Sommerurlaub wird zum Wettlauf gegen die Zeit
Von Simone Hoepke
„Nach 14 Monaten haben viele einen Tapetenwechsel nötig“, meint Bettina Ganghofer, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Verkehrsflughäfen. Ein Rückblick auf das vergangene Reisejahr: Das Flugverkehrsaufkommen ist um knapp drei Viertel eingebrochen. „Nur 74 Prozent, weil der Jänner und Feber noch normal gelaufen sind“, betont Gaulhofer. „Heuer haben wir an den österreichischen Flughäfen Rückgänge von 97 bis 99 Prozent.“ Am besten steht noch der Flughafen Wien Schwechat da – mit einem Minus von rund 90 Prozent.
Quarantäne
Rettung soll nun in Form des Grünen Passes kommen, mit dem Geimpfte, Genesene und Getestete relativ unbürokratisch reisen sollen. Gestern, Donnerstag, haben sich die EU-Länder auf gemeinsame Rahmenbedingungen für diesen geeinigt. Der Grüne Pass „macht aber nur Sinn, wenn die Quarantänebestimmungen aufgehoben werden“, sagt auch Staatssekretär Magnus Brunner. „Ende Mai, rund um den 24.“, könne der Grüne Pass bereits auf nationaler Ebene in Betrieb gehen; „bis dahin muss klar sein, welche Quarantänebestimmungen gelten“.
Der Ball liegt einmal mehr beim Gesundheitsministerium, das bei den Regelungen federführend ist. Aktuell müssen Ein- und Rückreisende laut der noch bis Ende Mai gültigen Verordnung mindestens fünf Tage in Quarantäne. Mit ein Grund, warum die 2.600 Reisebüros in Österreich in einer Art Winterschlaf verharren. Normalerweise haben sie Mitte April bereits rund 80 Prozent der Sommerbuchungen im Kasten, doch viele melden Ausfälle im Ausmaß von 90 Prozent und darüber hinaus. Um das Geschäft anzukurbeln, bieten so gut wie alle gratis Stornomöglichkeiten bis kurz vor Reiseantritt an.
Die Austrian Airlines hat ihren Sommerflugplan 2021 vermehrt in Richtung Mittelmeerdestinationen, vor allem in Griechenland und Spanien, ausgerichtet. „Sobald es eine entsprechende Lösung für den internationalen Reiseverkehr gibt, rechnen wir auch dort mit Wachstum und Nachholeffekten“, heißt es seitens der AUA.
Was fehlt, ist auch das sogenannte „Incoming“-Geschäft, also die internationalen Touristen in Österreich. „70 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland“, sagt Gregor Kadanka, Sprecher der Reisebüros. Und weil viele andere Länder längst festgelegt haben, unter welchen Bedingungen man diesen Sommer bei ihnen Urlaub machen kann, droht Österreich ins Hintertreffen zu kommen, monieren heimische Touristiker.
Gäste mit Geld locken
Im Wettrennen um Gäste greifen manche Tourismusverantwortlichen bereits zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Malta bietet den ersten 35.000 Touristen, die im Sommer mindestens drei Nächte in einem maltesischen Hotel buchen, einen Rabatt von 200 Euro an. Der Staat will für das Programm 3,5 Millionen Euro in die Hand nehmen (die zweite Hälfte des Rabatts übernehmen die Hoteliers). Solche Aktionen kann sich Staatssekretär Brunner für Österreich nicht vorstellen. „Es braucht keine zusätzlichen Anreize, Österreichs Angebot spricht für sich“, sagt Brunner. Nachsatz: „Entscheidend ist, dass die Quarantänepflicht wegfällt.“