ÖBB investieren 4,7 Milliarden Euro in neue Züge
Der Streik bei der Deutschen Bahn gestern, Freitag, wirkte sich auch in Österreich aus, weil zahlreiche Verbindungen der ÖBB betroffen waren. Darunter die Nachtzugverbindungen von und nach Deutschland, Frankreich, Belgien und in die Niederlande. Sie fielen bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag dem Warnstreik zum Opfer. „Im Fernverkehr gab es Änderungen bei zahlreichen Railjet- und ICE-Verbindungen von, nach und über Deutschland“, so die ÖBB. Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr bis Freitag 13.00 Uhr komplett ein. Trotz Streiks war die Lage an den Bahnhöfen in Österreich am Freitagvormittag ruhig. Die Passagiere hatten sich anscheinend auf die Ausfälle eingestellt.
Indes rechnen die ÖBB (42.600 Mitarbeiter) für das Geschäftsjahr 2023 mit einem neuen Fahrgastrekord. „Die Fahrgäste sind wieder da, wir haben Corona hinter uns. Ich bin relativ sicher, dass wir heuer mehr als 480 Millionen Fahrgäste erreichen werden“, sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä am Freitag anlässlich der Präsentation der Bilanz 2022.
Im Vorjahr sind rund 447 Millionen Personen mit Bahn und Postbus gefahren. „Bei den vielen Fahrgästen braucht es auch neue Fahrzeuge, die wir beschaffen“, sagte Matthä. „Wir haben die Investitionen für neue Züge auf 4,7 Milliarden Euro aufgedoppelt, um die Sitzplatzkapazität bis 2030 um 40 Prozent zu erhöhen. Nachsatz: „Wir werden eine neue Form von Fernverkehrszügen bekommen.“ Mit zwei Lieferanten sei man, was die Verhandlungen betrifft, bereits „in den letzten Zügen“.
Derzeit gibt es anscheinend Lieferverzögerungen, 33 Nachtzüge wurden bestellt. Zum Jahreswechsel 2023/2024 sollen elf neue Nachtzüge und acht neue Railjets in den Verkehr gehen. Auch wird überlegt, für eine Übergangszeit Züge zu erhalten. „Es ist in Europa nicht einfach, zugelassenes Waggonmaterial zu bekommen“, sagt der ÖBB-Chef.
Güterverkehr
Im Vorjahr umfasste der Güterverkehr 27.405 Nettotonnen-Kilometer, damit ist die ÖBB-Tochter Rail Cargo Group der zweitgrößte Güterbahnbetreiber in Europa. Rail Cargo ist in 18 Ländern tätig.
„Wir haben in diesem Krisenjahr 2022 bewiesen, dass wir Österreich und Europa auf dem Laufen halten“, sagt Matthä. „Wir haben mittlerweile 1,2 Millionen Tonnen Agrarprodukte aus der Ukraine exportieren dürfen, wir fahren im Monat mehr als hundert Züge ins europäische Kernland.“ Auch die OMV-Raffinerie in Schwechat wurde mit Tankzügen im Vorjahr versorgt, als die Anlage ausgefallen war.
Das Cargo-Geschäft war im ersten Quartal 2023 im Ganzzug-Bereich eher stabil, im Einzelwagenverkehr kam es zu Mengeneinbrüchen. Die ÖBB führen es darauf zurück, dass mit dem billigeren Dieselpreis wieder mehr Waren auf der Straße transportiert werden. Finanzvorstand Arnold Schiefer fügte hinzu: „Wir versuchen auch den mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, die Bahn zu benutzen.“
2.000 Lehrlinge
Die Bahn ist mitten in einem Generationswechsel. Im Vorjahr wurden 4.900 neue Mitarbeiter eingestellt, heuer werden es mehr als 3.000 Mitarbeiter sein.
„Wir haben 50.000 Bewerbungen bearbeitet“, sagt Matthä. Schiefer ergänzte: „Wer heute nicht gut zahlt, bekommt keine Mitarbeiter.“ Eine wesentliche Säule der ÖBB seien laut Matthä jene 2.000 Lehrlinge, die von den ÖBB in 27 Lehrberufen ausbildet werden. Jedes Jahr werden 600 Lehrlinge aufgenommen.