S Immo: Keine erforderliche Mehrheit für Abschaffung des Höchststimmrechts
In der Übernahmeschlacht zwischen der Immofinanz AG und der kleineren S-Immo AG kam es heute, Donnerstag, zu einem neuen Höhepunkt - in einer außerordentlichen Hauptversammlung.
Der Vorstand und Aufsichtsrat der S-Immo AG empfiehlt seinen Aktionärinnen und Aktionären der Gesellschaft, "das vorliegende Übernahme-Angebot der Immofinanz AG nicht anzunehmen. Immofinanz will durch die Übernahme von S Immo einen großen Player am europäischen Immobilienmarkt formen."
In der HV ging es aber lediglich um die Frage, ob dass Höchststimmrecht, das mit 15 Prozent begrenzt ist, aufgehoben werden soll, wie von der Immofinanz gewünscht. Doch für diesen Vorschlag fand sich keine erforderliche Mehrheit in Höhe von 75 Prozent. Es wurden nur 60 Prozent des Kapitals erreicht.
" Einige Fonds und Kleinanleger haben gegen das Ansinnen der Immofinanz votiert, das ist ein Sieg", sagt Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA). " Dadurch ist das freiwillige Übernahmeangebot der Immofinanz hinfällig. Es ist eine Schlappe für das Immofinanz-Team um Ronny Pecik." Denn dieses Angebot ist mit der Aufhebung des Höchststimmrechts gekoppelt. "Für den Anlegerschutz ist es ein guter Tag", fügt Beckermann hinzu.
Die Präsenz der Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung des Wiener Immobilienkonzerns S Immo war nach Aussage von Aufsichtratchefin Karin Rest rund 40,25 Millionen Aktien. Laut Reuters-Berechnungen nahmen damit knapp 55 Prozent der Anteilseigner an dem Aktionärstreffen der von der Immofinanz umworbenen S Immo am Donnerstag teil. Insgesamt waren 419 Aktionäre durch vier Stimmrechtsvertreter vertreten. Diese waren berechtigt 40.253.514 Stimmen abzugeben.
„Die Hauptversammlung ist damit beschlussfähig“, sagte Rest. Bei der virtuell abgehaltenen Hauptversammlung gibt es nur einen einzigen Tagesordnungspunkt: Es soll über den Wegfall des umstrittenen Höchststimmrechts abgestimmt werden, was entscheidend für das laufende Übernahmeangebot des Großaktionärs Immofinanz ist.
Deutlich unter dem inneren Wert
„Der Angebotspreis liegt aus Sicht der S-Immo AG deutlich unter dem inneren Wert der S-Immo AG Aktie. Der von Immofinanz AG angebotene Preis liegt spürbar unter dem zuletzt von der S-Immo AG veröffentlichten EPRA-NAV und spiegelt auch in keiner Weise die zu erwartende Steigerung – unter anderem auf Basis der Wertanalyse zum 30.04.2021 – wider“, heißt es seitens des S-immo-Vorstands. „Der Angebotspreis liegt selbst unter jenem Wert, zu dem die Immofinanz AG ihre Anteile an der S-Immo AG in ihrem eigenen Quartalsabschluss Q1 2021 ausweist. Der von der Immofinanz AG bilanzierte Wert berücksichtigt naturgemäß keine mit einem Übernahmeangebot einhergehenden Preisaufschläge (Kontrollprämie) bzw. Synergieeffekte.“
Laut S Immo-Vorstandschef Bruno Ettenauer sei man nicht grundsätzlich gegen eine Übernahme durch die Immofinanz, sondern man stößt sich nur am Übernahmepreis. Er rät den Aktionären bei einem etwaigen Aktienverkaufs, noch den 30 Juni abzuwarten, denn dann liegt eine aktuelle Bewertung aller Immobilien der S Immo vor.
Die Immofinanz, die bereits 26,5 Prozent an der S Immo hält, will den Konkurrenten mehrheitlich übernehmen und bietet 22,25 Euro je Aktie. Sie müsste damit bis zu 1,14 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um die auf Büros, Hotels und Einkaufszentren in Deutschland, Österreich und Osteuropa sowie zu einem kleineren Teil auf Wohnimmobilien fokussierte s Immo zu übernehmen.
Die Vorgeschichte
Der Vorstand der S Immo AG ist davon überzeugt, "dass die Annahme des Übernahmeangebots schlechter ist, als die Aktien an der S Immo AG zu behalten und damit S Immo AG als stand-alone börsenotierte Publikumsgesellschaft zu erhalten".
Die Hauptversammlung der S Immo AG kann unter https://www.simmoag.at/investor-relations/s-immo-aktie/hauptversammlung.html live mitverfolgt werden.
Indes beklagt die Immofinanz in der Hauptversammlung, dass frühere Fusionspläne zwischen der Immofinanz und der S Immo nicht fruchteten. Heute, Donnerstag, hat die Immofinanz in der HV nicht nur ihr Angebot präsentiert, sondern auch erklärt, dass die Abschaffung des Höchststimmrechts nur dann erfolgen soll, wenn das Immofinanz-Angebot obsiegt.
Zur Erklärung: Das 2006 eingeführte Höchststimmrecht sieht vor, dass kein Aktionär mehr als 15 Prozent der Stimmrechte halten darf, auch wenn er einen höheren Aktienanteil besitzt. Selbst als Mehrheitsaktionär würde Immofinanz also kein Durchgriffsrecht bei Aktionärsversammlungen der s Immo haben.
Deshalb wäre das Übernahmeangebot in der jetzigen Form hinfällig, sollten die Aktionäre gegen die Satzungsänderung und damit gegen den Wegfall der Regel stimmen.
Die S Immo fokussiiert sich auf ihr Kerngeschäft und rückt von indirekten Immobilien-Beteiligungen ab und wird ihre Beteiligungen an der Immofinanz und der CA Immo verkaufen. Das Kerrngeschäft bleiben Immobilien in Deutschland.