Microsoft-Chefin: "Wir möchten niemanden verdrängen"
Von Anita Staudacher
Microsoft zählt in Österreich wie kaum ein anderes Unternehmen zu den Profiteuren der Corona-Pandemie. Quasi über Nacht musste auf Homeoffice und Homeschooling umgestellt werden, viele Unternehmen, Behörden und Schulen organisieren sich seither über die Zusammenarbeits-Plattform MS Teams.
Weltweit ist die Zahl der Teams-Anwender von März bis Oktober 2020 von 32 auf 115 Millionen gestiegen. Doch auch bei Business-Anwendungen, Hardware rund um Microsoft Surface, der Spielekonsole Xbox oder Cloud-Lösungen legte der US-Konzern zu. "Durch unsere große Produktpalette sind wir kristenresistent aufgestellt", meint Microsoft-Österreich-Chefin Dorothee Ritz im KURIER-Gespräch. Microsoft beschäftigt in Österreich 350 Mitarbeiter.
"Wir sind in allen Bereichen gewachsen, aber es hat sich im Laufe der Krise verschoben. Zunächst war Teams sehr gefragt, jetzt geht es mehr um Business-Tools und den Endgeräte-Markt". Bei Teams (Bestandteil des Office-Paktes 365) sei man in Österreich "noch lange nicht saturiert", besonders Klein- und Mittelbetriebe hätten noch Aufholbedarf. Immerhin würden 9 von 10 Firmen angeben, auch nach der Krise auf hybrides Arbeiten zu setzen.
Eroberung der Schule
Fix eingenistet hat sich der Software-Riese im Bildungsbereich. Durch einen Rahmenvertrag mit dem Bildungsministerium konnten Schulen Teams in der Krise kostenfrei beziehen und rasch installieren. Lehrer hätten jetzt viel mehr Möglichkeiten, individueller auf die Schüler einzugehen, meint Ritz.
Kritik heimischer Lernsoftware-Anbieter, dass Microsoft mit Gratis-Lizenzen seine Marktmacht rücksichtslos ausnutze, lässt Ritz nicht gelten. "Wir sind schon 25 Jahre im Education-Bereich. Es geht hier um Sicherheit auf der Plattform und um Verfügbarkeit. Es wären ganz viele Lernplattformen zusammengebrochen, wenn wir nicht im Hintergrund geholfen hätten, den plötzlichen Andrang zu bewältigen", argumentiert die Microsoft-Chefin.
Bezüglich Datensicherheit würde Microsoft im Gegensatz zu anderen Anbietern verhindern, "dass plötzlich fremde Leute auf die Plattform kommen und Kinder ansprechen". Auch den Vorwurf der Verdrängung anderer Hersteller weist sie entschieden zurück. "Wir möchten niemanden verdrängen. Als Microsoft sind wir nur erfolgreich, wenn auch Partner auf unserer Plattform ihr eigenes Business betreiben. Das gilt auch für den Bildungsbereich".
Milliardeninvestment ohne Förderung
Im Oktober gab Microsoft den Bau neuer Cloud-Rechenzentren in Österreich bekannt. Ziel: Daten heimischer Kunden sollen in Österreich bleiben. In die Rechenzentrums-Region Österreich soll in den nächsten vier Jahren eine Milliarde Euro investiert werden und bis zu 27.000 Arbeitsplätze bei den 4.000 Microsoft-Partnern sowie -Kunden zusätzlich entstehen.
"Wir beginnen mit dem Bauen und wollen in eineinhalb bis zwei Jahren damit fertig sein"
Die Abwicklung erfolgt über die Firma Microsoft Data Center Gmbh, die bereits ein Grundstück nahe Schwechat erworben hat, wie der Gewinn berichtete.
"Wir beginnen mit dem Bauen und wollen in eineinhalb bis zwei Jahren damit fertig sein", bestätigt Ritz den Grundstückserwerb. Die erste Eröffnung werde frühestens 2022 erfolgen. "Wir investieren, weil durch die digitale Transformation der Kundenbedarf da ist", erläutert die Managerin und verweist auf eine begleitende Aus- und Weiterbildungs-Offensive. Im Vorfeld war bereits bekannt geworden, dass vor allem Banken mit hohen Sicherheitsanforderungen das Microsoft-Rechenzentrum nutzen werden.
Die staatliche Investitionsprämie von 14 Prozent hat Microsoft für das Projekt bisher übrigens nicht in Anspruch genommen. "Die Förderung war nie ein ausschlaggebender Faktor für die Standortentscheidung", betont Ritz. Andererseits würde sich die Microsoft-Chefin wünschen, dass die staatliche Investprämie auch jene Betriebe in Anspruch nehmen können, die neue Software-Services wie Teams in Anspruch nehmen.