RLB OÖ-Chef: „Die EZB hat viel zu spät die Zinsen erhöht“
Wie viele andere Mitwirkende in der Finanzbranche geht auch Heinrich Schaller hart mit der Politik der Europäischen Zentralbank ins Gericht. „Die EZB hat viel zu spät begonnen, die Zinsen zu erhöhen“, sagte der Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich anlässlich der Präsentation der Konzernbilanz 2022. „Dann ist die EZB sehr nervös geworden und hat in sehr kurzen Zinsschritten geantwortet.“
Die Inflation gehe dennoch zu langsam zurück, daher werde es in nächster Zeit zumindest zwei weitere Erhöhungen von je 0,25 Prozentpunkten geben. Eine weitere Erhöhung darüber hinaus würde Schaller nicht wundern.
Die hohe Inflation und deren Bekämpfung führe zu Zweit- und Drittrundeneffekte, etwa infolge höherer Rohstoffpreise oder stark steigender Gehälter. „Ich bin aber sehr wohl dafür, dass Mitarbeiter einen gewissen Ausgleich erhalten, sonst können sie sich das Leben nicht mehr leisten.“
Generell stellt sich für Schaller die wirtschaftliche Situation zufrieden dar. „Ich glaube aber, dass der Konsum einbrechen wird. Wenn das passiert, wirkt es sich auf die Investitionen der Unternehmen aus. Mit Folgen für die gesamte Wirtschaft. Ich glaube aber nicht, dass wir in eine Rezession schlittern werden.“
Schaller schläft sehr gut
Aus seiner Sicht wird es noch mindestens zwei Jahre dauern, bis die Inflation wieder beim Zielwert er EZB von zwei Prozent liegt. „Daher werden die Zinsen hoch bleiben.“ Schaller warnt daher potenzielle Kreditnehmer davor, sich zu übernehmen. „Sie sollen genau kalkulieren, ob die Zinsbelastung rückzahlbar ist.“
Trotz einer geringeren Nachfrage ist der Top-Banker zuversichtlich, dass die Finanzierungsleistungen seines Instituts heuer weiter steigen werden. „Ich schlafe noch sehr gut, was unser Kreditportfolio betrifft.“ Die Ausfallrate sei im Vergleich zum Jahr 2021 „auf sehr geringem Niveau“ nur leicht gestiegen. Die Sparzinsen seien aus seiner Sicht angemessen, Krypto-Assets stehe er nach wie vor kritisch gegenüber. „Aber wir müssen es uns anschauen, weil die Nachfrage steigt.“
Hochzufrieden
Trotz eines Gewinnrückgangs (siehe Infobox) zeigt sich Schaller mit der Bilanz seines Konzerns „hochzufrieden“. Den Rückgang führte er auf Kreditrückzahlungen an die EZB zurück. Die Erträge aus Beteiligungen trugen zum Konzernergebnis 40,1 Millionen Euro bei. Das war ein Rückgang von 134,6 Millionen. Vor allem jene an der voestalpine bescherte ein Minus von 83,7 Mio. Euro. Grund seien „Bewertungseffekte“. Schaller will den Ausbau an Beteiligungen „sicher fortsetzen“. Stabile Kernaktionäre seien in Zeiten wie diesen wichtig, auch gegen spekulative Angriffe von außen über die Börse.