Wirtschaft

So steht es wirklich um den Medizinkonzern Fresenius

Der krisengeschüttelte Gesundheitskonzern Fresenius hat sich im zweiten Quartal weiter erholt. Dabei machte sich auch der tiefgreifende Umbau bezahlt. Im Klinikgeschäft konnte Deutschlands größter Krankenhausbetreiber zulegen, und die auf Nachahmerarzneien und klinische Ernährung spezialisierte Tochter Kabi kam voran, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. "Fresenius Kabi und Fresenius Helios steigerten ihren Umsatz stärker als erwartet", sagte Vorstandschef Michael Sen.

Der Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) kam zudem weitaus besser als gedacht durch das Quartal und ist daher nicht mehr ganz so pessimistisch für das Jahr. Beim größten Sorgenkind von Fresenius stieg der bereinigte operative Gewinn um 41 Prozent auf 401 Mio. Euro. FMC schließt Dutzende Dialysekliniken und streicht Tausende Stellen, während der Kostendruck durch die Inflation nachlässt.

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Beim österreichischen Klinikdienstleister Vamed greift Fresenius inzwischen mit einem Umbau durch und schrieb 332 Mio. Euro für das Einstellen von Geschäften ab. Das verlustreiche Unternehmen soll noch heuer operativ die Wende schaffen.

Im Mai hatte Fresenius-Chef Michael Sen von schweren strukturellen Problemen bei der Vamed berichtet und eine Überprüfung angekündigt. Weiters gab es einen Umbau im Vorstand der österreichischen Fresenius-Tochter. So schied der bisherige Vamed-Chef Ernst Wastler mit 18. Juli mit Erreichen des Pensionsalters aus dem Unternehmen aus. Das Vamed-Vorstandsmandat von Gottfried Koos endete ebenfalls mit 30. Juni 2023.

Als Nachfolgeregelung zogen bei der Vamed Klaus Schuster und Frank-Michael Frede in den Vorstand ein. Weiterhin Teil des vierköpfigen Vorstands sind die bisherigen Vorstandsmitglieder Andrea Raffaseder und Andreas Wortmann.

Der gesamte Fresenius-Umsatz wuchs im zweiten Quartal gemessen am Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 10,4 Mrd. Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn fiel zwar um 5 Prozent auf 956 Mio. Euro. Experten hatten aber weniger erwartet. Unterm Strich schrumpfte der Gewinn um 17 Prozent auf 375 Mio. Euro.

Nach schwierigen Coronajahren und vielen Gewinnwarnungen will Fresenius aus der Dauerkrise. Prozesse werden optimiert, in Vertrieb und Verwaltung der Rotstift angesetzt, Randbereiche sollen veräußert werden. Ab 2025 will Fresenius jährlich rund eine Milliarde Euro sparen. Unter dem neuen Chef Sen konzentriert sich Fresenius auf das Klinikgeschäft und die Tochter Kabi.

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Vor allem FMC war in den vergangenen Coronajahren in die Krise geschlittert. Eine hohe Übersterblichkeit von Coronapatienten, steigende Kosten und ein Mangel an Pflegekräften trafen FMC und lösten mehrere Gewinnwarnungen beim Mutterkonzern aus. Damit das nicht mehr passiert, will Fresenius FMC nicht mehr voll in der Bilanz berücksichtigen, sondern nur als Finanzbeteiligung ausweisen - entsprechend dem Fresenius-Anteil von gut einem Drittel.

Nach Beschluss einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juli soll FMC von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Damit ist der Weg für die Entflechtung beider Unternehmen bis Jahresende frei. Ein späterer Verkauf der Aktien bis hin zu einer kompletten Trennung bleibt ebenfalls möglich. Auch Vamed sieht Sen nur noch als Finanzbeteiligung. Gerüchten um einen Verkauf beider Firmen war Fresenius im Frühjahr entgegengetreten.