Wirtschaft

Millionenpleite einer Fenster- und Türenfirma

„Die Unternehmensgruppe befindet sich seit längerem in einem Transformationsprozess, zudem wurden seit September 2018 intensive Investorengespräche geführt, welche jedoch letztlich zu keinem Ergebnis geführt haben. Darüber hinaus verweist man auch auf die missglückte Einführung einer neuen Produktionssoftware“, sagt Markus Graf vom Gläubigerschutzverband AKV zum KURIER. „Das Unternehmen wird zu liquidieren sein. Inwiefern die offenen Forderungen allenfalls in die allgemeine Insolvenzmasse zu fließen hätten, wird sich erst im Rahmen der erforderlichen Prüfung möglicher Anfechtungstatbestände zeigen."

Die Hoco Bauelemente Gesellschaft m.b.H hat Insolvenz angemeldet. Das im Jahr 1986 gegründete Unternehmen soll als reine Vertriebsgesellschaft für ihre deutsche Schwestergesellschaft Hoco Fenster- und Haustüren GmbH für den österreichischen Markt fungieren. Zuletzt wurden nur noch 13 Dienstnehmer beschäftigt.

Die Österreich-Tochter habe „für Kredite der deutschen Schwesterunternehmen Hoco Fenster- und Haustüren GmbH bzw. HocoHolz Hofstetter & Co. Holzindustrie GmbH sämtliche Kundenforderungen aufgrund eines Global-Zessionsvertrages an die finanzierenden Banken abgetreten“.

Stille Abtretung

Diese Abtretung soll zunächst in stiller Form erfolgt sein, nachdem die Abtretung jedoch offengelegt wurde, so der AKV, und über die beiden genannten deutschen Schwestergesellschaften vor dem Amtsgericht Landshut Insolvenzverfahren eröffnet worden sind, wurde der Kredit fällig gestellt, sodass dem schuldnerischen Unternehmen jegliche Liquidität entzogen wurden.

„Eine positive Fortführungsprognose kann daher laut Insolvenzantrag nicht mehr abgegeben werden“, sagt Graf. Die Verbindlichkeiten betragen rund 1,827 Millionen Euro, davon entfallen rund 1,6 Millionen Euro auf Lieferanten. „Hier soll der Großteil die deutsche Schwestergesellschaft Hoco Fenster- und Haustüren GmbH betreffen, wobei hier eine Rangrücktrittsvereinbarung existieren soll“, heißt es weiter. Die Aktiva werden mit rund 157.000 Euro beziffert, wobei der Großteil auf die offenen Forderungen in der Höhe von rund 130.000,00 entfällt.

Die Bilanz

Eine Bilanz für das Geschäftsjahr 2018 wurde noch nicht beim Firmenbuchgericht eingereicht. Die Hoco setzte im Geschäftsjahr 2015 laut Firmencompass rund 7,62 Millionen Euro um, das EGT betrug minus 700.000 Euro. Der Bilanzverlust 2016 wurde mit 328.300 Euro beziffert. Der Jahresabschluss 2014 musste im April 2016 berichtigt werden. Im Jahr 2014 betrug der Bilanzgewinn noch 6,936 Millionen Euro. Damals betrug der Umsatz noch 8,888 Millionen Euro.

Laut Aktenlage soll der Bilanzgewinn noch an die Altgesellschafter, die Haas-Gruppe, ausgeschüttet worden sein.

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Der Firmen-Hintergrund

"Im Jahr 2015 wurde die Fensterproduktion der ehemaligen Schwestergesellschaft Haas Fertigbau Holzbauwerk GmbH & Co KG stillgelegt und die Provisionsvereinbarung aufgelöst", heißt es im BIlanzlagebricht 2016. "Die Fenster und Türen werden seitdem überwiegend bei der Hoco Fenster und Haustüren GmbH in Deutschland erworben. Bedingt durch einen weiteren Umsatzrückgang, aber auch durch Zusatzkosten im Rahmen der Neuausrichtung unseres Unternehmens, hat das Jahr 2015 mit einem deutlichen Verlust abgeschlossen, auch 2016 wird noch mit einem Verlust gerechnet.

Die Gesellschaft verfüge über eine Ertragsplanung, die Finanz- und Liquiditätsplanung erfolgt gesamt  für die Hoco-Gruppe; insbesondere auch gemeinsam mit der Konzerngesellschaft Hoco Fenster und Haustüren GmbH, von welcher der Großteil der Produkte bezogen wird.

Auf Basis dieser, den refinanzierenden Banken zur Verfügung gestellten, Gesamtplanung stehen der Gruppe bis 31. Dezember 2017 laut Firmenangaben "grundsätzlich ausreichend Kreditlinien bei der finanzierenden Bank zur Verfügung. Außerdem wurde die Zufuhr von zwei Millionen Euro Eigenkapital bzw. nachrangigem Fremdkapital zugesichert.

Finanzierungsvereinbarung bis Dezember 2020

Und weiter heißt es: "Die Finanzierungsvereinbarungen wurden von der Hoco Fenster und Haustüren GmbH abgeschlossen. Die der Gruppe gesellschafterseitig zugesicherten Mittel sind in Form eines nachrangigen Darlehens von zwei Millionen Euro (Fälligkeit 21.12.2020) an die Hoco Fenster und Haustüren GmbH zugeflossen."

Die Muttergesellschaft der Firmengruppe, die Hoco Holding GmbH, hat sich verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass die Gesellschaft so geleitet und finanziell ausgestattet wird, dass sie stets in der Lage ist, ihre gegenwärtigen und zukünftigen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Diese Patronatserklärung ist auf einen Betrag von einer Million Euro begrenzt und ist befristet bis zum 30. Juni 2017. Seitens der Schwestergesellschaft Hoco Fenster und Haustüren GmbH, Eggenfelden, wurde eine Rangrücktrittserklärung für die zum 31. Dezember 2015 ihr gegenüber bestehenden Verbindlichkeiten (1,05 Millionen Euro) ausgesprochen.

Dazu muss man wissen, dass die Hoco-Gruppe von der Adcuram Surface Treatment Technologies Holding GmbhH übernommen wurde.

Wackelige Ergebnisse

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, teilt das Unternehmen dem Firmenbuchgericht mit, "dass die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich von den der Refinanzierung zugrunde liegenden Planungen abweichen können, vor allem, wenn derzeit nicht erkennbare Risiken schlagend werden. Wesentliche Planabweichungen bei der Gesellschaft, aber auch insgesamt bei der Hoco-Firm engruppe, können dazu führen, dass die Gesellschaften in ihrem Fortbestand gefährdet sind."