Wirtschaft

Nur 13 von 100 österreichischen Top-Unternehmen auf Klimakurs

In Österreich sieht man sich gerne als Umwelt-Musterland, der Realität entspricht das aber nicht. Die Treibhausgasemissionen sind zwei Prozent über dem Niveau von 1990 und pro Kopf um elf Prozent höher als im EU-Durchschnitt. Aufholbedarf hat dabei vor allem die Wirtschaft, denn während die Haushalte ihre CO2-Emissionen reduzieren, haben die von Unternehmen laut einer Studie des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG) zwischen 1995 und 2019 um 35 Prozent zugenommen.

Nur etwa die Hälfte der 100 umsatzstärksten österreichischen Unternehmen hat sich laut der Analyse überhaupt umfassende Klimaziele gesetzt. Das bedeutet, dass sie ein quantifizierbares Reduktionsziel bis zu einem definierten Zeitpunkt anstreben - also zum Beispiel 30 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2030. Schwammige Bekenntnisse, etwa zu besserer Energieeffizienz zählen nicht dazu.

Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen die CO2-Emissionen jährlich um 4,5 Prozent gesenkt werden. Das planen laut BCG nur 13 der 100 Unternehmen in dem Sample. Acht streben sogar Netto-Null-Emissionen an, darunter finden sich neben Dienstleistern auch Industrie- und Energieunternehmen. Gerade in energieintensiven Branchen gelte es, sich ambitionierte Ziele zu setzen, so Roland Haslehner, BCG-Senior-Partner und Co-Autor der Studie. Weitere 21 Unternehmen wollen zwar klimaneutral werden, dieses Ziel kann aber auch über den Kompensationsmaßnahmen wie den Ankauf von Verschmutzungsrechten erreicht werden. "Dieser Mechanismus verhindert im schlimmsten Fall notwendige Innovationen bei der Entwicklung von CO2-neutralen Produkten oder Technologien“, so Sabine Stock von BCG.

Wie Ziele erreicht werden

Die Analyse betrifft lediglich von Unternehmen selbst gesetzte Ziele, nicht den tatsächlichen Ausstoß von Treibhausgasen. Auch ob diese Ziele realistisch sind, wurde nicht geprüft. Die Erfahrung zeige jedoch, dass Pläne, in denen genaue Zahlen genannt werden, meist fundiert seien, so Stock. "Ein Unternehmen, das eine konkrete Zahl mit einem konkreten Datum hinschreibt, hat ein gutes Gefühl dafür, dass das zu schaffen ist. Wenn aber das erste Datum, das genannt wird, 2050 ist, dann liegt der Verdacht nahe, dass es einen Plan vielleicht noch nicht gibt."

BCG empfiehlt Unternehmen, in vier Schritten vorzugehen. Erstens müssten Klimaschutz-Ziele definiert werden, an denen man sich bei strategischen Entscheidungen ausrichten könne. Dabei sollte der tatsächlichen Einsparung Vorrang eingeräumt und nur nicht vermeidbare Emissionen mit Verschmutzungsrechten kompensiert werden.

Drittens empfiehlt BCG, die Strategie extern mit wissenschaftlichen Methoden begutachten zu lassen. Das verschaffe der Unternehmensstrategie auch Glaubwürdigkeit, etwa bei Investoren und im Wettbewerb um die besten Köpfe am Arbeitsmarkt. Viertens sollte der Fortschritt in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Wenn der eingeschlagene Weg nicht den gewünschten Erfolg bringt, kann dadurch rechtzeitig reagiert werden.