Teure Dünger machen 2022 zum "Jahr der Sojabohne"
Die Landwirtschaftskammer OÖ erwartet, dass die Bauern im Bundesland heuer verstärkt Soja anbauen werden. Hintergrund ist der starke Preisanstieg bei Düngemitteln, der sich durch die Abhängigkeit von Russland noch verschärfen könnte. Bei der Versorgung mit Brotgetreide und Braugerste sieht man aber keine Gefahr, dass diese gefährdet sein könnte.
"2022 ist das Jahr der Sojabohne", prognostizierte Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr am Donnerstag in einer Pressekonferenz mit Kammerpräsident Franz Waldenberger. Die Flächenausweitung bei der nicht düngeintensiven Eiweißpflanze um rund 13 Prozent auf 17.500 Hektar werde zulasten von Zuckerrübe und Körnermais gehen, erwarten die beiden.
Zuckerrübe
Bei der Zuckerrübe habe das u.a. Gründe in der Fruchtfolge, beim Körnermais scheuen viele Landwirte die drohenden Trocknungskosten, weil man dafür viel Gas benötige. Die Befürchtung, dass der Ukraine-Krieg zu einem Getreideengpass in Österreich führen könnte, haben die beiden Funktionäre aber nicht: Österreich produziere jährlichen 2,8 Mio. Tonnen Getreide und 2,4 Mio.
Tonnen Mais, davon werden nur 680.000 Tonnen für Brot und 213.000 für Braugerste verwendet, man könne die Bevölkerung also jedenfalls ausreichend mit Brotgetreide versorgen. Die steigenden Weizenpreise kommen laut Feitzlmayr kaum bei den Bauern an, weil die steigenden Kosten beim Dünger und beim Treibstoff diese weitgehend wieder auffressen.
Mineralischer Dünger
Während die Kammer hinsichtlich der Dieselpreise kalmiert und von Hamsterkäufen abrät - man gehe davon aus, dass die Preise wieder nach unten gehen werden - machen die Preisanstiege bei den mineralischen Düngern mehr Sorgen: Sie waren bereits in den Vorjahren kräftig und könnten nun noch weiter anziehen. Denn die Stickstoffdünger-Produktion basiere zu 70 Prozent auf dem Gaspreis, zudem sei Russland der weltweit größte Produzent von Ammoniumnitrat. Beim Phosphordünger habe Russland gemeinsam mit Belarus einen Weltmarktanteil von 30 Prozent.
Der Ukraine-Krieg wirkt sich auch auf personeller und menschlicher Ebene auf die Bauern aus: In Oberösterreich fehlen derzeit rund 1.900 ukrainische Helfer im Obst- und Gemüsebau. "Wir telefonieren mit Leuten, die gerade an der Front sind", schilderte Feitzlmayr. Viele Bauern würden die Frauen und Kinder der Erntearbeiter, die üblicherweise bei ihnen arbeiten, aufnehmen und unterbringen. Arbeitskräfte versuche man aus anderen osteuropäischen Ländern zu bekommen, das sei aber nicht leicht.