Von 2018 bis 2023 sei das Budget um gut 80 Prozent auf 9,08 Mio. Euro angeschwollen, der tatsächliche Aufwand sei aber nur im Jahr 2021 über den genehmigten Geldmitteln gelegen. Auch eine längerfristige Marketingstrategie fehle der ABA, bemängelte der Rechnungshof.
ABA-Chef René Tritscher nahm jetzt zu den Kritikpunkten Stellung. Von einer Überbudgetierung könne keine Rede sein, sagte er zum KURIER. Die budgetäre Planbarkeit sei in Corona-Zeiten besonders schwierig gewesen, außerdem seien in den vergangenen Jahren viele neue Aufgaben für die ABA hinzugekommen. Überschüssige Mittel hätten man immer auf den Euro genau an das Ministerium zurückgezahlt. "Diese Kritik sehen wir daher sehr gelassen", so Tritscher.
Auch der Vorwurf zu viel an Berater bezahlt zu haben, gehe ins Leere. Alle Zahlungen seien völlig vertragskonform erfolgt. Der Rechnungshof habe keinen einzigen Fall nennen können, wo dies nicht der Fall gewesen sei, so Tritscher.
Die ABA-Sparte "Invest in Austria", die für die Akquisition und Betreuung von internationalen Unternehmen verantwortlich ist, kümmerte sich im Vorjahr um 1.354 Anfragen ausländischer Firmen. Es gab 325 Betriebsansiedlungen und -expansionen, die neue 2.419 Arbeitsplätze schaffen sollen. Ansiedlungen gab es vor allem im Bereich IKT (68), aber auch bei wirtschaftsnahen Dienstleistungen (52), im Großhandel (41) und im Energie- und Umweltbereich (23). Zudem wurden 39 internationale Start-ups von der ABA beraten.
Bei 35 der realisierten Projekte werde auch Forschung und Entwicklung durchgeführt, vor allem im Pharma-, Medizintechnik- und Biotechnologiebereich. Das unterstreiche die fortlaufende Entwicklung Österreichs als Forschungsstandort, sagte Tritscher.
Die Unternehmen, die sich in Österreich ansiedeln, kommen meistens aus Deutschland (95), gefolgt von Italien (23) und der Schweiz (22). Die meisten Ansiedelungen und Erweiterungen finden in Wien (188), Kärnten (25) sowie Steiermark und Oberösterreich (je 22) statt.