Wirtschaft

Lösung für russische RBI-Tochter verschiebt sich

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stellte sich für die Raiffeisen Bank International (RBI) so wie für viele andere westliche Unternehmen bald die Frage, wie es mit dem Engagement in Russland weitergehen soll. Nicht zuletzt unter dem Druck von Investoren und der Öffentlichkeit stellte die Bank schließlich nach mehr als einem Jahr nach Kriegsbeginn im heurigen März klar, dass nur ein Verkauf oder eine Abspaltung infrage käme.

Einen Beschluss dazu hätte es bis Ende September geben sollen. Doch daraus werde nun nichts, wie Bankchef Johann Strobl bei der Präsentation der Halbjahreszahlen mitteilte. Nun werde Ende Dezember angestrebt.

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Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck an zwei Optionen für unser Russlandgeschäft

Johann Strobl, RBI-Chef

„Es dauert länger als ich erwartet habe“, sagte Strobl. „Der Prozess ist in der Hand vieler Behörden und noch immer in der informellen Phase“, nannte er als Grund. Dabei zeige sich in seiner Wahrnehmung, dass ein Verkauf weiter fortgeschritten sei als eine Abspaltung. „Es ergeben sich dabei mehr Fragen, die es komplexer machen als bei einem Verkauf.“ Interessenten gebe es auch außerhalb Russlands. Eine Option dabei könnte auch eine Minderheitenbeteiligung sein. „Wir arbeiten mit all unseren Kräften an einer Lösung“, versicherte Strobl einmal mehr.

Der Anteil der Russland-Tochter am Betriebsgewinn der gesamten Gruppe ging von Ende März bis Ende Juni des Jahres von 45 auf 35 Prozent zurück. Das Kundenkreditvolumen war zum Ende des ersten Halbjahres 2023 nur noch rund halb so groß wie ein Jahr davor. In der Ukraine schrieb die Bank indessen 80 Millionen Euro Gewinn – „trotz der enorm schwierigen Rahmenbedingungen und einer sehr konservativen Risikovorsorge“, so Strobl. In der Vorjahresperiode stand noch ein Verlust von 70 Millionen zu Buche.

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Die gesamte RBI-Gruppe verzeichnete im Halbjahr ein Konzernergebnis von 1,2 Mrd. Euro, das waren um 27,9 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode (siehe Grafik). Grund dafür waren unter anderem positive Sondereffekte, die im Vorjahr schlagend geworden waren. So hatte der Verkauf der Bulgarien-Tochter in Höhe von 453 Mio. Euro positiv auf die Bilanz gewirkt. Dieser Effekt fällt heuer weg.

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Franken-Kredite

Weiters schlugen höhere Rechtsvorsorgen für offene Frankenkredit-Streitfälle in Polen auf den Gewinn. Aktuell sind laut Finanzvorstand Hannes Mösenbacher 11.585 Fälle offen. Die gesamte Rechtsvorsorge dafür betrage 1,2 Milliarden Euro, was einer Deckungsquote von 63 Prozent entspreche. Nach einem EuGH-Urteil im Juni habe es einen deutlichen Zuwachs an neuen Fällen gegeben, dementsprechend habe die Bank im zweiten Quartal zusätzliche 430 Millionen an Vorsorgen gebucht. Jeder Kredit müsse zudem mit Kapital unterlegt werden, hierfür seien derzeit weitere 308 Millionen gebunden, so Mösenbacher.

Auf der Einnahmenseite schrieb die Bank indessen Zuwächse: Das Nettozinsergebnis legte um 25 Prozent auf 2,75 Mrd. Euro zu und der Provisionsüberschuss wuchs um 8,4 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro an.