Wirtschaft

Novartis-Chef: Antibiotika-Produktion in Tirol nicht kostendeckend

Wer eine Arzneimittelproduktion in Österreich haben will, müsse auch für die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür schaffen. Mit deutlichen Worten wandten sich am Donnerstag die beiden Top-Manager von Sandoz und Novartis in Österreich, Andreas Eberhorn und Michael Kocher,  an die Politik. Konkret geht es um die Preise für Generika (Nachfolgeprodukte von Arzneimittel), die in Österreich neu geregelt werden sollen.

Im März 2022 läuft die bisherige Preisbandregelung aus, wodurch das Preisniveau für Generika weiter sinken wird. Außerdem erwägt die Politik die Einführung einer Wirkstoff-Verschreibung, also dass der Arzt nicht mehr ein bestimmtes Produkt, sondern nur noch den Wirkstoff eines Medikamentes verschreibt. "Wenn das Preisband abgeschafft ist, kann uns die Sozialversicherung auf den niedrigsten Preis zwingen, da gibt es auch keinen Ausweg für uns als Hersteller", sagt Sandoz-Österreich-Chef Andreas Eberhorn. Sandoz  bietet mit mehr als 1.000 Arzneimitteln ein großes Generika-Sortiment, steht am Weltmarkt aber in Konkurrenz zu Billigfertigungsländer wie China oder Indien.

"Die Preise werden weiter erodieren, es wird für einzelne Anbieter nicht mehr auskömmlich sein, das Angebot wird kleiner." Damit werde die Versorgungssicherheit in Europ in Frage gestellt, warnt Eberhorn.  Natürlich habe das mittelfristig auch Auswirkungen auf Wünsche nach lokaler Produktion. Deshalb fordert Sandoz die Einführung einer Indexanpassung für Arzneimittel und eine dauerhafte Preisbandregelung.

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Antibiotika-Produktion

Auch die letzte integrierte Antbiotika-Produktion in Europa am Standort Kundl sei ohne entsprechender Rahmenbedingungen nicht mehr wettbewerbsfähig. „Die Penicillin-Herstellungskosten in Tirol erlauben es nicht, die Produkte kostendeckend zu veräußern“, sagt Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher. Die Produktion aus Versorgungsgründen zu erhalten bringe daher  nichts, wenn die dort erzeugten Anbiotika nicht auch verkauft werden können.

Novarits drohte bereits vor einigen Jahren mit der Verlagerung der Penicillin-Produktion ins Ausland. Nachdem die Regierung intervenierte, wird die Produktion in Kundl und Schaftenau nun um 200 Millionen Euro modernisiert, wobei der Staat 50 Millionen Euro an Förderungen zusicherte.

Man habe schon damit begonnen eine Pilotanlage aufzubauen, sagt Kocher. "Wir haben schon Gebäude abgerissen, Gebäude neu aufgebaut. Die Arbeiten sind voll im Gange und wir sind absolut im Zeitplan." Bei den Förderungen durch die österreichische Regierung sei aber est die Hälfte der 50 Millionen in Form einer Investitionsprämie geflossen, bei der anderen Hälfte werde derzeit noch diskutiert, wie das im Sinne des europäischen Wettbewerbsrechts umgesetzt werden können. "Ich würde sagen, dass wir da im Zeitplan ein wenig hinterherhinken."

Mehr Zuwanderung gefordert

Kritik übte Kocher auch an den Arbeitsmarkthürden für Fachkräfte aus Drittstaaten. „Die Zuwanderung nach Österreich muss besser funktionieren“. Am Standort Schaftenau gebe es derzeit mehr als 250 offene Stellen, die nicht so einfach im Inland besetzt werden können. Über die Rotweißrot-Karte dauere es viel zu lange, bis das Personal nach Österreich komme. „Wenn die Politik solche Standorte längerfristig halten will, muss das Thema längerfristig gelöst werden“.

CureVac

In der Luft hängt auch die mit dem deutschen  Biotechunternehmens CureVac geschlossene Vereinbarung zur Lohnfertigung von dessen Impfstoff-Kandidaten CVnCoV. CureVac gab diese Woche bekannt, den Impfstoff nicht mehr weiterentwickeln zu wollen.  Das Unternehmen will sich mit seinem britischen Partner GlaxoSmithKline (GSK) auf die Entwicklung weiterer, besserer Covid-19-Impfstoffe konzentrieren. Man sei in Gesprächen mit CureVac und evaluiere die Situation, sagt Kocher.