Wirtschaft

Lobby-Chef von Bayer: "Glyphosat gut fürs Klima"

Der neue Lobby-Chef von Bayer, Matthias Berninger, stellt sich im Interview mit dem deutschen Handelsblatt hinter die Pläne der EU-Kommission, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. „Die Industrie sollte sich an die Spitze der ökologischen Modernisierung Europas stellen“, sagte der 48-Jährige im Interview.

„Ohne die Wirtschaft wird es nicht gehen, und wenn wir das Richtige tun, wird die EU nicht das Falsche machen“, ergänzte der frühere Bundestagsabgeordnete der Grünen.

Zum Ziel der EU-Kommission, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einzudämmen, werde Bayer mit der flächendeckenden Verbreitung der Digitaltechnik in der Landwirtschaft beitragen.

Erneute Zulassung

„Zugleich wünschen wir uns aber auch, dass die Politik offen ist für die Zulassung der nächsten Generation von Pflanzenschutzmitteln, die in noch geringeren Mengen wirksam sind“, sagte Berninger.

Vor wenigen Tagen haben mehrere Agrarchemiefirmen, darunter Bayer, die erneute Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in Europa ab 2023 beantragt. Berninger lehnt Forderungen ab, dass Bayer das Mittel wegen möglicher Gesundheitsgefahren selbst vom Markt nehmen sollte.

Glyphosat werde von den Behörden als sicher eingestuft, zudem sei das Mittel in den USA und Lateinamerika für die Landwirtschaft systemrelevant, sagte er. „Es wäre illusorisch zu glauben, die amerikanische oder brasilianische Landwirtschaft würde zum Pflügen zurückkehren.“ Durch die CO2-Einsparungen im Einsatz sei Glyphosat zudem positiv für die Umwelt, so der ehemalige Grüne.

"Die Daten belegen das"

Berninger wörtlich: „Die Daten belegen das. Die Produktion von Glyphosat ist zwar recht CO2-intensiv. Aber durch den Einsatz wird das Dreifache an CO2 wieder eingespart. Wer einen Traktor mit Pflug zur Bodenbearbeitung einsetzt, erzeugt auf zwei Arten Treibhausgasemissionen: durch den erheblich höheren Aufwand des Verbrennungsmotors und weil Pflügen CO2 aus dem Boden freisetzt.“

Für eine neue Zulassung von Glyphosat ab 2023 sieht Berninger zudem weitere Gründe:  Derzeit sei das geplante Verbot ab 2022 seiner Meinung nach „eine politische Entscheidung. Es sollte aber eigentlich primär eine wissenschaftliche sein. Weil wissenschaftlich nichts gegen eine Wiederzulassung von Glyphosat spricht.“

In Österreich war vereits für 2020 ein Verbot von Glyphosat geplant, dass die Regierung wegen eines Formalfehlers aber aufheben musste. Daraufhin hat der Nationalrat Mitte Dezember einen neuen Anlauf für ein vorzeitiges Verbot unternommen. Das letzte Wort hat aber Brüssel.